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Tanzfreudig. Das PKC-Prinzenpaar in der Kita Sternschnuppen.

© A. Klaer

Von Erik Wenk: Erst Nachtschicht, dann Helau

Das Prinzenpaar des Potsdamer Karnevalsclubs besuchte vier Potsdamer Kitas

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Wenn die Musik ausgeht, kommt’s drauf an: „Könnt ihr auch alle auf einem Bein stehen?“, ruft ihre Lieblichkeit Nadine I. in den Konfetti-bedeckten Raum. „Ja!“, kommt umgehend die laute Antwort von über hundert kleinen Rittern, Bienchen, Prinzessinnen, Spidermans und Indianern der Kita „Sandscholle“ in Babelsberg; sogar ein Yoda ist dabei. Mitten im Getöse steht das Prinzenpaar des Potsdamer Karnevalsclubs (PKC) in vollem Ornat, schunkelt und tanzt den „Stopp-Tanz“ mit den verkleideten Kindern und lässt Konfetti und Bonbon-Regen auf die Faschings-Meute niedergehen.

Das machen seine Totalität Alexander I. und Nadine I. heute schon zum vierten Mal. Begleitet von einem kleinen Gefolge des PKC begann der Karnevals-Zug durch vier Potsdamer Kitas um 8.30 Uhr in der Waldstadt und endet um 11.30 Uhr in Babelsberg – es ist eine mittlerweile 15-jährige Tradition des PKC. In jeder Kita verbringt das Prinzenpaar etwa eine halbe Stunde seiner Regierungszeit, um die Faschingsfeiern der Kinder mit Singen, Tanzen und Spielen zu unterstützen. „Die erste Kita hat noch fast geschlafen; hier hingegen war sie schon fast fertig“, meint die Präsidentin des PKC, Birgit Däßler, die als Frühlingswiese verkleidet ist. Unter Tröten und „PKC Helau!“-Rufen verabschiedet sich das Luftschlangen-umschlungene Fürstenpaar wieder. Jetzt heißt es für die Kinder Mittagsruhe – und die kann vielleicht auch der Hofstaat des PKC gebrauchen.

„Der Prinz kommt aus dem Nachtdienst!“, verrät die 31-jährige Nadine I., die in Wirklichkeit Nadine Lenk heißt und als Arbeitsvermittlerin arbeitet. Alexander Kieburg lächelt müde, aber gutgelaunt: „Doch, es macht Spaß, und für die Kinder ist das natürlich toll!“ Der 32-Jährige ist Krankenpfleger für interdisziplinäre Intensivpflege und hat gestern um 21.40 Uhr mit der Arbeit begonnen, „um sieben Uhr war Feierabend“. Danach hieß es sofort: Rein ins Kostüm!

Die beiden Potsdamer sind auch im richtigen Leben ein Paar, Eifersüchteleien können also nicht aufkommen. „Naja“, scherzt Kieburg, „beim Eröffnen der Kussfreiheit vielleicht schon!“ Das ist nur eine der Aufgaben, die ein zünftiges Prinzenpaar stemmen muss, ebenso wie Büttenreden halten oder den Stadtschlüssel übernehmen, den Kieburg auch jetzt bei sich hat. „Die Stadtkasse dürfen wir leider nicht verwalten“, grinst er. Die verwahrt die Präsidentin.

Auch Lenk macht es viel Spaß, mit den Kindern zu feiern: „Sie sind so süß; die Kinder feiern noch mit richtiger Fröhlichkeit.“ Kieburg war schon als Karnevalstourist in Köln und würde auch gerne wieder den Prinzen geben – wenn das die Vereinsordnung erlauben würde, die sieht nämlich nur eine einzige Amtszeit vor. Dadurch war quasi jedes der 36 PKC-Mitglieder schon mal Prinzenpaar, und „es ist jedes Jahr erneut schwierig, ein neues Prinzenpaar zu finden, aber wir haben es bisher immer geschafft“, erklärt Erik Drumla, der 1. Vizepräsident des PKC.

Nadine und Alexander sind eher durch Zufall gekürt worden: Ein befreundeter Automechaniker, der letztes Jahr den Prinzen-Thron innehatte, sprach sie darauf an. „Wir haben es einfach probiert“, sagt Lenk. „Viele ehemalige Prinzenpaare haben uns bei den Vorbereitungen geholfen“, meint Kieburg: „Hinter den Kulissen ist Karneval schwere Arbeit!“ So sind beide gut in die Rolle hineingekommen, demnächst wollen sie dem Verein auch noch richtig beitreten.

Und die nächsten Amtsgeschäfte warten auch schon: Am heutigen Samstag findet in der Diskothek „Nachtleben“ die große Ü30-Eröffnungs-Party des PKC statt, am Sonntag ist dann der große Umzug in Berlin. „Der Karneval in Potsdam ist auf dem besten Weg. Die Preußen tun sich ja immer etwas schwer damit, aber der Kartenverkauf für unsere Veranstaltungen nimmt zu“, freut sich Däßler, erwähnt aber auch: „Wir vom PKC können dringend neue Mitglieder gebrauchen!“

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