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Landeshauptstadt: Erst Potsdam, dann Paris
Weltpremiere an der Schiffbauergasse: Volkswagen stellte seinen neuen Mittelklassewagen Passat vor
- Marco Zschieck
- Katharina Wiechers
Stand:
Er ist eines der beliebtesten Autos der Welt und wird in mehr als 100 Ländern verkauft: der Passat von Volkswagen. Das neueste Modell kommt im Herbst auf den Markt, doch schon am gestrigen Donnerstag wurde der „Passat B8“ der Weltöffentlichkeit vorgestellt – und zwar in Potsdam. Der Grund für diese Standortwahl: Potsdam beheimatet eines der beiden deutschen Design Center des Konzerns. An der Schiffbauergasse fuhr deshalb am Abend ein schwarzlackierter Kleinbus nach dem anderen mit den geladenen Gästen vor. Und auf den neuen Passat ist man bei Volkswagen mächtig stolz: „Für mich persönlich ist der Passat Oberklasse im Mittelklasseformat“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn.
Rund 80 Mitarbeiter feilen seit 2005 in dem futuristischen weißen Bau an der Schiffbauergasse an den neuesten Volkswagen-Modellen. Was genau am neuen Passat aus Potsdam kommt, bleibt geheim – genauso wie fast alles, was das Design Center betrifft. Nicht einmal eine eigene Homepage hat es – lediglich wenige Infos sind bekannt. Zum Beispiel, dass es neben Potsdam noch vier weitere Design Center gibt – nämlich am Unternehmenshauptsitz Wolfsburg, im kalifornischen Santa Monica, im brasilianischen Sao Paulo und in Shanghai – und dass Potsdam derzeit das modernste Design-Studio von VW ist. Hier geht es um Fahrzeugkonzepte, Strategie, Außen- und Innendesign, Farbe und Ausstattung der Autos. Entworfen hat den streng abgeschotteten Bau der Potsdamer Architekt Moritz Kock, der 2009 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.
Die Designer in Potsdam arbeiteten eng mit ihren Kollegen in den anderen Laboren zusammen, sagte Unternehmenssprecher Christoph Peine am Donnerstag den PNN. „Das ist ein großes Konsortium.“ Potsdam sei für die Passat-Präsentation ausgewählt worden, weil mit Tegel und Schönefeld zwei internationale Flughäfen in der Nähe seien und der Standort an der Schiffbauergasse ausreichend Platz biete – schließlich wurden zu der feierlichen Enthüllung am Abend rund 500 Journalisten aus aller Welt erwartet.
Schon seit Tagen laufen am Tiefen See unübersehbar die Vorbereitungen, am Donnerstagnachmittag herrschte reger Betrieb rund um das Design Center. Der Zutritt blieb allerdings streng verboten, schließlich sollte das neue Modell von niemandem vorher gesehen werden. Große weiße Stoffbahnen hielten den Blick durch die Glasfassaden fern, Security-Mitarbeiter sicherten die Eingänge.
Weil sich die Anreise der Gäste am Abend etwas in die Länge zog, stieg die Spannung bei den schon Anwesenden weiter. Gegen 20 Uhr gab es dann ein erstes Blitzlichtgewitter im großen Saal des Design Centers. Doch statt der neuen Passat-Limousine und der Kombiversion Variant kamen zunächst Martin Winterkorn und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Mit ihnen nahm auch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in der ersten Reihe auf bequemen, mit weißem Leder bezogenen Hockern Platz. Alle anderen Gäste saßen auf den Stufen einer kleinen Tribüne oder standen. Jakobs zeigte sich stolz, dass Volkswagen sich für eine Präsentation in Potsdam entschieden hat. „Das ist eine tolle Werbung für die Landeshauptstadt Potsdam. Es freut mich natürlich als jahrelangen Passat-Fahrer zusätzlich. Potsdam ist gut gewählt, denn der neue Passat erblickt somit in einer modernen, mobilen und familienfreundlichen Stadt das Licht der Welt.“
Die eigentlichen Objekte des Interesses standen zu diesem Zeitpunkt noch mit Planen abgedeckt vor dem Design Center. Sie rollten erst zum Schluss der Show in den Saal. Bereits bekannt war, dass der neue Passat deutlich leichter als seine Vorgänger ist: 85 Kilo weniger bringt der B8 auf die Waage, was angeblich zu einer Spritersparnis von bis zu 20 Prozent führt. Außerdem ist der neue Mittelklassewagen mit allerlei Assistenzsystemen ausgestattet. So ist ein Stauassistent integriert, der in Stop-and-Go-Situationen selbstständig Gas gibt, bremst und lenkt. „Park Assist“ hilft hingegen beim Einparken: Der Fahrer muss nur eine entsprechende Taste drücken sowie Gas und Bremse betätigen, das Lenken übernimmt ein Roboter.
Vier Kameras – zwei in den Außenspiegeln und jeweils eine in Heckklappe und Kühlergrill – bieten dem Fahrer zudem einen virtuellen Rundumblick über die Umgebung seines Autos. Sollte er dennoch etwas übersehen, kann ihn noch die Notbremsfunktion retten. Diese reagiert im Passat erstmals nicht nur auf andere Autos, sondern auch auf Fußgänger – diese Funktion ist vor allem für Fahrten in der Stadt gedacht.
Dem Publikum vorgestellt werden soll das neue Modell erst im Herbst, beim Pariser Autosalon vom 4. bis 19. Oktober 2014. In den Handel soll der Passat unmittelbar danach kommen. Über den Preis schweigt sich VW offiziell noch aus – er soll aber bei rund 26 000 Euro liegen.
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