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Breite Arme. Auch Silvio Heinevetter konnten Kiel nichts entgegen setzen.

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Sport: Erinnerung an vergangene Jahre

Die Füchse Berlin haben beim 29:33 im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga gegen Kiel keine Chance

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Berlin - Im Paketschnüren haben sie mittlerweile so ihre Erfahrungen bei den Füchsen Berlin. Vor großen Begegnungen gibt der Handball-Bundesligist gern mal große Entscheidungen bekannt und verknüpft das bei Heimspielen garantierte öffentliche Interesse mit allerlei Brimborium. Das galt auch am Sonntag vor dem Spitzenspiel gegen den THW Kiel. Unter anderem wohnten Bundestrainer Martin Heuberger und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit der durch eine Zusatztribüne geschaffenen Rekordkulisse von 10 000 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle bei, die vor dem Anpfiff lautstark die Verlängerung des Vertrags mit Manager Bob Hanning um weitere fünf Jahre bejubelte.

Ein Teil des Pakets blieb gestern allerdings trotz aller Anstrengungen aus: sportlicher Erfolg. 29:33 (12:18) unterlagen die Füchse dem deutschen Handball-Rekordmeister, wobei sie vor heimischer Kulisse schon lange nicht mehr so chancenlos waren wie am Sonntag. Durch die Niederlage verpasste die Mannschaft von Trainer Dagur Sigurdsson zudem die Gelegenheit, in der Tabelle an den Kielern vorbeizuziehen und sich vorläufig auf Platz zwei festzusetzen. „Es war nicht unser schlechtester Tag, wir hatten einfach einen sensationell guten Gegner“, sagte Sigurdsson. „Das war das Beste, was ich von meiner Mannschaft in dieser Saison gesehen habe“, bestätigte Kiels Coach Alfred Gislason.

Das Duell zwischen der statistisch besten Abwehr und der treffsichersten Offensive der Liga entschieden zunächst die Kieler für sich. Nach einer Viertelstunde hatten die Gäste der hochgelobten Deckungsreihe der Berliner bereits zehn Tore eingeschenkt (10:6). Dass die Berliner ihrerseits Probleme im Angriff hatten, resultierte aus dem guten Rückzugsverhalten des THW, das wiederum eine große Berliner Stärke eliminierte: den Gegenstoß. In der ersten Hälfte gelang den Füchsen kein Kontertor, vielmehr rieben sie sich geschlossen in der gegnerischen Defensive auf. Und hätte Konstantin Igropulo mit seinen sechs Treffern in der ersten Halbzeit nicht einen glänzenden Tag erwischt, die Partie wäre bereits zur Pause entschieden gewesen. So erinnerte das Halbzeitergebnis immerhin an die in dieser Saison vermeintlich beendete Kieler Dominanz der vergangenen Jahre – 12:18.

Angesichts der geringen Erfolgsaussichten bediente sich Sigurdsson zu Beginn der zweiten Halbzeit eines riskanten Mittels, das an diesem Tag auch Ausdruck der Berliner Hilflosigkeit war: er opferte Torhüter Silvio Heinevetter bei eigenem Ballbesitz für einen siebten Feldspieler, um dauerhaft eine Überzahlsituation zu erzeugen. Allerdings erwiesen sich die Kieler als viel zu clever für dieses taktische Spielchen, nach erzwungenen Ballgewinnen konnten sie den Ball sogar zwei Mal ins leere Tor werfen. Ebenso wenig ließen sich die Gäste von der nun wesentlich offensiveren Deckung der Füchse beeindrucken, kurzum: nach 45 Minuten drohte den Gastgebern ein Debakel (18:27), wenngleich die Berliner körperlich und emotional weiterhin viel investierten.

„Wir haben gekämpft, aber es war nicht unser Tag“, sagte Kapitän Iker Romero. Und der Spanier lieferte die Erklärung für die zweite Heimniederlage der Saison gleich mit: „Kiel hat einfach weniger Fehler gemacht als wir.“ Zwei mächtige Rückraumwürfe von Fabian Wiede brachten die Berliner zwar noch einmal heran und belebten die Kulisse. Am Ende aber bejubelten die Kieler Anhänger einen Auswärtssieg. Unter die Gesänge mischte sich schließlich sogar noch Genugtuung für das in der Vorsaison in Berlin erlebte: Da hatten die Füchse die beim 26:26 mehr als einjährige Serie ohne Punktverlust der Kieler durchbrochen. „Heute hätten wir von einem Remis gar nicht weiter weg sein können“, sagte Romero. Auch wenn das Ergebnis diese Erkenntnis auf den ersten Blick nicht unbedingt zulässt. Christoph Dach

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