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Landeshauptstadt: Erinnerung an den Tod

Die BBAG lud zum islamischen Opferfest ein

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„Ein Moschee-Bau in Potsdam wird sich nicht vermeiden lassen.“ Das sagte Kilian Kindelberger, Geschäftsführer der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgesellschaft (BBAG), gestern am Rande einer Veranstaltung anlässlich des islamischen Opferfestes, zu der die BBAG gestern Nachmittag in die Schulstraße eingeladen hatte. Die islamische Gemeinde in der Landeshauptstadt wachse ständig, so Kindelberger, der selbst Muslim ist. Er schätzt die Zahl der islamischen Potsdamer anhand der Zuwanderungsstatistik der Stadt, die allerdings nur die Herkunftsländer erfasst, auf über 400.

Von ihnen waren gestern aber nur eine Handvoll zu der „interkulturellen Begegnung“ in die Schulstraße gekommen. Denn das Opferfest, das als höchstes islamisches Fest gilt, wird traditionell eher in der Familie oder in Gemeinden begangen, erklärte Hala Kindelberger, Vorsitzende des Ausländerbeirats, den etwa 20 Gästen. Zum ersten Mal hatte die BBAG eine Veranstaltung zum Opferfest geplant: „Wir wollen einen Dialog anschieben, Offenheit für Zuwanderer herstellen“, sagte Kilian Kindelberger. „Zugewanderte Muslime tun sich schwer mit der Öffentlichkeit“, räumte er auch ein.

Mit dem Opferfest wird an die Geschichte von Ibrahim, der im Alten Testament Abraham heißt, erinnert: Dem Koran nach erklärt er sich bereit, seinen Sohn Ismail auf Gottes Wunsch hin zu opfern. Als Allah die Bereitschaft sieht, wendet er das Opfer jedoch ab und ein Widder wird stattdessen getötet.

Ein Tieropfer gehört bis heute zu den Bräuchen für dieses Fest. Zwischen einem und vier Tagen lang feiern Muslime in aller Welt das Opferfest – am heutigen Samstag ist der dritte Tag. Dass das Fest in diesem Jahr beinahe mit Weihnachten zusammenfällt, ist allerdings Zufall, erklärte Hala Kindelberger: Denn die islamischen Feiertage werden nach dem Mond berechnet und wandern jedes Jahr elf Tage rückwärts. Das Opferfest kann also in jeder Jahreszeit stattfinden.

Die Mitglieder der Islamischen Gemeinschaft am Park Sanssouci haben das Fest bereits am Donnerstag gemeinsam begangen, berichtete Gemeindemitglied Thomas Schröder gestern: Etwa 80 Gemeindemitglieder hätten in den Räumen in der Weinbergstraße von 8 bis um 23 Uhr zusammen gesungen, gegessen und geredet, erzählte der 44-jährige Rechtsanwalt, der seit fünf Jahren Muslim ist. Auch traditionell geschächtetes Fleisch gehörte zu den Speisen: Das könne die Gemeinde aus Berlin beziehen.

Das Opferfest sei für ihn mit der Erinnerung an den Tod verknüpft, erklärte Schröder, der sich den islamischen Namen Mehmed Malik gegeben hat. Dadurch werde das Leben bereichert. Seine Ehefrau erlebte der Opferfest zum ersten Mal in Deutschland: Erst vor vier Monaten sei sie aus Marokko nach Potsdam gekommen, erzählte Siham Schröder. Heimweh habe sie aber auch an den Opferfesttagen nicht: Sie fühle sich in der Potsdamer Gemeinde bereits wie „inmitten einer Familie“, sagte die gelernte Krankenschwester. Jana Haase

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