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Potsdamer bei "The Voice of Germany": Er bringt Frauen zum Weinen

Jonny Lee Möller aus Potsdam ist gerade einmal 18 Jahre alt und will „Voice of Germany“ werden. Am morgigen Donnerstag läuft sein Auftritt im Fernsehen.

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Potsdam - Telefonieren geht, aber erst nach 18 Uhr. Vorher sitzt er im Zug. „Muss ja nicht jeder mithören“, sagt Jonny Lee Möller, als er dann ausgestiegen ist in Schwarzheide. In dem Städtchen kurz vor der Grenze zu Sachsen wird am morgigen Donnerstag Jonny Lee bei seiner Oma auf der Couch sitzen und zur besten Sendezeit „The Voice of Germany“ gucken. Und mit ihr anstoßen. Wenn er denn weitergekommen ist. „Mal sehen“, sagt er geheimnisvoll, man hört ihn förmlich durchs Telefon grinsen. „Ich sage nichts, es soll ja alles fair ablaufen. Wir wollen, dass morgen viele zuschauen. Auch die, die rausfliegen, verdienen das.“

Seit zwei Wochen läuft die neue Staffel „The Voice of Germany“, eine TV-Castingshow, in der junge Gesangstalente entdeckt werden sollen. Das Auswahlverfahren zieht sich über mehrere Monate hin – wer am Ende übrig bleibt, wird sich im Dezember zeigen. Jonny Lee ist der einzige Kandidat aus Potsdam. Gerade ist er 18 Jahre alt geworden. Vor zwei Jahren hat er seinen Schulabschluss an der Coubertin-Oberschule am Stern gemacht. Jetzt ist er Azubi im zweiten Lehrjahr. „Ich mache eine dreijährige Ausbildung zum Glas- und Gebäudereiniger, das ist ein ordentlicher Ausbildungsberuf“, sagt er. Da gehe es nicht nur ums Fensterputzen. Zum Beispiel lerne er alles übers Parkettschleifen. Aber ausgerechnet jetzt hat er einen Lehrgang, die ganze Woche in Großräschen bei Cottbus. Und weil er derweil bei seiner Oma wohnt – „Internat ist nicht so gut“ – muss die mit ihm die Show anschauen.

"Ich singe eben einfach gerne"

„Die finden das aber alle gut“, sagt Jonny Lee über seine Eltern, seine Familie. Sogar sein Chef fand es dann okay, obwohl er am Anfang darüber gewitzelt hat, als Jonny Lee für die Teilnahme bei ihm Urlaub beantragte. „Na mach mal ruhig“, sagte er dann. Also fuhr Jonny Lee im Sommer für eine Woche in die Studios in Berlin-Adlershof.

Für ihn kam nur diese eine Castingshow infrage. Die passt zu ihm, sagte er über sich. „Ich singe eben einfach gern. Auch meine Freunde sagten, ich muss das machen.“ Zum Casting hat er seine Freundin mitgenommen. Die saß backstage, konnte aber live zuschauen. Und heulte vor Aufregung und Rührung. Das passte zu dem Titel, den sich Jonny Lee für die sogenannte Blind Audition ausgesucht hatte: „When Susannah Cries“ von Espen Lind. Er sei eher der Typ, der normale, gefühlvolle Songs und Balladen singt. „Rappen kann ich zum Beispiel gar nicht. Ich mag Snow Patrol oder Titel von Andreas Bourani.“ Der ist auch einer der vier Coaches, der Trainer, die sich aus den gut 150 Bewerbern die Sahnehäubchen rauspicken. „Ich glaube schon, dass das fair abgeht. Die sehen uns ja zunächst nicht, es kann also nicht nach Aussehen gehen. Die hören einfach, ob in jemandem Potenzial drinsteckt“, sagt der Kandidat.

Viel ernsthafte Konkurrenz

Immer schon hat Jonny Lee gern gesungen. „Damit kann man einfach besser Emotionen ausdrücken, Dinge besser sagen als nur mit Worten. Wissen Sie, was ich meine?“ Im Musikunterricht in der Schule war er deshalb nicht automatisch gut, das kam erst später. Als er beim Vorsingen in der siebenten Klasse seiner Lehrerin auffiel. Dann ging er in den Schulchor, sang bei Weihnachtskonzerten, und sang irgendwann auch in einer Band – bei einem Projekt im Jugendzentrum Lindenpark. In seiner Schule hatte er auch Gesangsunterricht in einer kleinen Gruppe. „Aber die andere Schülerin kam oft nicht, gut für mich, so hatte ich Einzelunterricht“, sagt er. Noten lesen kann er zwar trotzdem nicht so richtig, aber das sei nicht schlimm. „Ich hab einfach Talent dazu, das geht auch ohne Notenkenntnisse“, sagt er selbstsicher.

Die Sicherheit hat ihn wohl auch durch das erste Casting getragen. Alles ging gut, den Text hat er auch nicht vergessen, obwohl er natürlich nervös war. „Klar, bei so vielen Leuten.“ Wie es weitergeht, wenn er weiterkommt? Sein Traum wäre es, wenn er einfach nur mit dieser Musik weitermachen könnte, sagt er bescheiden. Seine Chancen kann er schlecht einschätzen. Es gebe viel ernsthafte Konkurrenz. Und außerdem möchte er bei all der Euphorie die Bodenhaftung nicht verlieren. Das ist so ein bisschen wie bei seiner Arbeit. „Es gibt Leute, die machen es einfach, und Leute, die lernen, wie es richtig geht“, sagt Jonny Lee über seinen Beruf. Wenn man ihn zu seiner musikalischen Laufbahn fragt, sagt er schlicht: „Ich bleibe Realist.“ Aber das kann im Zeitalter der Castingshows vieles bedeuten. Vielleicht, sagt er zum Schluss mit einem Hauch Triumph in der Stimme, wird er ja demnächst seine Handynummer verstecken müssen.

„The Voice of Germany“ am morgigen Donnerstag um 20.15 Uhr auf ProSieben.

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