Landeshauptstadt: Erinnern und aufklären
Mit einer Demonstration in der Potsdamer Innenstadt wurde gestern des Unglücks in Tschernobyl gedacht
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Innenstadt - Mit einer Stimmung aus Trauer und Hoffnung wollten die Teilnehmer der gestrigen Demonstration durch die Potsdamer Innenstadt an den 20. Jahrestag der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl erinnern. Mit Transparenten und Plakaten zogen die Demonstranten ab 18.30 Uhr vom Alten Markt zum Luisenplatz, wo gegen 20 Uhr eine Abschlusskundgebung stattfand. Sie stand unter dem Motto „Erinnern an Tschernobyl – Einstehen gegen Atomkraft – Entschieden für Erneuerbare“. Dabei rekonstruierte ein Hörspiel den Tag des Unglücks noch einmal.
Für viele der Anwesenden war dies ein Moment, der traurige Erinnerungen wieder hervorrief. So auch für Klaus Hugler. Der Publizist und engagierte Atomkraftgegner setzt sich seit 1986 für die Abschaffung von Atomkraftwerken ein, seit Bekanntwerden des Unglücks. „Es gibt gute Gründe, heute an möglichst vielen Stellen zu demonstrieren“, sagte er und verwies darauf, dass eine 100-prozentige Sicherheit der Kraftwerke auch heutzutage nicht garantiert werden könne. „Wer hier steht, der weiß, warum er das tut – der will seine innerste Überzeugung zum Ausdruck bringen“, so Hugler.
Etwa 50 Demonstranten zogen nach Angaben der Polizei durch die Innenstadt – die Initiatoren, darunter Greenpeace, der Naturschutzbund Brandenburg und Bündnis 90 / Die Grünen, sprachen von 100 Teilnehmern. „Wir sind zufrieden“, sagte Mitinitiatorin Nicole Gernhard von den Atomkraftgegnerinnen Potsdams.
Bereits am Mittag hatte Bündnis 90 / Die Grünen an einem Infostand in der Brandenburger Straße für erneuerbare Energien geworben. Mit einem mobilen Strompreisrechner versuchten sie Passanten davon zu überzeugen, auf Öko-Strom – etwa aus Wasserkraft- oder Solaranlagen – umzusteigen. Zudem verteilten Mitarbeiter kleine gelbe Anstecker mit der Aufschrift „Atomkraft – nein danke“. Diese Buttons hatten sich etliche Teilnehmer später zur Demonstration an ihre Jacken und Rucksäcke geheftet.
Dass nach wie vor Aufklärungsbedarf in Sachen Energiegewinnung und -verbrauch besteht, bestätigte auch Florian Stiel. Der Schüler hatte durch Freunde von der gestrigen Demonstration erfahren und sich spontan zur Teilnahme beschlossen. Der 13-Jährige bemängelte, dass „das Thema nur zu Anlässen wie dem Jahrestag präsent“ sei. Dieses Problem kritisierte auch Nils Nabel von Bündnis 90 / Die Grünen: Gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Diskussion um die Verlängerung von Laufzeiten bei Kernkraftwerken müsse an die Risiken von Atomkraft erinnert werden, sagte er im Vorfeld der Demonstration. hey
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