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Der Unfallort: Rechts im Bild ist deutlich das Verkehrszeichen für einen Radweg zu erkennen. Für andere Verkehrsteilnehmer ist solch ein Radweg tabu. Doch laut Polizei blockierte ein Auto von Hallo Pizza den Weg am Donnerstagabend  mit tödlichen Folgen.

© M. Thomas

Von Henri Kramer: Ermittlungen nach Unfalltod

Getötete Radfahrerin: 33-jähriger Pizzafahrer unter Verdacht / „Hallo Pizza“-Unternehmen „schockiert“

Stand:

Babelsberg - Nach dem tödlichen Unfall einer 33 Jahre alten Radfahrerin ermittelt die Kriminalpolizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Im Fokus steht dabei ein 31-jähriger Fahrer vom Pizza- Lieferservice „Hallo Pizza“, vor deren Filiale in der Großbeerenstraße 21 sich das Unglück ereignet hat.

Wie berichtet, passierte der Unfall am Donnerstag gegen 19.20 Uhr. Die Radfahrerin, eine Frau aus Potsdam, war dabei laut Polizei auf der Großbeerenstraße zwischen Jahnstraße und Wattstraße in Richtung Filmpark unterwegs. Offenbar wollte sie zu ihrer Wohnung in der Waldstadt. Sie fuhr auf einem neben der Fahrbahn markierten Radfahrstreifen. Dieser nur für Radfahrer vorgesehene Weg war in Höhe der Pizzaservice-Filiale allerdings von einem Auto der Pizza-Kette blockiert. „Offenbar hat der 31-jährige Fahrer des VWs dann seine Tür geöffnet“, sagte Polizeisprecher Mario Heinemann am gestrigen Freitag. Die Radfahrerin, die dem auf dem Radweg stehenden Auto ausweichen musste, konnte nicht mehr reagieren: Laut Polizei fuhr die 33-Jährige gegen die Tür, stürzte und wurde dabei von einem Mercedes, der neben ihr das Lieferservice-Fahrzeug ebenfalls gerade links überholen wollte, erfasst. Dabei erlitt sie schwere Verletzungen. Herbeigerufene Rettungskräfte versuchten laut Augenzeugenberichten minutenlang die Frau wiederzubeleben – vergeblich. Zeitgleich begannen Polizisten die Personalien aller Passanten in der Nähe aufzunehmen.

Auch gegen die 22-jährige Fahrerin des Mercedes ermittelt die Polizei nun wegen fahrlässiger Tötung, bestätigte Sprecher Heinemann. Doch sowohl sie als auch der Pizza-Fahrer seien noch nicht vernommen worden. „Sie stehen unter Schock.“ Nach dem Unfall seien sie in ein Potsdamer Krankenhaus gebracht worden. Beide Autos und das Fahrrad sind für weitere Untersuchungen der Polizei sichergestellt, hieß es weiter. Ein Gutachter der Fahrzeugprüfstelle Dekra wurde für die weiteren Untersuchungen hinzugezogen. Auch die Frau soll laut Polizei noch obduziert werden. Ein Helm wurde den Angaben nach nicht sichergestellt.

Bei der Pizzeria-Filiale in Babelsberg wollte man sich gestern nicht zu dem Unfall äußern und verwies auf die Firmenzentrale in Nordrhein-Westfalen. „Hallo Pizza“-Pressesprecher Michael Jansen sagte, im Unternehmen herrsche „tiefe Betroffenheit“, man sei „schockiert“ über den dramatischen Vorfall. Das Unternehmen wolle nun Kontakt zur Familie der getöteten Frau aufnehmen, um Beileid zu bekunden. Als weitere Konsequenz wolle man nun alle Filialen anschreiben und dabei noch einmal gesondert auf die Beachtung der Verkehrsregeln hinweisen, insbesondere darauf, dass beim Parken mit „Hallo Pizza“-Wagen „niemand behindert wird“, sagte Jansen. In der Regel werden die Filialen der Pizza-Kette von sogenannten Franchise-Nehmern geführt, also selbstständigen Unternehmern, die den Namen „Hallo Pizza“ sowie das Geschäftskonzept gegen Entgelt nutzen dürfen. Jansen sagte: „Für alle unsere Fahrer gilt, dass sie sich zu 100 Prozent an die Straßenverkehrsordnung halten müssen.“ Bei der Polizei hieß es, in den vergangenen Jahren seien an der Filiale in der Großbeerenstraße 21 keine Unfälle im Zusammenhang mit „Hallo Pizza“ gemeldet worden.

Zudem verwies die Polizei darauf, dass zumindest im ersten Halbjahr 2010 die Zahl der bei Unfällen verletzten Radfahrer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken sei – von 121 auf 109. Doch wie 2009 gibt es in Potsdam auch 2010 inzwischen zwei tote Radfahrer zu beklagen. Im Juli erlag eine 72-jährige Radfahrerin nach einem Zusammenstoß mit einem Kleinlaster in der Stahnsdorfer Straße in Babelsberg ihren Verletzungen.

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