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Landeshauptstadt: Erlöserkirche: Verein braucht 300 000 Euro

Brandenburger Vorstadt – Volkmar Näder öffnet eine Tür, die vom Turmzimmer der Erlöserkirche in den Dachstuhl über dem Kirchenschiff führt. „Hier standen die Evangelisten“, erzählt er.

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Brandenburger Vorstadt – Volkmar Näder öffnet eine Tür, die vom Turmzimmer der Erlöserkirche in den Dachstuhl über dem Kirchenschiff führt. „Hier standen die Evangelisten“, erzählt er. 1964 aus dem Kirchenraum entfernt, führten die über drei Meter hohen Statuen von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes auf dem Dachboden ein Schattendasein. Dem Verein zur Erhaltung der Erlöserkirche, in dem Näder mitarbeitet, ist es zu danken, dass sie seit 2002 wieder an ihrem Platz im Kirchenraum stehen. Mit den Evangelisten hat es eine besondere Bewandtnis: Es handelt sich um die Original-Gipsmodelle der Figuren, die bis zur Kriegszerstörung im Chor der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche standen.

„Wir haben schon viel erreicht“, erzählt Margarete Kalesky. Allein die Restaurierung des Chorraumes hat 140 000 Euro gekostet“, sagt die frühere Schatzmeisterin des Vereins, der sich im Jahre 1997 gegründet hatte. 1999 fasste die Gemeinde den Beschluss, den Chorraum nach historischem Vorbild zu restaurieren. Die Finanzierung, zu der die Landeskirche beisteuerte, war nur durch einen Eigenbeitrag möglich. Insgesamt wurden etwa 400 000 Euro aufgewendet.

Nicht allen Gemeindemitgliedern war die historisch getreue Wiederherstellung angenehm, enthielt sie doch die Insignien der preußischen Monarchie. Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921) übernahm 1894 das Protektorat für den Kirchenneubau; das Gelände stellte die Stadt Potsdam kostenlos zur Verfügung. In nur zwei Jahren war der Bau vollendet.

Wie jeden Sonntag zur Sommerzeit fanden auch gestern Führungen durch die Kirche sowie Turmbesteigungen statt. Die Einnahmen sind für die weitere Restaurierung bestimmt. „Wir brauchen noch circa 300 000 Euro“, sagt Näder und zeigt auf die hässlichen grau-weißen Flächen des Gewölbes sowie der Emporen. Akuter Handlungsbedarf bestehe, um zu verhindern, dass weiterer Deckenputz in den Kirchenraum fällt. Außerdem müssten die Lautsprecheranlage sowie die Beleuchtung modernisiert werden.

Der Aufstieg auf den 74 Meter hohen Turm ist ein Erlebnis. Der Besucher kann nach Überwinden der steinernen Wendeltreppe eine Ausstellung im Turmzimmer mit dem zwei Meter langen alten Turmuhrwerk besichtigen. Anschließend geht es über Holzstiegen in den Glockenbereich mit dem mächtigen Geläut. Zwei der drei Bronzeglocken stammen aus der Garnisonkirche. Dem Verein zufolge sind drei Viertel der Innenrenovierung vollendet. Das Einwerben von Spenden ist mühselig. Ein Großteil des Geldes kommt aus dem Wohngebiet rund um die Erlöserkirche selbst. „Zwei alte Damen spenden jedes Jahr je tausend Euro“, berichtet Näder. Insgesamt kämen jährlich acht- bis zehntausend Euro zusammen. Günter Schenke

Günter Schenke

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