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Solo auf Medaillenjagd. Sebastian Brendel vom KC Potsdam will bei den WM in Szeged im Einer-Canadier über 200 und 1000 Meter die Olympia-Quotenplätze für Deutschland sichern – und aufs Treppchen.

© imago/Camera 4

Sport: Erneute WM-Medaille machbar

Sebastian Brendel aus Potsdam will im Canadier über 200 und 1000 Meter Olympia-Quotenplätze sichern

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Am gestrigen Dienstag ging es nochmal im Training über die Havel und anschließend nach Duisburg. Sebastian Brendel stieß dort zu den deutschen Rennkanuten, die sich seit anderthalb Wochen an der Wedau auf die Weltmeisterschaften in der kommenden Woche in Szeged vorbereiten. In Duisburg steht heute früh ein letzter Stufentest an, ehe die Flotte des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) eingekleidet wird und am kommenden Montag nach Ungarn fliegt.

Sebastian Brendel vom KC Potsdam wird in Szeged im Einer-Canadier über 200 und 1000 Meter knien und gehört auf dem langen Kanten zu den Medaillenaspiranten. Dazu hat sich der 23-Jährige spätestens bei den diesjährigen Europameisterschaften selbst gemacht, als er in Belgrad mit wuchtigen Schlägen der kontinentalen Konkurrenz regelrecht davonflog. Weder der Ungar Attila Vajda, vor drei Jahren immerhin Olympiasieger auf dieser Strecke, noch der 500-Meter- Olympia-Erste von 2008 Maxim Opalew (Russland) hatten den Hauch einer Chance. Der gebürtige Schwedter, der in Potsdam bei Ralph Welke trainiert, verteidigte souverän den im Vorjahr eroberten EM-Titel und will nun auch in Ungarn ganz vorn anklopfen. „Vajda wird sich bis zu den WM mit Sicherheit noch steigern, und der Spanier David Cal war in diesem Jahr international noch nicht zu sehen. Ein Selbstläufer wird das jetzt auf keinen Fall“, erklärt Sebastian Brendel, der 2010 in Poznan auf dem Kilometer Bronze hinter dem Usbeken Vadim Menkov und Vajda gewonnen hatte. „Die Weltspitze über 1000 Meter kann man derzeit auf fünf, sechs Mann schätzen“, meint der Potsdamer Modellathlet, der zu diesem Kreis gehört und mit dem entsprechenden Selbstvertrauen an den Start gehen kann.

Über 200 Meter dürfte es für Brendel wesentlich schwerer werden, sich in Szeged seine erste internationale Sprint-Medaille zu erkämpfen. „Die Schlagfrequenzen sind hier viel höher, und man darf sich vom Start bis zum Zielsprung keinen noch so kleinen Fehler erlauben – der wird hier sofort bestraft“, erläutert der angehende Bundespolizist, der für die kurze Strecke ganz anders als für die lange üben muss. „Das Training für die 200 Meter ist aber nicht kontraproduktiv zu dem für die 1000 Meter“, meint Deutschlands derzeit stärkster Canadierspezialist.

Sein Ziel in Ungarn ist es, auf beiden zum Olympiaprogramm gehörenden Distanzen für Deutschland den Quotenplatz für London 201 zu sichern; dafür muss mindestens Platz sechs her. „Das müsste auch auf den 200 Metern machbar sein, wenn ich in der nächsten Woche so mental und körperlich fit wie jetzt bin“, glaubt Brendel, der bei den diesjährigen EM Fünfter im Sprint geworden war. „Vom Zeitplan her ist der Start auf beiden Strecken nicht nur jetzt in Szeged, sondern auch im nächsten Jahr bei Olympia machbar“, so der Potsdamer. „Sollte 2012 aber jemand in Deutschland über die 200 Meter schneller sein als ich, bin ich nicht böse, wenn er dann in London fährt. Meine Konzentration liegt vor allem auf dem Kilometer.“

Für Chefbundestrainer Reiner Kießler ist Sebastian Brendel auf beiden olympischen Strecken derzeit klar die erste Wahl in Deutschland. „Im nächsten Jahr“, so Kießler, „wollen aber nachrückende Canadierfahrer wie Stefan Kiraj und Björn Wäsche in die Nische 200-Meter-Einer.“ Der Potsdamer Kiraj und der Berliner Wäsche werden bei den diesjährigen Weltmeisterschaften den Zweiercanadier über 200 Meter paddeln, Peter Kretschmer und Kurt Kuschel vom KCP den C2 über 500 Meter; beide Disziplinen gehören nicht zum Olympia-Programm. Neben den Genannten gehört noch der 1000-Meter-Zweier mit Tomas Wylenzek aus Essen und Stefan Holtz aus Karlsruhe zur WM-Canadier-Flotte des DKV. Mithin kommen vier dieser sieben Spezialisten mit dem Stechpaddel aus dem Potsdamer Luftschiffhafen – der DKV will trotzdem nicht Potsdams Canadier-Coach Ralph Welke mit nach Szeged nehmen, sondern hält auch in diesem Fall am Leipziger Kay Vesely als verantwortlichem Bundestrainer für diese Disziplin fest. „Ich hätte gern die Verantwortung übernommen“, sagt Welke, zu dessen Trainingsgruppe auch der Potsdamer Ronald Verch und der Magdeburger Erik Leue gehören, auf Anfrage. „Aber der DKV hat so entschieden.“

Eine Entscheidung, mit der Sebastian Brendel seine Schwierigkeiten hat. „Ich würde gern mit meinem Heimtrainer zu den WM fliegen. Er ist der Trainer, dem ich meine bisherigen Erfolge verdanke und dem ich voll und ganz vertraue. Es wäre schon hilfreich für mich, ihn in Szeged an meiner Seite zu wissen.“

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