zum Hauptinhalt
Markttreiben im Kirchsteigfeld. Die Skepsis der Bewohner ist groß, nach Zustimmung für den Bau des größten Potsdamer Einkaufs-Centers muss man suchen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: „Es gibt schon genug Baumärkte“

Viele Kirchsteigfelder wollen kein neues Fachmarkt-Center, andere wollen die Brache bebaut sehen

Stand:

Kirchsteigfeld - Die Kirchsteigfelder sind sich in zwei Punkten einig: Sie sind mit der ortsnahen Versorgung höchst unzufrieden. Und die habe in der Qualität immer mehr nachgelassen, viele Angebote gebe es überhaupt nicht mehr. Das hat eine PNN-Umfrage am Wochenende während des Halloween-Festes des SC Potsdam auf dem Stadtteil-Marktplatz ergeben. Dagegen steht: Es wohnt sich gut im Kirchsteigfeld und man liebt die Gemeinsamkeit, auch beim Feiern. Was den geplanten Bau des Fachmarkt-Centers „Drewitz-Park“ mit Verbrauchermarkt, Möbelhaus, Baumarkt, Sport-Discounter und Tankstelle auf der brach liegenden Gewerbefläche zwischen der Autobahn 115 und den Wohnhäusern des Kirchsteigfeldes betrifft, da gingen die Meinungen dann aber weit auseinander. Sogar an einem Tisch unter Bekannten.

Dietrich K. meint zum Beispiel: „Endlich kriegt Kaiser’s Konkurrenz. Das kann ich nur gut finden. Dann müssen die sich wieder mehr anstrengen.“ Doch Karin S. und Harald Skora fallen ihm ins Wort: „Es gibt doch genug Baumärkte und Lebensmittelanbieter, wir haben ein großes Möbelkaufhaus am Stern – also von allem genug.“ Und obwohl Karin S. es gut findet, wenn neue Arbeitsplätze entstehen, müsse das doch nicht auf Kosten eines Waldstückes geschehen. Viele Kirchsteigfelder haben auch Angst vor dem zusätzlichen Verkehr, den ein solches Einkaufscenter ins Wohngebiet ziehen wird. Der Aussage, dass die Einkaufenden von der Autobahn kommen und nicht durch das Wohngebiet fahren, trauen sie nicht. Als eine Frau lautstark äußert, sie finde es gut, dass so ein Shopping-Center entsteht, weil es Arbeitsplätze bringt, tippt sich ihr Gegenüber bloß wortlos an die Stirn. Da werde immer mehr versprochen als gehalten, meint er. Immerhin 500 Arbeitsplätze könnten entstehen, erklärten die Investoren. 80 Millionen Euro sollen in das Gebiet investiert werden.

Das derzeitige Angebot in Potsdam reiche aus. Wenn man schon zulegen will, dann auf bereits bestehenden, ungenutzten Handelsflächen, meint Christine Gordan. Sie benennt speziell das Stern-Center, das nicht ausgelastet sei. Andere finden, dass die Bahnhofspassagen mehr Handel vertrügen und Peter Ullke und Helga Kapust pochen auf generelle Gerechtigkeit. „Entweder, ich habe ein Einzelhandelskonzept und das setze ich durch oder alle können machen, was sie wollen“, so Helga Kapust. Dafür kommt Zustimmung aus der Runde.

Die Befürworter des geplanten Handelszentrums machten bei der Befragung etwa ein Drittel der Stimmen aus. Es wurden immer wieder die entstehenden Arbeitsplätze angesprochen und die Hoffnung auf eine die derzeitigen Angebote belebende Konkurrenz geäußert. Gerade ältere Kirchsteigfeldbewohner erwarten von den neuen Märkten Abwechslung für das Kirchsteigfeld, in dem „nicht viel los sei“. Dafür, dass die Brache bebaut wird, sind zum Beispiel Ursula und Peter Kulling. Angst vor Krach oder Unruhe, die so ein Center ins Wohngebiet bringen könnte, haben sie nicht. „Die Brache, so wie sie jetzt aussieht, ist doch auch nicht gerade ein Traum“, pflichtet Familienvater Andreas bei. Er zeigte sich zwar überrascht durch die Planungen, sieht aber darin keinen Schaden für die Stadt.

Ob die Pläne verwirklicht werden, haben auch die Stadtverordneten zu entscheiden. Am 3. November wird es einen Antrag geben, einen für den Bau nötigen Bebauungsplan aufzustellen. Wie SPD- Fraktionschef Mike Schubert erklärte, ist er vor einer Abstimmung für Diskussionen in den Fachausschüssen. Anfang November wird daher noch keine Entscheidung fallen. Hella Dittfeld

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })