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Landeshauptstadt: Engel, Onkel, AC/DC

Ferien kreativ: Im Atelier der Babelsberger Keramikerin Anette Weber gestalten Ferienkinder Familienwappen für die Haustür

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Babelsberg - „Also mein Nachname Brenner steht für Berufe, die was mit Feuer zu tun haben, deshalb hab ich hier Flammen eingezeichnet.“ Inmitten der Flammen ein knorriger Baum, Symbol für die Natur und langes Leben, erklärt Lara Luise. Außerdem hat sie in die Platte aus braunem Ton Zeichen für ihre Lieblingsfächer geritzt: gut erkennbar Noten für Musik, eine Farbpalette für Kunst. Und ganz oben das Kreuz – „das gehört irgendwie einfach dazu“, findet das elfjährige Mädchen.

Lara ist eines von fünf Kindern, die in der letzten Ferienwoche in die Töpferwerkstatt zu Anette Weber gekommen sind. Einige sind nicht zum ersten Mal hier, andere kennen die Arbeit mit Ton aus der Schul-AG. Dass die Keramikerin ein Thema vorgeben würde, war für manche von ihnen eine Überraschung. Familienwappen zu kreieren, finden sie aber alle spannend. So ein Wappen hat nicht mal Edgar, der erzählt, dass sein Großonkel ein Graf von Kanitz war. Als Erinnerung an den adeligen Vorfahr platziert er eine Krone ins Wappen, gleich neben dem Speer: „Mein Vorname bedeutet nämlich Reichtum, Kraft und Speer“, und Edgar findet das ein bisschen cool, so wie er das erklärt.

Das Spezialwissen für ihre Arbeit mussten sie sich, Ferien hin oder her, zuerst erarbeiten. Anette Weber hatte Bücher, dicke Wälzer, mitgebracht, Vornamenlexikon, einen Wegweiser durch die Welt der Symbole. Denn bevor es an die Arbeit mit den zwei Zentimeter dicken Platten ging, wurde eine ordentliche Bleistiftskizze angefertigt. Die Umsetzung ist nun schon schwieriger, wenn mal die Luft raus ist, lässt sich aus Tonresten ganz nebenbei auch prima ein Raumschiff von Starwars basteln. Konzentration, fordert dann Anette Weber: „Zieht die Linien nach, damit man was erkennt!“ Und ob denn unbedingt die Buchstaben AC/DC mit in das Familienwappen müssen, fragt sie die Jungs entsetzt. „Das muss euch doch in einem Jahr auch noch gefallen!“ Dort auf den Tontafeln tummeln sich indes jede Menge Haustiere, vom Hund Frido, der Fische frisst und nur einen verschont hat, der nun das Wappen ziert, bis hin zum fabelhaften Relief des Kopfes der Familienkatze Grobi. Und mitten drin ein Herz: „Das bedeutet Zusammenhalt, dass man niemanden im Stich lässt“, weiß Anja.

Und so werden die drei Stunden im Atelier nicht nur zu einer Fingerübung, sondern zum Nachdenken über das, was einem lieb und wichtig ist. Auf keiner Platte fehlen daher die Initialen von Brüdern und Schwestern, und was dem einen ein Engel, ist dem anderen der Name des Rappers 50 Cent. Anette Weber lässt die Kinder gewähren. „Ihr müsst noch die Kanten glätten, aber vorsichtig, als würdet ihr sie streicheln“, sagt sie zum Schluss. Dann muss auch ein Atelier aufgeräumt werden. Werkzeuge abwaschen, Krümel in die Krümelkiste. Die Platten wird Anette Weber trocknen lassen, brennen, grundieren und glasieren. Erst dann sind sie fertig, um einmal eine Hauswand zu zieren. Steffi Pyanoe

Familienwappen letztmalig am heutigen Freitag im Atelier o.Ton, Wichgrafstraße 32, von 10 bis 13 Uhr.

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