
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Erste Reben auf dem Winzerberg
Hartmut Dorgerloh sprach vom „Potsdamer Weltwunder“ und ruft für 2014 das Jahr der Gärten aus
Stand:
Sanssouci - Tom Zimmermann nimmt es genau: „99 Rebstöcke werden heute auf dem Winzerberg gepflanzt“, sagt das Vorstandsmitglied des Bauvereins Winzerberg e.V. „Ab 100 braucht man eine Anbaugenehmigung, wenn später aus den Reben Wein gekeltert werden soll“, erklärt er die etwas ungewöhnliche Zahl der Neupflanzungen. Ob es jemals Flaschenwein vom Winzerberg geben wird, ist noch nicht sicher. Erst einmal will der Verein ausprobieren, welche der Rebsorten, die zum Teil sogar Ableger von Weinstöcken aus den Gärten von Sanssouci sind, gut anwachsen, gedeihen und Ertrag als Tafelobst bringen. Ausgewählt wurden grundsätzlich historische Sorten.
Mit der Pflanzaktion am Samstag eröffnet der 2005 gegründete Bauverein eine neue beachtenswerte Runde. Aus der Baustelle ist nun wieder eine Gartenanlage geworden, auch wenn die Restaurierungsarbeiten am Weinberg Friedrichs II. noch längst nicht abgeschlossen sind. Der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, sprach allerdings schon jetzt von „Potsdams Weltwunder“. Damit meinte er nicht nur die Schönheit der 1763 errichteten Terrassenanlage, sondern auch die erstaunliche Leistung eines Vereins, der es in eigener Regie geschafft hat, den völlig verfallenen Winzerberg wieder aufzubauen und ihn nun auch grünen und Früchte tragen zu lassen. In vielen freiwilligen Einsatzstunden sind inzwischen mit A, B und C gekennzeichnete Mauern als Sichtblende und für den Weinanbau historisch getreu aufgebaut worden. Die Mauern D und E sind noch relativ gut erhalten und werden ausgebessert. Mauer A hat noch ein Loch, dass die Nazis beim Aufbau eines Bunkerstollens hineingerissen haben, ist aber sonst mit der Aufgangstreppe schon gut hergestellt. Den Bunker-Stollen gebe es immer noch, erzählt Zimmermann. Der Eingang sei aber zugeschüttet und soll es auch bleiben. Bei Mauer B sind die Pfeiler und die Pergolen, an denen der Wein entlangranken kann, schon neu aufgebaut und das soll als nächstes auch bei Mauer B geschehen.
Ehe die Pflanzaktion begann, wurden beide Mauern weiß gekalkt, um dem Licht eine gute Projektionsfläche zu geben, und die Pflanzstellen wurden mit Mutterboden verfüllt. Tausende Stunden Arbeit der etwa 80 Vereinsmitglieder stecken bereits im neu gestalteten Winzerberg. Manchmal gibt es auch Hilfe von außen. So werden im Juni 20 Maurerlehrlinge aus Nordrhein-Westfalen erwartet, die ein dreiwöchiges Praktikum absolvieren wollen.
Auch das Ehepaar Seyfarth gehört zu den Unermüdlichen und pflanzte am Samstag „eine rote Unbekannte“, wie Grit Seyfarth lachend erklärt. Für sie gab es nie einen Zweifel, dass der Verein den Wiederaufbau des Winzerbergs schaffen wird. Bis man die verglasten Rankwände wieder aufbauen kann, wird noch ein Jahr ins Land gehen, doch die 5500 Glasscheiben dafür kann man für 30 Euro schon lange symbolisch erwerben. 1500 sind bereits verkauft, und auch Grit Seyfarth bekam von ihrem Mann eine als Weihnachtsgeschenk.
Während die Vereinsmitglieder ihre Arbeitskraft einsetzen und Spenden einwerben, steuert die Schlösserstiftung zumindest einen finanziellen Obolus von jährlich 20 000 bis 30 000 Euro bei. Bei den vielen Aufgaben, die die Stiftung zu bewältigen habe, hätte sie sich in absehbarer Zeit um den Weinberg an der Schopenhauerstraße nicht kümmern können, betonte Dorgerloh am Samstag noch einmal ausdrücklich. 2014 will Dorgerloh zum Jahr der Gärten machen – da werde auch der Winzerberg mit seinem Verein einen wichtigen Platz einnehmen, kündigte er an.
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