Landeshauptstadt: Entschärfung mit Knalleffekt
Heute Vormitttag ist die Innenstadt gesperrt, weil erneut eine Bombe unschädlich gemacht wird
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Innenstadt/Zentrum Ost - Ab 8 Uhr ist der Hauptbahnhof gesperrt, rund 9700 Potsdamer müssen bis dahin ihre Wohnungen verlassen haben: Am heutigen Mittwoch soll die am Hauptbahnhof gefundene Weltkriegsbombe entschärft werden. Der Sperrkreis umfasst wie berichtet die südliche Innenstadt zwischen den Straßen Am Kanal, Humboldtbrücke, Humboldtring, Lotte-Pulewka- Straße, Friedrich-Engels-Straße, Friedhofsgasse, Heinrich-Mann-Allee, Am Brauhausberg, Finkenweg, Leipziger Straße, quer über die Havel bis zum Lustgarten, Schloßstraße und über die Friedrich-Ebert-Straße bis zur Straße Am Kanal. Betroffen sind neben dem Hauptbahnhof und dem Landtag auch das Schwimmbad am Brauhausberg, das Bildungsforum sowie drei Seniorenheime, drei Schulen und sechs Kitas. Trotz Entschärfung wird ein Knall zu hören sein, erklärte ein Stadtsprecher: Sprengmeister Mike Schwitzke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Brandenburg werde den Zünder vor Ort per Sprengung unschädlich machen. Die 250-Kilogramm-Bombe US-amerikanischer Bauart ist bereits der zweite Munitionsfund auf der Baustelle für den künftigen Sitz der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). Obwohl das Areal zwischen Bahnhof und Neuer Fahrt nach ILB-Angaben vor Beginn der Bauarbeiten von einer Spezialfirma abgesucht wurde, können weitere Bombenfunde nicht ausgeschlossen werden. Denn nach Kriegsende war dort eine bis zu vier Meter dicke Bauschuttdecke aufgeschüttet worden. Die Aushubarbeiten werden laut ILB weiter von der Spezialfirma begleitet.
Die betroffenen Schulen – die Luxemburg-Grundschule, die Grundschule am Humboldtring und die Lenné-Gesamtschule – rufen die Eltern auf, ihre Kinder zu Hause zu lassen. Eine Notfallbetreuung gibt es zwischen 7.30 Uhr und 14 Uhr im Förderzentrum am Bisamkiez 107-111. Auch für andere Einwohner organisiert die Stadt Aufenthaltsmöglichkeiten, zu denen Shuttle-Busse aus dem Evakuierungsbereich pendeln. Für Fragen zum Sperrkreis hat die Stadt ein Infotelefon unter (0331) 289 1666 eingerichtet.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein forderte am Dienstag eine stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes bei Entschärfungen von Weltkriegsmunition der Alliierten. Bisher übernehme der Bund lediglich bei sogenannter „reichseigener Munition“ und auf eigenen Liegenschaften die Kosten. Für die Beseitigung von Weltkriegsmunition der Alliierten müssen dagegen die Länder bezahlen – für Brandenburg sei das ein zweistelliger Millionenbetrag im Jahr.
In Potsdam gingen die meisten Bomben beim Luftangriff in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1945 nieder. Mehr als 1500 Menschen starben in der Nacht. Einen US-amerikanischen Tagesangriff gab es am 21. Juni 1944. jaha
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