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Landeshauptstadt: Erwachsene verboten

Gestern begannen 50 Kinder zwischen sechs und zwölf mit dem Bau der zweiten „Stadt der Kinder“

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Am Schlaatz – Am nötigen Ernst mangelte es den Stadtgründern jedenfalls nicht: „Wir brauchen jede Kraft“, forderte gestern Vormittag zum Beispiel Moritz seine acht Mitstreiter energisch auf. Der Elfjährige scheint die Tricks der Gruppenmotivation vor dem entscheidenden Spiel bereits zu kennen. Tatsächlich ist es ja auch ein Fußballstadion, dass er mit seiner Gruppe bis zum Ende der Woche bauen will. Der Richtfesttermin am Freitag 13 Uhr steht schon fest. Dann soll die „Stadt der Kinder“ im Nuthewäldchen nahe dem Biesamkiez 26 fertig sein. Auf dem etwa 2000 Quadratmeter großen, schattigen Gelände werden in den kommenden Tagen jeweils von neun bis 17 Uhr bis zu 100 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren daran bauen. Das Projekt, das zum zweiten Mal in Potsdam stattfindet, wird vom Bürgerhaus am Schlaatz, dem Abenteuerspielplatz „Blauer Daumen“, dem Kinder- und Jugendbüro, der evangelischen Kinder- und Jugendstelle, dem Kinderclub „Unser Haus“ und dem Malteser Treffpunkt Freizeit organisiert.

„Wir müssen einfach daran glauben, dass wir es schaffen!“, redet Moritz wieder auf seine Gruppe ein. Über die ungefähren Ausmaße, das Aussehen und den Standort des Stadions haben sich die Jungs da bereits verständigt. Vor ihnen liegt eine grobe Bauskizze: Ein viereckiger Platz mit einer Tribüne von zwei oder drei Sitzreihen soll es werden. Als ihr Betreuer fragt, ob sie das Projekt wirklich durchführen wollen, antworten alle Neun ohne Zögern mit „Ja“.

So ähnlich muss es auch in den anderen sechs Gruppen abgelaufen sein, denn schon gegen zehn wird im Nuthewäldchen eifrig Holz geschleppt und lautstark gesägt, gehämmert, genagelt und geschraubt. Sechs Kubikmeter Holz müssen nun verbaut werden, so Rehbehn. Nicht nur ein Stadion soll in der zukünftigen Stadt stehen: Auch Wohnhäuser, ein Café-Restaurant, ein Café-Spuk-Hotel, eine Kirche und sogar eine Polizei mit Gefängnis planten die Kinder gestern.

Etwa 50 waren am ersten Morgen gekommen, schätzte Barbara Rehbehn, die Geschäftsführerin des Bürgerhauses am Schlaatz. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller hatte den Kindern gestern früh den Schlüssel zum „Stadttor“ überreicht: „Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.“ Sie stellte ihnen auch die Übergabe der „Stadtrechte“ in Aussicht. Ein entsprechender Antrag bei der Stadtverwaltung laufe. Das Projekt werde von der Stadt finanziell gefördert, so Rehbehn.

Die „Stadtmauer“ in Form eines Bauzauns steht bereits. Innerhalb dieser Abgrenzung sind nur Kinder erlaubt: Einzige Ausnahme sind die 25 Betreuer, die sich um die „Bauherren“ kümmern, erklärt Rehbehn. Eltern müssten draußen bleiben.

Für die steht allerdings ein „Elterncafé“ im nahegelegenen Familienzentrum bereit, so Rehbehn. Das Familienzentrum stelle außerdem die Verpflegung für die Kinder sicher.

Nach dem Richtfest am Freitag soll es weitergehen in der „Stadt der Kinder“: Noch bis zum 28. Juli kann dort dann gespielt werden. Danach sollen die entstandenen Häuser versteigert werden, so Rehbehn.

Moritz und der zehnjährige Elias aus der Stadiontruppe wollen jeden Tag kommen – auch wenn sie wegen dem langen Anfahrtsweg aus Langerwisch schon früh aufstehen müssen: „Es ist fast so wie Schule“, sagt Elias. „Aber da ist es schön kühl wenigstens.“ Jana Haase

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