
© Manfred Thomas
Von Henri Kramer: Erste Wahlaufhänger
Wie Potsdams Oberbürgermeisterkandidaten optisch im Stadtbild für sich werben wollen – ein Streifzug
Stand:
Der Kopf von Marcel Yon hängt zuerst – seit gestern ist der Kampf um die Oberbürgermeisterwahl in Potsdam auch optisch eröffnet. An viel befahrenen Ecken wie der Breiten Straße haben die Liberalen etliche Plakate mit dem Kopfbild ihres Kandidaten Yon in zwei Metern Höhe befestigt. Darauf der Slogan: „Neue Wege gehen“.
Mindestens bis zum Wahltag am 19. September müssen sich die Potsdamer auf ein Straßenbild voller Kandidatenköpfe einstellen. Die Menge der Plakate pro Rathausbewerber ist dabei sehr unterschiedlich – und eine freiwillige Begrenzung auf 500 Wahlplakate, wie im Mai noch von den Linken vorgeschlagen, gibt es nicht. Die Linke hatte das damals etwa mit Umweltschutzaspekten begründet. Doch halten sich die Linken nun selbst nicht an diese Zahl. So würden zunächst 500 Plakate für das eigene Sommerfest am 21. August gedruckt, bei dem die Partei die heiße Wahlkampfphase für ihren Kandidaten Hans-Jürgen Scharfenberg einläuten wird, so Linken-Vorstand Sascha Krämer. Danach kämen bis zu 600 Plakate sowie acht Großflächen. „Bestellt haben wir aber 1200 Plakate, als Ersatz bei Beschädigungen.“ Bei früheren Wahlkämpfen hätten die Verluste wegen Vandalismus, gerade in den Plattenbauvierteln, in den die Linke traditionell viel Werbung macht, bei bis zu 50 Prozent gelegen, so Krämer.
Mit „um die 1000“ Plakaten wird die SPD werben, sagte ihr Potsdamer Chef Mike Schubert – inklusive etlicher großflächiger Anzeigen mit Amtsinhaber Jann Jakobs. Die erste wird am kommenden Montag an der Friedrich-Engels-Straße beim geplanten „Freiland“-Jugendzentrum enthüllt. „Wir werden aber nicht so viel plakatieren wie noch zur Landtagswahl“, so Schubert. Von Beschränkungen halte er nichts: „Das Werben um Stimmen gehört zur Demokratie dazu.“ Da die Oberbürgermeisterwahl nicht an eine andere Wahl gekoppelt seien, müssten die Menschen extra zur Stimmabgabe mobilisiert werden.
Auch die CDU setzt auf Plakate. 1500 Stück mitsamt Großflächen sollen dafür sorgen, die Unions-Kandidatin Barbara Richstein aus Falkensee in Potsdam bekannt zu machen. Die CDU-Politikerin hat sich für ihren Wahlkampf dazu nun eine kleine Zweitwohnung in Zentrum-Ost gemietet. Am Sonntag eröffnet Richstein ab 15 Uhr zudem die Wahlkampfzentrale der CDU in den Bahnhofspassagen – dort, wo sonst die Linke ihren Wahlkampf koordinierte.
Wesentlich weniger werben die anderen Bewerber. Marie-Luise von Halem wird im Stadtbild auf 500 Plakaten zu sehen sein, die Wählergruppe Die Andere plant für ihren Kandidaten Benjamin Bauer noch 100 Aufhänger weniger. „Unsere Plakate landen wegen ihrer besonderen Motive aber oft auch in Wohnungen als Dekoration“, schwanen Andere-Chef Lutz Boede schon erste Verluste.
Dagegen dürfte es sich für Marek Thutewohl von der Piratenpartei noch nicht lohnen, Plakate für sich zu bestellen: Laut Kreiswahlleiterbüro benötigt der potenzielle Kandidat noch 77 von 112 Unterstützungsunterschriften, die im Stadthaus abgeben werden müssen. Für Einzelbewerber Christian Schönauer gibt es sogar erst eine solche Unterschrift.
Und die FDP? Ihr Kandidat Marcel Yon sagte, bei der FDP werde es keine Materialschlacht geben. Nie hätten die Liberalen mehr als 500 Plakate gehängt. Dieses Mal sollen es nur 200 Stück sein und eine Großfläche. „Wir stellen lieber unsere Konzepte für Potsdam vor“, sagte Yon über seine Wahlstrategie. Zugleich erntete der erste Kandidat, dessen Konterfei nun zur Oberbürgermeisterwahl hängt, schon ersten Spott unter Wahlkämpfern. „Mit dem Wahlslogan ’Neue Wege gehen’ meint die FDP doch nicht etwa den Uferweg am Griebnitzsee und ist plötzlich doch für den Kauf der Bundesgrundstücke dort?!“, unkte Linken-Wahlkämpfer Krämer.
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