Sport: Erstmals gegeneinander
Zum Auftakt in der Fußball-Verbandsliga stehen sich am Freitagabend auf dem Sportplatz Sandscholle Thomas und Mathias Lettow mit dem SV Babelsberg 03 II und dem FSV Optik Rathenow gegenüber
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Für beide Brüder ist es eine Premiere, mit deren äußeren Umständen sie angemessen umgehen. „Wir haben noch nie gegeneinander Fußball gespielt, denken aber, dass wir uns auf dem Platz kaum einmal in die Quere kommen werden, weil wir verschiedene Positionen besetzen“, sagt Thomas Lettow, der morgen zum Saisonstart in der Verbandsliga Brandenburg mit dem SV Babelsberg 03 II den FSV Optik Rathenow erwartet (18 Uhr, Sportplatz Sandscholle). Der 20-jährige ist der jüngere der Lettow-Brüder, die im Bewusstsein der Babelsberger Fans während der vergangenen beiden Jahre stets präsent waren. In einem Oberliga-Punktspiel standen sie jedoch nur einmal gemeinsam auf dem Platz. Beim 1:0 des SVB bei SV Falkensee/Finkenkrug zum Abschluß der vergangenen Saison fanden sich ihre Namen am 28. Mai in der Anfangsformation.
Die Wege trennten sich, als der zwei Jahre ältere Mathias im Juni umsonst auf ein konkretes Gespräch mit den SVB-Verantwortlichen wartete. Er handelte und wechselte wieder einmal den Verein. „Bei mir passiert das sowieso alle zwei Jahre“, sagt der defensive Mittelfeldspieler, der einst für die Amateure von Energie Cottbus knapp 50 Oberliga-Punktspiele absolvierte und lacht.
Als Student der Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen favorisiert Mathias Lettow das Modell „Studium und Fußball“ und fand im FSV Optik offensichtlich die angemessene neue Herausforderung. „Ich fahre dreimal pro Woche mit dem Zug über Wustermark nach Rathenow und habe eigentlich immer die Bücher dabei. Die Sache läßt sich erst einmal sehr gut an. Wir wollen oben mitspielen, müssen vorerst jedoch auf einige verletzte Stammspieler verzichten.“ Optik-Trainer Ingo Kahlisch lobt seinen Neuzugang: „Mathias besitzt großes Potenzial. Er hat sich bei uns gut eingelebt, trainiert gut und ist in der Lage, mehrere Positionen zu besetzen. Er wird sicher in den Punktspielen zu unseren Stützen zählen.“ Ob er morgen über die gesamte Distanz von neunzig Minuten gegen seinen Bruder auf dem Platz steht, hängt auch davon ab, wie viele Spieler aus dem SVB-Oberliga-Aufgebot am Freitagabend Spielpraxis bekommen sollen.
Thomas Lettow hat unlängst seinen Zivildienst absolviert und will ab Herbst in Berlin ein Studium der Medienwissenschaften beginnen. Was die sympatischen Brüder eint, ist die gelassene Art, mit ihrem Dasein als Amateurfußballer umzugehen. Beide wären ohne Zweifel auch jeglicher Allüren unverdächtig, wenn sie zwei oder drei Spielklassen höher gegen den Ball treten würden. „Wir sind uns vom Wesen her ähnlich, tauschen uns regelmäßig per Telefon aus und sind ansonsten gern mit unseren Freundinnen zusammen.“ Dass sie nach der Trennung ihrer Eltern nicht gemeinsam aufgewachsen sind, erwähnen sie beiläufig. Ihren Weg sind sie bislang trotzdem gegangen.
Am Mittwoch trafen sich beide letztmalig vor dem fußballerischen Kräftemessen in der Potsdamer Innenstadt. Innere Anspannung war ihnen kaum anzumerken. Auf den Einwand, dass es sich im konkreten Fall doch nur um ein fünftklassiges Match handelt, reagieren sie dann doch: „Wir sind Fußballer und als solche ehrgeizig“, sagt Mathias Lettow und tippt auf ein Unentschieden. Sein jüngerer Bruder will den Heimvorteil nutzen und erfolgreich in die neue Saison starten. „Wir gewinnen mit einem Tor Unterschied“, ist er sich sicher. Sie gehen und werden sich morgen unter für sie gewöhnungsbedürftigen Umständen wiedersehen.
Thomas Gantz
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