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Elternberatung und Weiterbildung für Fachkräfte am Familienzentrum der FH
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Hier geht es um Kinder: Das signalisieren bereits die bunten Fensterbilder in den Räumen der ehemaligen Touristen-Information in der Friedrich-Ebert-Straße. Neben der Mensa der Fachhochschule Potsdam (FH) hat das Familienzentrum „Vom Säugling zum Kleinkind“ seinen neuen Sitz. Der Name ist Programm: Denn spezialisiert hat sich die Beratungsstelle, die sich ausdrücklich nicht nur an Studenten wendet, auf Kinder von null bis drei Jahren, erklärt Mitarbeiterin Bärbel Derksen. Leiterin ist Christiane Ludwig-Körner, Professorin für Sozialwesen an der Fachhochschule.
Vor fast zehn Jahren wurde die Elternberatungsstelle als An-Institut der FH gegründet. Dass das Familienzentrum im Sommer 2006 aus den versteckt liegenden kleineren Räumen im Obergeschoss des Hauses in die exponierte Eck-Lage des Fachhochschulgebäudes am Alten Markt umgezogen ist, wertet Bärbel Derksen auch als Anerkennung für ihre Arbeit: „Es ist ein Bereich, der nicht einfach so aufhört“, sagt die Psychotherapeutin.
Ist es normal, dass mein Kind soviel weint? Wann soll ich mit Füttern anfangen? Muss mein einjähriges Kind schon auf den Topf? Viele Fragen, die ihr junge Eltern stellen, kann sie schon am Telefon beantworten, sagt Derksen. Gibt es jedoch ein schwierigeres Problem, vereinbart sie einen Termin in den Beratungsräumen. Nach dem ersten Gespräch, bei dem sich Eltern und Kind mit dem Psychologen bekannt machen, wird die Diagnose gestellt und ein Behandlungsplan entworfen. Dafür greift Derksen gerne auf Videoaufnahmen zurück, weil die später gemeinsam besprochen werden können. Ihre Arbeit vergleicht die 46-Jährige mit einem Puzzle: Denn um das Verhalten der Kleinkinder zu verstehen, muss sie detektivisch beobachten was sie „nonverbal“ mitteilen.
Bezahlen müssen die Eltern dafür nichts: Denn finanziert wird die Arbeit vom Jugendamt. „Meistens“, schränkt Derksen ein. Das Amt entscheide von Fall zu Fall. Dafür müsse jeweils ein Antrag gestellt werden. „Eine pauschale Abrechnung wäre einfacher“, gibt die Diplompsychologin zu bedenken. Denn oft seien die Eltern „sehr belastet“, Hilfe müsse relativ schnell kommen. In Einzelfällen arbeiteten die Psychologen deshalb auch „ehrenamtlich“, sagt sie.
Mehr als 20 Mitarbeiter beschäftigt das Familienzentrum insgesamt. Kinder- und Jugendtherapeuten, wissenschaftliche Mitarbeiter und studentische Hilfskräfte arbeiten in den Räumen, die sich hinter Leinengardinen verstecken. Zwar haben nicht alle von ihnen in Potsdam studiert: Trotzdem sei ein „Hineinwachsen“ von FH-Studenten über Praktika erwünscht. Mit einem Projektseminar der Fachhochschule ist das Zentrum auch in den Lehrbetrieb eingebunden. Momentan beschäftigen sich die Seminar-Teilnehmer mit dem Thema junger Mutterschaft.
Auch präventiv will das Familienzentrum tätig werden und problembelastete Eltern erreichen, die sich von allein nicht an die Beratungsstelle wenden, erklärt Derksen. Deshalb gebe es seit fast zwei Jahren das STEEP-Projekt: Dabei gehen die Mitarbeiter gezielt auf sozial schwächere Mütter oder Familien zu, so Derksen. Durch die Zusammenarbeit mit Hebammen, Kinder- und Frauenärzten sowie dem Jugendamt erführen sie von problematischen Fällen. Die Berater helfen dann „vor Ort“ und besuchen die Klienten in ihren Wohnungen.
Zwischen 50 und 70 Eltern begleitet die Beratungsstelle insgesamt pro Jahr, schätzt Derksen. Das Angebot umfasst jedoch mehr als nur Familienberatung: Auch Schuldnerberatung und Weiterbildungskurse für Fachkräfte stehen mittlerweile auf dem Programm. Gerade die studentischen Hilfskräfte entwickelten kreative Ideen, sagt Derksen. Neben einem Eltern-Kind-Trödelmarkt, der zweimal pro Jahr stattfindet, gab es unter anderem auch schon einen Babysitterkurs oder einen Besucherdienst fürs Krankenhaus. Jana Haase
Familienzentrum im Internet unter: www.fh-potsdam.de/~IFFE/schrei.htm
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