zum Hauptinhalt

Links und rechts der Langen Brücke: Ersehnte Tiefflüge

Katharina Wiechers über den Hubschraubereinsatz in Potsdam

Von Katharina Wiechers

Stand:

Was anfangs noch als abwegige Idee schien, ist diese Woche tatsächlich passiert: Hubschrauber kreisten im Tiefflug über Potsdam und warfen Insektengift ab. Lange hatte die Stadt auf eine Genehmigung des Biozids Dipel ES gewartet, das als besonders wirksam gegen den Eichenprozessionsspinner gilt. Seit Jahren breitet sich der ungeliebte Falter weiter aus, doch allein mit der aufwendigen und teuren Absaugmethode kam man bislang nicht weit. Ende April wurde Dipel ES dann endlich von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin genehmigt, die Planungen begannen. Zwar war schnell klar, dass im Wohngebiet von unten gesprüht werden soll und die Hubschrauber nur über den Welterbeparks und größeren Waldflächen fliegen dürfen. Doch bei der Organisation knirschte es an allen Ecken und Enden – es war schließlich für alle Beteiligten eine Premiere. Bis zuletzt waren die genauen Starttermine für die Einsätze aus der Luft und vom Boden unklar, die versprochene Information der Bevölkerung erfolgte schleppend. Und dann mussten die Verantwortlichen am Morgen vor der Befliegung einräumen, dass für einen der Parks noch keine Fluggenehmigung vorlag: Dass der Babelsberger Park nur wenige Kilometer vom Forschungsreaktor Wannsee entfernt liegt, hatte offenbar keiner bedacht. Immerhin konnten am Montag aber Park Sanssouci und der Neue Garten überflogen werden. Der große Aufschrei bei den Potsdamern über den Gifteinsatz und die Sperrungen blieb aus. Bis auf einen Bürger aus der Waldstadt, der tote Enten im Park Sanssouci auf den Gifteinsatz zurückführte. Sogar die Naturschützer wollten diesen Zusammenhang aber ungeprüft so nicht herstellen. Es ist richtig: Die tatsächlichen Auswirkungen auf andere Tiere sind wohl noch nicht abschließend untersucht. Aber immerhin liegt eine Genehmigung der obersten Insektengift-Behörde des Bundes vor. Und wer einmal die riesigen Nester des Falters an seinem Lieblings-Spazierweg im Wald gesehen hat oder gar in Kontakt mit den hochallergenen Larvenhärchen kam, weiß, wie dringend gehandelt werden musste. In diesem Fall galt es nun einmal, die Interessen abzuwägen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })