Landeshauptstadt: Erfolglose Drohgebärden
Wie die CDU das „Drewitz-Center“ retten wollte
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Kirchsteigfeld - Es war ein letzter und schlussendlich gescheiterter Versuch. Doch er hinterließ einen faden Nachgeschmack: Der CDU-Stadtverordnete Peter Lehmann tat am gestrigen Mittwoch im Stadtparlament noch einmal alles, um Investor Henrik Aldinger den Weg für sein „Drewitz-Center“ an der Autobahn-Ausfahrt „Potsdam Drewitz“ im Wohngebiet Kirchsteigfeld zu ebnen. Dabei war Lehmann sich nicht zu schade, krude Schlussfolgerungen und Drohungen zu transportieren – assistiert von CDU-Fraktionschef Michael Schröder.
Lehmanns Bestreben: 6,5 Hektar Wald an der Autobahn sollen gerodet, dafür das Gewerbegebiet gebaut werden. Nach heftigen Bürgerprotesten, nach Workshops und Debatten hatte die Stadtpolitik das schon vor Monaten abgelehnt und damit die bisherigen „Drewitz-Center“-Pläne zunichte gemacht. Doch weil am Mittwoch nun die Abstimmung über den Flächennutzungsplan, der auch festlegt, wo Wald erhalten bleibt, im Stadtparlament auf der Tagesordnung stand, trat Lehmann noch einmal in Aktion. Seine Botschaft erschien abstrus: Der Wald müsse nicht erhalten bleiben, weil der Privateigentümer – also Investor Aldinger – ihn dann sowieso einzäunen werde. Die Bäume, so Lehmanns Logik, könnten somit auch gleich weg. Und nur mit der Rodung könnte eine wirkliche Verbesserung für das Kirchsteigfeld erzielt werden: Werde die Abholzung erlaubt, werde der Investor nämlich zusätzliche 3,5 Hektar Wald stehen lassen. Die Kirchsteigfelder könnten „sich dem Wald dann annehmen“, so Lehmann. Wie es funktioniert, private Waldfläche einzuzäunen, erklärte er auch gleich: Das sei dem Eigentümer erlaubt, wenn er den Wald wie von ihm verlangt pflege und neue Laubbäume pflanze, die dann vor gefräßigem Wild geschützt werden müssten. Das sei „nicht boshaft vom Waldbesitzer“, sondern notwendig, so CDU-Fraktionschef Schröder. Bleibe der Wald, „werden die Leute im Kirchsteigfeld damit leben müssen, dass er jahrelang nicht zugänglich ist“.
Diese Argumentation überzeugte nur noch die FDP-Stadtverordneten. Alle anderen lehnten Lehmanns Vorstoß ab. Und Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg wies darauf hin, dass „kein Investor gut beraten ist, wenn er versucht, mit Drohgebärden ein bestimmtes Verhalten von Verwaltung und Stadtverordneten zu erzwingen“.
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