zum Hauptinhalt
Blickt zuversichtlich nach vorn. Potsdams Hindernisläuferin Antje Möldner trainiert nach schwerer Erkrankung wieder und hofft auf Olympia 2012 in London.

© Olaf Möldner

Von Michael Meyer: Erst ganz unten, nun London 2012 im Blick

Hindernisläuferin Antje Möldner vom SC Potsdam trainiert nach schwerer Krankheit wieder

Stand:

Es geht wieder voran. Weihnachten genoss Antje Möldner daher entspannt ganz in Familie; zunächst bei der ihres Freundes in Dresden, dann bei ihrer eigenen in Werder. Und für 2012 hat die Leichtathletin des SC Potsdam vor allem einen Wunsch: „Es soll bessere werden als dieses Jahr.“

Anfang 2010 hatte Antje Möldner noch zuversichtlich auf das Europameisterschaftsjahr geblickt. Die Weltmeisterschafts-Neunte und deutsche Rekordhalterin über 3000 Meter Hindernis (9:18,54 Minuten) war Mitte Januar gerade aus einem zehntätigen Trainingslager im südspanischen Chiclana de la Frontera heimgekehrt und wollte in die Hallensaison starten, als sie nach ärztlichen Untersuchungen sofortiges Sportverbot erhielt; zunächst für die Halle, dann für die gesamte Saison. Grund dafür war „eine behandlungsbedürftige Lymphzellen-Erkrankung“, wie es später in einer offiziellen Verlautbarung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hieß. „Ich hatte einen Knoten in der rechten Schulter. Auslöser war wohl nicht bemerktes Pfeiffersches Drüsenfieber vor etwa zehn Jahren“, erzählte Antje Möldner jetzt. Sie musste operiert werden und zahlreiche Nachbehandlungen mit all ihren Nebenwirkungen über sich ergehen lassen – und behielt doch einen Großteil ihres Optimismus.

„Wenn ich allein war, war ich manchmal schon ganz unten. Aber mein Freund und meine Familie haben mir immer wieder geholfen. Und ich habe das alles mehr verdrängt als andere“, erklärte die gebürtige Werderanerin. Ihre Trainerin beispielsweise war tief erschüttert. „Ich war völlig am Boden und habe geheult wie ein Schlosshund“, erinnert sich Beate Conrad, die Möldner zur hoffnungsvollsten deutschen Hindernisläuferin formte. Und die jetzt erleichtert konstatieren kann: „Es geht wieder von Tag zu Tag besser.“

Seit November nämlich trainiert Antje Möldner wieder. Zunächst sehr dosiert. „Mein Körper muss sich ja erst wieder daran gewöhnen“, meint die 26-Jährige. „Ich darf zunächst nur dreimal die Woche laufen, dazu zweimal leichtes Krafttraining machen.“ Froh ist sie vor allem darüber, endlich wieder rennen zu dürfen. So joggt sie, so oft es geht, in Cottbus, wo sie jetzt wohnt, weil ihr Freund bei der Bundespolizei an der polnischen Grenze arbeitet. „Regelmäßige Tempoläufe in Potsdam darf ich erst wieder später machen, aber über die Hürden habe ich es schon probiert.“ Zuletzt Anfang Dezember beim DLV-Trainingslager in Nikosia. Die Einladung dorthin tat ihr gut, zeigte sie ihr doch, dass man weiter an sie glaubt. „Und die Nationalmannschaftskollegen habe mich wieder gut aufgenommen“, erinnert sie sich.

70 Minuten dauerte Antje Möldners längster Lauf auf Zypern, wo sie sich auch Tipps von Hürden-Bundestrainer Rüdiger Harksen geben ließ, „und ich war froh, überhaupt mehr als eine Stunde geschafft zu haben.“ Sie bemerke bereits deutliche Fortschritte, „auch vom Atemvolumen her“, so die Läuferin, die seit einiger Zeit im Cottbuser Umland zusätzlich einem neuen Hobby nachgeht – dem Reiten. „Eine tolle Abwechslung. Ich lerne gerade auf einem großen Pony, erst einmal richtig zu reiten“, erzählt sie.

Auf der Laufbahn will Antje Möldner möglichst ab Frühjahr wieder vorankommen. „Im Februar kann ich hoffentlich voll ins Training einsteigen“, meint sie. Klappt ihr Formaufbau wie gewünscht, wird sie im März mit Beate Conrad und ihrer Trainingsgruppe ins Höhentrainingslager nach Flagstaff (US-Bundesstaat Arizona) fliegen. „Bis dahin muss ich aber ein gewisses Grundniveau zurück haben“, weiß die Bundespolizistin, deren großes Ziel die Olympischen Spiele 2012 in London sind. Ob die Weltmeisterschaften 2011 im koreanischen Daegu bereits aktuell werden könnten, müsse man zunächst abwarten, sagt Antje Möldner. „Ich will jetzt Schritt für Schritt sehen, was geht.“ Wichtig ist für sie vor allem: Es geht wieder voran.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })