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Operation gelungen. Das Foto zeigt den rechten replantierten Arm. Ein Clip misst kontinuierlich die Sauerstoffsättigung im Blut.

© Klinikum

Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam: Erstmalig: Abgetrennter Unterarm erfolgreich angenäht

Ärzte des Potsdamer Bergmann-Klinikums nähten einem Unfallopfer seinen Unterarm wieder an und rekonstruierten dessen funktionelle Struktur. Damit gelang ihnen erstmalig eine komplexe Makro-Replantation.

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Potsdam - Erfolg für die Ärzte am Klinikum „Ernst von Bergmann“: Medizinern ist es gelungen, einen bei einem Unfall vollständig abgetrennten Unterarm wieder anzunähen und mit dem Körper des Verletzten vollständig zu verbinden. Das teilte das Klinikum am Montag in einer Erklärung mit. „Es ist das erste Mal, dass wir hier in Potsdam eine Makroreplantation in diesem Ausmaß durchgeführt haben“, erklärte der verantwortliche Chefarzt an der Abteilung für rekonstruktive Mikrochirurgie im Klinikum, Mojtaba Ghods.

Zum Hergang des Unfalls und zu dem betroffenen Patienten machte das städtische Klinikum auf dessen Bitte keine näheren Angaben, auch mit Blick auf Persönlichkeitsrechte. Es hieß lediglich, an einem Oktoberwochenende sei das Klinikum um 3 Uhr in der Nacht alarmiert worden, nachdem dem Mann bei einem Unfall der Arm kurz unterhalb des Ellbogens abgetrennt wurde. Innerhalb einer Stunde habe ein zehnköpfiges Team aus Anästhesisten, Unfallchirurgen, Chirurgen und OP-Schwestern samt der notwendigen medizintechnischen Infrastruktur und Blutkonserven bereit gestanden. „Während der Patient durch die Unfallchirurgen noch im Schockraum versorgt und stabilisiert wurde, begannen die Plastischen Chirurgen bereits um 4.05 Uhr, den abgetrennten Arm im OP auf die Replantation vorzubereiten“, berichtete eine Sprecherin.

Ein Problem bei solchen Eingriffen ist die Zeit

In einer rund zwölfstündigen hochkomplexen Operation sei es gelungen, den Arm wieder anzunähen und dessen funktionelle Struktur zu rekonstruieren. Dabei wurden den Angaben zufolge die Durchblutung wiederhergestellt sowie Knochen, Muskeln und Nerven wieder hergestellt. Ein Problem ist bei solchen Eingriffen die Zeit: Denn sogenannte „muskeltragende Amputate“, wie es auch bei dem Unterarm der Fall war, dürfen nur maximal sechs Stunden nicht durchblutet sein – sonst scheitert die Operation, wie es vom Klinikum hieß. In dem Krankenhaus dauerte es – vom Unfall bis zur Wiederherstellung der Armdurchblutung – tatsächlich circa vier Stunden.

Mediziner Ghods sagte, ein solcher hochkomplexer Eingriff gelinge nicht immer. „Bisher sehen wir aber einen guten Heilungsfortschritt.“ Der Arm sei gut durchblutet und frei von Infektionen. „Dies zeigt einmal mehr, dass wir hier in Potsdam Hochleistungsmedizin anbieten und auch am Wochenende und in der Nacht in der Lage sind, ein großes Team von Fachexperten – auch sehr kurzfristig – bereitstellen zu können“, so der Chefarzt weiter.

Für den Patienten ist es noch ein weiter Weg

Bis zur vollständigen Wiedererlangung aller Funktionen – speziell der Hand – sei es aber noch ein weiter Weg für den Patienten, der den Angaben nach bereits das Potsdamer Klinikum verlassen konnte. „Es ist noch viel physio- und ergotherapeutische Nachbehandlung notwendig“, sagte eine Sprecherin. So wurden die durchtrennten Nerven bei der Operation mikrochirurgisch, teilweise durch Nerventransplantation aus dem Unterschenkel des Patienten, rekonstruiert. Diese Nerven müssten nun nicht nur heilen, sondern teilweise müsse auch das Gehirn die Bewegungen neu erlernen – da jetzt unter Umständen andere Hirnareale die Muskeln der Hand steuern müssen, wie es in der Erklärung hieß. 

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