Landeshauptstadt: Er folgt seiner heimlichen Liebe
Wieland Eschenburg pflanzte eine Esche und wird nun Burg und Wehr der Cottbuser
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Wieland Eschenburg pflanzte eine Esche und wird nun Burg und Wehr der Cottbuser Von Hella Dittfeld „Die Kultur war schon immer meine heimliche Liebe“, gesteht Wieland Eschenburg, und der folge er nun, wenn er nach Cottbus gehe. Seine Lebenspartnerin, die Cottbuserin Elke Ullmann, werde ungerechterweise verdächtigt, ihn abgeworben zu haben. „Sie war es nicht.“ Und dann zeigt er auf den Mann, der es geschafft hat: Martin Schüler, Intendant des Cottbuser Theaters und Vorstand der neuen Stiftung, die Theater und eine beachtliche Kunstsammlung vereinen wird. „Ich brauchte dafür einen Mann, der Erfahrung mit Kunst und Politik hat“, so Schüler. Und er bekam ihn. Wagemutig hatten sich die Cottbuser bei der Verabschiedung des Oberbürgermeister-Büroleiters und Pfingstbergvereinsvorsitzenden unter die Potsdamer Freunde und Kollegen Eschenburgs gemischt, die den immer fröhlichen und kampfeslustigen Organisator nur ungern scheiden sehen. Und wo konnte die Verabschiedung anders stattfinden als eben in jenem Belvedere, für das der Pfingstbergverein und allen voran sein Vorsitzender Eschenburg wider alle Skepsis genügend Geld sammeln konnten, um es in kurzer Zeit wiederaufzubauen. „Es war nicht die Leistung eines einzelnen Mannes“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs, „aber kein Mann hat diesem Bauwerk so sehr seine Seele eingehaucht wie Wieland Eschenburg.“ Seelenlos will er „sein Kind“ nicht zurücklassen. Er bleibt Vereinsvorsitzender, hätscheln werde es der Verein aber selbst, gab er das Lob weiter. „Wir sind traurig, dass er geht“, sagte einer seiner engsten Partner über Jahre, der einstige Schlössergeneraldirektor Prof. Hans-Joachim Giersberg. Doch nächstes Jahr sei das Belvedere fertig. Da verstehe er schon, dass die neue Aufgabe reizt. Und genau diese neue Herausforderung, Cottbus mit lebendigem kulturellen Flair zu versehen, den Umbau des Dieselkraftwerks zur Kunsthalle 2007 durchzusetzen und 2008 den 100. Geburtstag des Theaters zu feiern, das zieht ihn fort von der „Insel der Glückseligkeit“, wie er Potsdam denn doch nennt. Eschenburg, 1959 in Rostock geboren, gelernter Möbeltischler und Orgelbauer, Bausoldat, Fernstudium als Musikinstrumentensanierer wird 1990 Stadtverordneter für Neues Forum/Argus, ist von 1991 bis 1994 Kulturdezernent, beginnt 1995 für die Schlösserstiftung mit dem Bergen von Bauteilen des ruinösen Belvederes. Im gleichen Jahr wird er Persönlicher Referent von Umweltminister Matthias Platzeck, dem er als Büroleiter des Oberbürgermeisters in die Potsdamer Stadtverwaltung folgt. Auch unter Jakobs bleibt er die rechte Hand des OB. „Er hat so manche Pfeile auf sich gezogen, die eigentlich für mich gedacht waren“, meint Jakobs, „hat Aggressionen ausgehalten, aber auch Püffe ausgeteilt.“ Dass er nicht zwischen allen Stühlen gelandet ist, sei allein schon einen Orden wert. Den hat Eschenburg auch bekommen, allerdings für den Wiederaufbau des Belvederes. Er erhielt das Bundes-Verdienstkreuz. Bereits seit 1988 ist er Vorsitzender des Fördervereins Pfingstberg e.V. und seit 2004 auch Vorsitzender der Fördergesellschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche. Den Büroleiterstuhl und den Garnisonkirchenverein vererbt er nun seinem bisherigen Stellvertreter Wolfgang Hadlich. „Ich trete da in große Schuhe“, meint der, „aber man kann ja wachsen.“
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