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Kolumne: Etwas HELLA: Es ist zum Piepen mit den Piepen

Jetzt ist es raus. Obwohl die Stadtverwaltung um die Gehälter der Chefs ihrer kommunalen Betriebe immer ein Geheimnis gemacht hat, sind         ihnen die bösen Journalisten nun doch auf die Schliche gekommen.

Stand:

Jetzt ist es raus. Obwohl die Stadtverwaltung um die Gehälter der Chefs ihrer kommunalen Betriebe immer ein Geheimnis gemacht hat, sind         ihnen die bösen Journalisten nun doch auf die Schliche gekommen. Dieser Tage konnte jeder nachlesen, was der Pro-Potsdam-Chef oder der vom Klinikum in etwa verdienen und vergleichen, ob der Oberbürgermeister dagegen eher wie ein Hungerleider aussieht. So schlimm kommt es zum Glück nicht für das städtische Oberhaupt. Ich aber habe bestätigt bekommen, was ich im Grunde schon immer wusste: Die verdienen alle mehr, als ich jemals auf meinem Konto gesehen habe.

Natürlich hätte ich auch gern mal ein paar Nullen mehr hinter einer vernünftigen Zahl gesehen, aber neidisch, nein neidisch bin ich wirklich nicht. Denn die Herren – kaum eine Dame hat sich in die städtischen Chefetagen verirrt – haben höchst wahrscheinlich ein bisschen mehr um die Ohren als so mancher andere Normalverdiener, nein, ich habe vielmehr erkannt, dass es ein Kreuz ist mit dem vermaledeiten Geld. Man kann es ja nicht einmal in aller Unschuld verschenken, wenn man zu viel davon hat. Nehmen wir nur mal den armen Max Klaar.

Erst ärgert den Ex-Obersten die Garnisonkirchen-Wiederaufbaustiftung, weil sie nicht den alten Tschingderassabum-Modus einer preußischen Soldatenkirche anstrebt und die Moral einer längst vergangenen Zeit hochhalten, sondern ein modernes Versöhnungszentrum errichten will. Schwuppdiwupp wurden ihr die bereits gespendeten sechs Millionen Euro entzogen und woanders hingeleitet. Statt dass sich dort die Spendenempfänger ungeniert darüber freuen dürfen, gibt es nun eine Debatte, ob man das Geld einer so rechtsnationalen Stiftung, deren Chef die deutsche Kriegsschuld leugnet, überhaupt annehmen kann.

Auch der englischen Queen fällt ihr für die Garnisonkirche gespendeter Ziegelstein womöglich noch nachträglich auf die Füße. Denn auch hier fordern eifrige Christen, die keine Garnisonkirche wollen, dass Elizabeth II. die Spenderei ausgeredet wird. Und dann kommt die ewige Litanei, dass in der Kirche zwischen Faschisten und preußischem Militär das Zusammenwirken besiegelt worden ist. Was so gar nicht stimmt, denn Hindenburg und Hitler gaben sich vor der Kirche die Hand und nicht drinnen. Dafür konnte die Kirche mit dem anerkannt schönen Barockturm nichts. Sie stand da schon über zwei Jahrhunderte.

Ein Glück, dass es so ganz nebenbei den Gründer des Moses Mendelssohn Zentrums, Julius H. Schoeps, gibt. Als Jude und Geschichtsprofessor, der den Nationalsozialismus ausgiebig erforscht hat, konnte Schoeps auch kess und ungestraft sagen, Geld stinke nicht und speziell bei der Garnisonkirche komme es darauf an, wofür sie in Zukunft stehe. Einen Gedenkort würde er begrüßen.

Ich denke jetzt erst einmal darüber nach, ob ich Geld übrig habe und wem ich es spenden will.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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