Landeshauptstadt: Erst die Schwäne, dann das Geländer
Der Potsdamer Maler und Grafiker Christian Heinze streicht Farbe auf die Druckplatte, legt Papier auf, rollt mit der Walze darüber. Potsdamer und Berliner Motive hat er mitgebracht und an seinem Stand ausgelegt.
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Der Potsdamer Maler und Grafiker Christian Heinze streicht Farbe auf die Druckplatte, legt Papier auf, rollt mit der Walze darüber. Potsdamer und Berliner Motive hat er mitgebracht und an seinem Stand ausgelegt. Fünf Euro kostet ein Druck, den er handsigniert. Das Geld verschwindet in einem großen Bonbonglas und von dort in die Kasse des Vereins Berliner Vorstadt. An einem anderen Stand auf der Schwanenallee direkt am Jungfernsee wird Kaffee und Kuchen verkauft, das Kosmetikstudio Andrea Liebner, auch mit einem Bonbonglas ausgerüstet, lädt zum Kinderschminken ein, und die Mittelbrandenburgische Sparkasse hat eine Hüpfburg aufgestellt.
Am Sonntag hatte der Berliner Vorstadt e.V. zum 5. Schwanenbrückenfest eingeladen und warb dabei um Spenden für die Wiederherstellung der historischen Brücke, die im Moment durch eine Behelfsbrücke ersetzt wird. Mehr als eine Million Euro werden Brückenrestaurierung und Neubau des darunterliegenden Stauwehrs vermutlich kosten, doch in der Kasse der Schlösserstiftung ist dafür kein Geld vorhanden. „Wir können so viel Geld natürlich auch nicht zusammenbringen“, meint Vereinsmitglied Horst Obermayr, Ehemann der neuen Vereinsvorsitzenden Irmgard Obermayr, der für das Projekt Schwanenbrücke die Verantwortung übernommen hat. „Wir wollen aber bewirken, dass die Restaurierung der Brücke nicht in Vergessenheit gerät und zumindest zur Sanierung beitragen.“ Spender sind deshalb gern gesehen und ein prominenter Sponsor ganz besonders: Auch TV-Journalist Günther Jauch, der am Heiligen See wohnt, macht mit Familie an Heinzes Stand halt. „Na sicher“, sagt er, „spende ich auch für die Schwanenbrücke. Das habe ich schon mehrfach getan.“
Mehrere Großspender haben es in der Vergangenheit ermöglicht, dass der einzige noch erhaltene gusseiserne Schwan – vier zierten einst die Brücke und gaben ihr den Namen – restauriert und vier Abgüsse hergestellt werden konnten. Während das Original als Vorlage gehütet wird, sollen die Abgüsse an der restaurierten Brücke angebracht werden. Noch bewahren die Großspender sie und stellten sie im eigenen Garten auf. Als nächstes wird für das Brückengeländer gesammelt, das Delfine, Schlangen und Wasserpflanzen zierten.
Friedrich Wilhelm IV. ließ die Schwanenbrücke 1841 von Johann Gottfried Schadow erbauen. Von Berlin über die Glienicker Brücke konnte er so auf direktem Wege in den Neuen Garten gelangen. Nachdem in der DDR der Bereich als Grenzgebiet gesperrt war und die Brücke „zum Einsturz gebracht wurde“, wie es auf einem neuen Aufsteller der Schlösserstiftung am Eingang der Brücke heißt, ist der historische Zugang über eine Holzbrücke wieder möglich und Tausende nutzen ihn jährlich. Hella Dittfeld
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