Von Michael Meyer: Erstmals beide Sieger aus Potsdam

Das gab es bis gestern noch nie: Beim 7. rbb-Drittelmarathon kamen am Sonntag mit Hagen Brosius und Anja Carlson erstmals beide Sieger aus Potsdam. Brosius setzte sich im Ziel auf der Glienicker Brücke in 45:29 Minuten vor dem Potsdamer Zeppelin-Triathleten Philipp Herrmann (46:02) und Vorjahrssieger Daniel Naumann (LTC Berlin/47:26) durch. Carlson verwies bei den Frauen in 54:25 Minuten Elke Richter (OSC Berlin/54:59) und Vorjahressiegerin Laura Opt-Eynde (JK Running Berlin/57:08) auf die Ehrenplätze. Insgesamt 2595 Teilnehmer nahmen die 14,065 Kilometer quer durch Potsdam unter die Füße. Erstmals war der Start auf die Potsdamer Seite der Glienicker Brücke verlegt worden. „Das geschah, um die Brücke nicht durch so viele startende Läufer in gefährliche Schwingungen zu versetzen“, erläuterte Org.-Chefin Anne Pichler, die Geschäftsführerin des veranstaltenden Potsdamer Stadtsportbundes.

Hagen Brosius war gestern bei „Kaiserwetter“ eigentlich für den SC Charlottenburg am Start, „aber diesen Lauf bin ich innerlich als Potsdamer gelaufen“, gestand der 21-Jährige. „Ich bin ja nur vom Potsdamer Laufclub zum SCC gegangen, weil ich dort größere sportliche Möglichkeiten habe.“ Nach Platz zwei bei den Junioren am Wochenende zuvor bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Bad Liebenzell habe er mit seinem Potsdamer Trainer Olaf Beyer ganz kurzfristig entschieden, erstmals den rbb-Drittelmarathon durch seine Heimatstadt mitzulaufen. „Um ein bisschen Spaß zu haben, ehe am Montag das Training wieder beginnt“, erzählte Brosius, der sich in der Rudolf- Breitscheid-Straße bei etwa Kilometer 10 von Philipp Herrmann lösen konnte. Die letzten beiden Kilometer begleitete ihn per Rad sein Vater Burkhard, der sich an seinem 48. Geburtstag über den Sieg des Filius freuen konnte. Hagen Brosius hofft, sein Ingenieurstudium in Wildau gut mit seinem Sport koordinieren zu können, denn er will im August bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften über 5000 Meter vorn mitmischen. Zuvor schon möchte der gestrige Sieger aber beim Sparkassenlauf Preußische Meile am 25. Juni antreten – den er in den vergangenen drei Jahren gewann.

Anja Carlson trug sich gestern bei ihrer dritten Teilnahme nach 2006 und 2007 zum dritten Mal als Siegerin in die Liste ein. „Ich war hier zwar schon schneller, aber nach zwei Jahren Pause dachte ich, ich sei heute langsamer – das hat mich selbst überrascht und daher bin ich sehr zufrieden“, sagte die frühere Leistungssportlerin des Potsdamer LC, die sich inzwischen ganz ihrem Job als ernährungswissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschulambulanz der Potsdamer Universität widmet und nur noch aus Spaß rennt. „Ich habe jetzt mein Training wieder ein bisschen intensiviert, weil mir das Laufen fehlte“, berichtete die 31-Jährige, die auch beim 7. Potsdamer Schlössermarathon am 6. Juni antreten will. „Am Drittelmarathon gefällt mir vor allem die familiäre Volksfeststimmung und dass der Spaß im Vordergrund steht.“

Dies gefiel auch Hanie Dentz und Marc Goselink aus Utrecht ausnehmend gut. Eigentlich wollten die beiden Niederländer beim Boston-Marathon laufen, für den sie qualifiziert waren. Da sie wegen der Flugverbote aber nicht in die USA kamen, fuhren sie nach Deutschland in den Urlaub, lasen vom rbb-Drittelmarathon, liefen gestern mit – und waren begeistert. „Es war himmlisch. Ein toller Kurs entlang der vielen historischen Bauwerke hier. Und auf der Glienicker Brücke zu finishen ist was Besonderes“, meinte Hanie Dentz. Niederländer, Iren, Österreicher und US- Amerikaner sorgten gestern für internationales Flair. Gleich zwei Sieger aus Potsdam konnten auch sie nicht verhindern.