Landeshauptstadt: Ersatz für die „Berliner Straße“
Filmstudio kauft Teilfläche des früheren Karl-Marx-Werks. Verhandlungen über Areal für Außenkulisse
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Außenkulisse
Breuer-Fläche
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Babelsberg - Das Filmstudio Babelsberg schlägt dauerhaft Wurzeln auf der anderen Seite der Großbeerenstraße und will dort insgesamt zwölf Millionen Euro investieren. Das Studio hat jetzt eine Teilfläche des früheren Karl-Marx-Werkes im Areal zwischen Großbeeren-, Wetzlarer und Orenstein-und-Koppel-Straße gekauft. Das bestätigte am Dienstag Studio-Sprecher Eike Wolf auf PNN-Anfrage.
50 000 Quadratmeter bekommt das Studio nun zusätzlich zu den 140 000 Quadratmetern an der August-Bebel-Straße in die Hand. Bisher gehörte die Fläche der Maximum-Breuer GmbH, die das Areal des früheren Karl-Marx-Werks1993 erworben hatte. Zum Kaufpreis wollte das Studio am Dienstag keine Angaben machen. „Mit dem Kauf sichern wir langfristig den Standort“, so Wolf. Vergrößern werde sich das Studiogelände durch den Grundstückserwerb allerdings nicht. „Das Gelände bespielen wir seit zehn Jahren“, sagte Wolf. Bisher habe man die Fläche, auf der unter anderem vier Studios und das Flugzeugset untergebracht sind, vom Eigentümer gepachtet. Nun wolle man die Nutzung des Geländes verstetigen.
Doch der Kauf der ehemaligen Breuer-Fläche soll nicht der letzte sein: Gleich nebenan in der Grünstraße liegt befindet sich eine Brachfläche. Das 12 000 Quadratmeter große Grundstück gehört dem Babelsberger Entwicklungsträger Stadtkontor. Zwischen Studio und Stadtkontor laufen derzeit Verhandlungen, wie beide Seiten bestätigen. Unterschrieben sei zwar noch nichts, mit einer Entscheidung werde jedoch in Kürze gerechnet. Auf der Fläche an der Grünstraße soll die neue Außenkulisse des Studios Babelsberg entstehen. „Das ist der Ersatz für die ,Berliner Straße’“, sagt Studio-Sprecher Wolf. Die alte Außenkulisse „Berliner Straße“ war 1998 für Leander Haußmanns DDR-Komödie „Sonnenallee“ an der Marlene-Dietrich-Allee errichtet worden. Die T-förmige Straße war in unzähligen Filmen, Musikvideos und Werbeproduktionen mit dabei und verkörperte jeweils verschiedene Metropolen – so etwa Warschau in Roman Polanskis „Der Pianist“, Paris in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ oder Manhattan in Kevin Spaceys „Beyond the Sea“. Ende 2013 musste Studio Babelsberg das Areal räumen – Filmparkchef Friedhelm Schatz plant dort einen neuen Campus mit Wohnungen, Büros und Geschäften. Die neue Kulisse in der Grünstraße könnte nun etwa fünf Millionen Euro kosten, hieß es. Wann sie genau gebaut wird, steht noch nicht fest. Das Studio will den Bau an ein konkretes Filmprojekt knüpfen, nach dessen Vorgaben sich dann auch die Gestaltung richtet. „Große Filme brauchen des öfteren große Kulissen“, so Wolf.
Auch für den Entwicklungsträger wäre der Verkauf der Fläche ein wichtiger Schritt. „Natürlich ist es auch in unserem Interesse, dass das Studio sich langfristig an diesem Standort etabliert“, so Stadtkontor-Chef Rainer Baatz. 260 000 Euro habe der Entwicklungsträger ausgegeben, um das Grundstück, das 15 Jahre ungenutzt war, für das Studio fit zu machen. Auf der Gewerbefläche standen zuvor viele alte Garagen, die abgerissen werden mussten. „Nun kann das Gelände wieder genutzt werden“, sagte Baatz.
Für das Filmstudio lief das Geschäft nach mageren Jahren zuletzt wieder besser. Dennoch blieb man vorsichtig und will trotz Gewinns auch für 2013 keine Dividende ausschütten. Das hatte der Vorstandsvorsitzende Carl Woebcken Ende Mai angekündigt. Eine detaillierte Prognose für das laufende Geschäftsjahr sei noch nicht möglich. Um das Unternehmenskapital weiter zu stärken, soll der Hauptversammlung am 8. Juli – wie schon in den Vorjahren – ein Dividenden-Verzicht vorgeschlagen werden. Nach dem schwierigen Jahr 2012 mit 7,2 Millionen Euro Verlust sorgten internationale Produktionen wie „Monuments Men“ von Oscar-Preisträger George Clooney oder Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“ für einen Gewinn von 800 000 Euro. Der Gesamtumsatz stieg von 22,5 auf 75,1 Millionen Euro.
Auch in diesem Jahr gibt es in Babelsberg wieder mehrere Großproduktionen – unter unter anderem wird „Matrix“-Star Keanu Reeves für die Science-Fiction-Romanze „Passengers“ erwartet. Außerdem ist das Studio an den nächsten beiden Teile der Erfolgs-Reihe „Die Tribute von Panem“ beteiligt – die Dreharbeiten wurden kürzlich abgeschlossen. Als Koproduzent sind die Filmstudios am Remake des Action-Thrillers „Point Break – Gefährliche Brandung“ von 1991 beteiligt. Die Dreharbeiten begannen am Donnerstag in Berlin. Im Herbst könnte Steven Spielberg nach Potsdam kommen: Wie berichtet will der Regisseur den Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke verfilmen. „Der Filmstandort hat sich national und international als Spitzenmarke etabliert“, so Medienboard-Geschäftsführerin Kirsten Niehuus.
Die Filmbranche bringt nicht nur Stars und Glamour ins Land Brandenburg, sondern auch bares Geld. „Jeder eingesetzte Euro Filmförderung bringt der Region einen Umsatz von mehr als dem Vierfachen“, so Wirtschaftsminister Ralf Christoffers. Allein das Studio selbst zahlt nach eigenen Angaben mehr Steuern als an Fördergeldern in die in Babelsberg gedrehten Filme fließen.
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