Landeshauptstadt: Erst preisgekrönt, dann abgeschafft?
Frauen und Mädchen wollen vor dem Stadtparlament gegen das Aus für „Mädchenzukunft“ protestieren
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Innenstadt - Der Protest soll nicht zu überhören sein. Mit Trillerpfeifen, Trommeln und Topfdeckeln wollen Frauen und Mädchen aus dem Autonomen Frauenzentrum morgen Nachmittag vor dem Plenarsaal im Stadthaus Druck auf die Stadtverordneten machen. Ihre Forderung: Das Projekt „Mädchenzukunft“ soll weitergeführt werden. Dafür soll das Stadtparlament die nötigen maximal 51 000 Euro jährlich bewilligen.
Bei den Haushaltsberatungen der Fraktionen und der Vor-Abstimmung des städtischen Haushalts 2011 im Finanzausschuss – dessen Votum gilt als maßgebliche Empfehlung für die Stadtverordnetenversammlung am morgigen Mittwoch – war der „Mädchenzukunft“ von der Rathaus-Kooperation aus SPD, CDU, Bündnisgrünen und FDP eine Absage erteilt worden.
Für Träger und Mitarbeiter des Projekts „Mädchenzukunft“ ist das absolut unverständlich. Erst im Jahr 2009 hatte die Stadt das Projekt mit dem Potsdamer Integrationspreis ausgezeichnet. Dass nun kein Geld dafür da ist, sei „kaum nachvollziehbar“, so die Wählergruppe Die Andere, die sich per Antrag für die morgige Stadtverordnetenversammlung dafür ausspricht, dass die „Mädchenzukunft“ in diesem Jahr 35 000 Euro und ab dem kommenden Jahr 51 000 Euro jährlich erhält. Das Geld soll künftig aus dem Hauptstadtvertrag oder dem Programm „Soziale Stadt“ kommen – ob das geht, soll die Verwaltung bis Juni prüfen.
Gestartet war das Projekt „Mädchenzukunft“ im Jahr 2008. Bisher wird es von der „Stiftung Deutsches Hilfswerk“ finanziert, das Autonome Frauenzentrum erbringt 20 Prozent der Finanzierung. Zugute komme „Mädchenzukunft“ jenen, für die es sonst kaum Angebote gebe, so die Wählergruppe Die Andere. Gezielt richtet sich das Projekt an Mädchen mit Migrationshintergrund. Rund 3480 lebten in Potsdam. Sie hätten oftmals außerhalb der Schule sehr wenige Kontakte in andere Kulturkreise. „Mädchenzukunft“ schaffe Abhilfe, indem Patenschaften zwischen Mädchen unterschiedlicher Herkunft geschlossen würden. 82 seien seit 2008 entstanden, vor allem zwischen vietnamesischen, ukraininischen und deutschen Mädchen, heißt es in einer Solidaritätserklärung des Arbeitskreises der Kinder- und Jugendeinrichtungen (AKKJ). „Mädchenzukunft“ erfülle die Forderungen einer „modernen Jugendhilfe“, wonach nicht nur in Krisensituationen Unterstützung angeboten werden müsse, sondern „jeder junge Mensch ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung hat“. SCH
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