
© ddp
Landeshauptstadt: Ersatz-Zuhause für Papageien und Sittiche
Exotische Vögel finden in Auffangstation von Hans-Jürgen Fengler vorübergehend Unterschlupf
Stand:
Luckau - „Hallo, hallo“, krächzt ein einzelner zerzauster Papagei als Hans-Jürgen Fengler die Innenvolieren des Vogelhauses betritt. Wenige Augenblicke später wird es richtig laut: Königs- und Nymphensittiche, Zebrafinken und Prachtrosellas begrüßen den 55-Jährigen mit lautem Zwitschern. Rund 60 exotische Vögel hat der Frührentner in seiner Auffangstation in Schollen bei Luckau (Dahme-Spreewald) vorübergehend aufgenommen – bis sie an einen Zoo oder einen Privatbesitzer weitervermittelt werden.
Vor allem um Graupapageie kümmert sich der Tierschützer intensiv. „Diese Vögel brauchen viel Aufmerksamkeit und Zuneigung“, betont Fengler. Ein besonders schwieriger Fall sei das etwa sechsjährige Julchen. „Sie kam völlig zerrupft hierher und war psychisch gestört“, erinnert er sich. Der Papagei habe seine frühere Besitzerin gebissen, die ihn daraufhin loswerden wollte. „Dem Vogel fehlte in der kleinen Wohnung der Freiraum und die Beschäftigung“, vermutet Fengler. Das Beißen sei eine Frustreaktion gewesen, ebenso wie das Herausreißen der Federn. Seitdem der Papagei in der Auffangstation mit anderen exotischen Vögeln und Artgenossen lebe, gehe es wieder aufwärts. Allerdings werde das Gefieder noch einige Monate brauchen, ehe es sich vollständig erholt habe. Zwischen 30 und 40 Jahre alt können die farbenprächtigen Vögel werden. „Ich kann die Tiere doch nicht einfach im Stich lassen“, sagt Fengler. Die Exoten würden es ihm täglich danken. Julchen gebe ihm zur Begrüßung jeden Morgen ein Küsschen.
„Die ehrenamtliche Arbeit von Hans-Jürgen Fengler ist hoch anzurechnen“, lobt Frank Plücken, Referatsleiter beim Landesumweltamt Brandenburg. Zwar sei die Auffangstation kein offizieller Standort des Landesumweltamtes, dennoch leiste sie einen wichtigen Beitrag zur Absicherung für bestimmte Notsituationen. Die Auffangstation sei auch erster Anlaufpunkt für das Zollamt in Schönefeld. Werden dort beispielsweise „blinde Passagiere“ angeliefert, werden sie vorübergehend in Schollen einquartiert. Die Neuankömmlinge kommen dann zunächst vier Wochen lang in Quarantäne, um die anderen Tiere vor möglichen Krankheiten zu schützen.
„Wir sind froh, dass es jetzt für unseren Bereich eine Auffangstation gibt“, sagt auch der Amtstierarzt des Dahme-Spreewald-Kreises, Clemens Müller. Fengler sei jahrelanger Hobbyzüchter gewesen und verfüge über reichlich Erfahrung im Umgang mit exotischen Vögeln. Die Haltebedingungen seien gut, die Tiere könnten im Sommer sogar in Außenvolieren fliegen.
Hans-Jürgen Fengler handelt aus Tierliebe. Er will vor allem in Not geratenen und nicht mehr erwünschten Vögeln helfen. „Bevor die Besitzer einfach das Fenster öffnen, nehme ich die Vögel lieber auf.“ Erst vor kurzem seien in Frankfurt (Oder) fünf Wellensittiche am Straßenrand gefunden worden. „Die Tiere wurden einfach in einem Käfig ausgesetzt, das war unglaublich“, ist Fengler immer noch entrüstet. Als er über den Vorfall informiert wurde, habe er sich gleich um die Vermittlung gekümmert. Ortsnahe Züchter hätten die Vögel dann sofort aufgenommen.
Den Großteil des Futters, vor allem Obst und Gemüse, baut Hans-Jürgen Fengler im eigenen Garten selbst an. Seine Leidenschaft für exotische Vögel habe vor 15 Jahren mit einem Wellensittich begonnen. Damals hielt er das Tier noch in seiner Wohnung. „Doch der Platz wurde ''Paulchen'' schnell zu klein, da habe ich ihm eine Außenvoliere gebaut.“ Von einer Haltung exotischer Vögel in kleinen Käfigen rät Fengler heute ab: „Die Tiere brauchen Flugmöglichkeiten und viel Platz, damit sie sich wohlfühlen.“ Lars Hartfelder
Lars Hartfelder
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: