Landeshauptstadt: „Engel der Lüfte“ kommt in die Heimat
Ab heute gastiert der Zirkus Probst im Volkspark - mit dabei ist der junge Potsdamer Artist Patrick Lavére
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Ab heute gastiert der Zirkus Probst im Volkspark - mit dabei ist der junge Potsdamer Artist Patrick Lavére Von Henri Kramer Bornstedt – „Der Engel der Lüfte“ - so lautet der blumige Spitzname von Patrick Lavére. Er arbeitet beim Zirkus Probst, der von heute bis Sonntag in Potsdam gastiert. Für den jungen Artisten Lavére ist das Quartier im Volkspark im Bornstedter Feld etwas Besonders. Potsdam ist seine Heimatstadt. Der 22-jährige freut sich auf die vier Tage: „Wegen meines Berufs bin ich nur noch im Winter hier.“ Die restliche Zeit des Jahres lebt Lavére unterwegs in seinem Wohnwagen. Das Zirkusleben scheint Patrick Lavére in die Wiege gelegt: Der Cousin seiner Oma ist der heutige Chef des Zirkus Probst, Lavéres Vater war Clown und Reiter, die Mutter Artistin. Seine Eltern sind heute nicht mehr aktiv. „Sie haben mich bei meinem Job immer unterstützt“, erzählt er. Doch eigentlich wollte er zunächst gar nicht zum Zirkus. „In der Schule war ich nicht besonders gut und stellte mir vor, Gärtner zu werden“, sagt er. Doch dann will Patricks Cousine Sandy an die renommierte Staatliche Schule für Ballett und Schule für Artistik Berlin – allerdings nicht allein. Patrick willigt ein, mitzukommen und besteht 1996 sofort die Aufnahmeprüfung. Es folgt die vierjährige Ausbildung. Im Anschluss landet Lavére beim Zirkus Probst, der schon seit 59 Jahren durch die Weltgeschichte tourt. Chef Rudolf Probst ist inzwischen 81 Jahre alt. Für den dienstältesten Zirkusdirektor Deutschlands schwebt Lavére nun durch die Manege, führt an Gurten Tricks vor, ohne schützendes Netz unter sich. Rund 70 Zirkusleute aus acht Nationen sind bei der Tournee dabei, die in diesem Jahr von März bis November dauert und durch mehr als 80 Städte führt, vornehmlich durch die neuen Bundesländer. Zeltaufbau, Zeltabbau, Weiterfahren, Woche für Woche. „Gegen Ende der Saison freut sich jeder auf zu Hause“, sagt Lavére. Einen anderen Beruf als Artist kann er sich dennoch nicht vorstellen, auch wenn sein Job zusätzlich noch gefährlich ist. Einen komplizierten Bruch des linken Ellbogen und des Handgelenks hat er schon hinter sich. Der Unfall passierte am 9. Juni 2001 irgendwann zwischen neun und halb zehn in der Früh. „An solch ein Datum erinnert man sich ein Leben lang“, sagt Lavére. Am Unglückstag war eine Probe mit springenden Kamelen angesetzt, er stand oben in der Manege und fiel zwei bis drei Meter tief. Im Krankenhaus der Schock. „Die Ärzte meinten, dass ich meine Karriere als Artist aufgeben muss.“ Lavére setzte neun Monate aus. Heute ist seine linke Hand noch immer etwas steif, doch behindert sie Patrick nicht mehr. Auch das Lampenfieber ist inzwischen weg, kommt nur noch, wenn er vor früheren Trainern auftritt. Doch wenn die Lichter angehen, ist die Nervosität weg, klappt es mit dem Spagat in der Luft. „Es ist immer noch ein besonderes Gefühl vor einem großen Publikum aufzutreten“, sagt er. Als Musik bevorzugt Patrick moderne Klänge wie aus dem Kinohit „Matrix“. Zu traditioneller Zirkus-Musik will er nicht auftreten. Ab heute ist Lavére wieder in Potsdam. Hierher kommt er auch im November, dann in den Winterurlaub: „Es ist immer schön nach Hause zu kommen.“ Er zögert kurz. Denn nach zwei Wochen fängt es sicher wieder an zu kribbeln.
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