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Landeshauptstadt: Es kann nichts schief gehen

In der Museumswerkstatt der Stiftung Schlösser und Gärten zeigt Jana Feiler, wie aus einer Tonkugel eine Schüssel wird

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In der Museumswerkstatt der Stiftung Schlösser und Gärten zeigt Jana Feiler, wie aus einer Tonkugel eine Schüssel wird Von Guido Berg Es fällt schwer, eine Minute lang die Augen zu schließen. Besonders, wenn im Leben noch so viel Außergewöhnliches und Neues passiert und auf keinen Fall etwas davon verpasst werden darf. Nicht einfach, sich mal einzulassen auf nur einen der sieben Sinne, den Tastsinn der Finger, die aus einer Tonkugel ein Schälchen formen sollen. Nach zehn bis 15 Sekunden geben die meisten der Erstklässler von der Neuen Grundschule in Babelsberg auf, blinzeln eifrig, kneten aber weiter an ihrem Werkstück. „Legt alle Aufmerksamkeit auf eure Finger, merkt ihr, wie dick die Wandstärke ist?“ Jana Feiler versucht, die Kinder dazu zu bewegen, die Augen weiter geschlossen zu halten. „Die Gefäßwand soll gleichmäßig dick sein. Das ist eine tolle Übung für unsere Fingerspitzen“. Die Leiterin der Museumswerkstatt in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat seit März diesen Jahres schon über 40 Klassen und Kindergruppen in der Werkstatt der Gregor-Mendel-Straße zu Gast. Sie kombiniert einen Besuch in einem der Schlösser mit einer anschließenden kreativen Umsetzung des Erlebten mittels Ton oder Farbe und Pinsel in der Museumswerkstatt. Drei bis vier Klassen nutzen ihr Angebot pro Woche, aber es könnten, wie sie sagt, durchaus auch mehr sein. „Noch 30 Sekunden, das schaffen wir“, feuert sie die Kinder an. Die kneten weiter und beweisen sich mit zugekniffenen Augen, dass sie schon zählen können: „Eins, zwei, drei“ „dreißig!“ Große Kinderaugen starren auf ihr Werk. Bei vielen ist tatsächlich etwas Schälchenartiges entstanden. Bei einem Jungen nicht, es scheint irgendwie nicht so funktioniert zu haben wie er es wollte, er weint. Die Künstlerin, von der eigene Bilder gegenwärtig in einer Sammelausstellung der Galerie Sperl zu sehen sind („Kleine Formate“), macht dem Grundschüler Mut: „Es kann beim Töpfern eigentlich nichts schief gehen. Wenn es auf Anhieb nicht klappt, probierst du es eben ein zweites Mal.“ Hannah aus Teltow hat indes ein ganz ansehnliches Schälchen auf ihrem Arbeitsbrettchen vor sich zu stehen. Was will sie denn damit machen, wenn es erst gebrannt und fertig ist? „Da kommen meine Schätze rein, meine bemalten Steine“, erklärt sie. Maximilian, von seinen Mitschülern natürlich Max gerufen, gibt kund, dass in seinem Schälchen eine Kerze reingestellt wird. Zudem verrät er ein Geheimnis: Es wird ein Weihnachts-Geschenk für seine Mama. Die Schüler hatten vor der Töpferei die Küche im Schloss Sanssouci besucht. Hier haben sie ein Stück Alltagskultur des höfischen Lebens kennen gelernt. In weiteren thematische Führungen zeigt Jana Feiler Schülern der 1. bis 13. Klasse das von Carl Friedrich Schinkel entworfene Schloss Charlottenhof oder „Ovids Metamorphosen“ in den Neuen Kammern – Liebesabenteuer antiker Götter und ihre Verwandlungen, dargestellt auf goldenen Reliefs. Häufig malen und zeichnen die Schüler nicht nur in der Museumswerkstatt, sondern auch vor Ort. „Es gibt soviele Schätze vor unserer Haustür“, die sie den Kindern zeigen will: „Da hängen die Caravaggios und Rubens und keiner kennt sie“, zeigt Jana Feiler missionarischen Eifer. Sie versucht, den Kindern die Geschichten zu den historischen Bildern zu erschließen und mit diesen Hintergründen aus der griechischen und römischen Mythologie selber Bilder zu malen. Zum Thema Engel etwa hätten die Schüler viele Assoziationen. Oft seien die Kinder selbst überrascht, welche Kreativität in ihnen steckt.Und tatsächlich, nachdem die Schale fertig ist, versuchen sich vorzugsweise die Mädchen an kleinen Engeln mit Tonflügeln. Alexander dagegen zeigt stolz einen gekneteten Delphin und erklärt sachkundig Rücken-, Schwanz- und Seitenflossen. Die Anregung für sein Modellierobjekt hat er sicher nicht aus der Schlossküche. Sind die kleinen Kunstwerke aus Ton fertig, werden sie mit den Initialen der kleinen Künstler versehen und später im Ofen gebrannt. Aber eigentlich wäre das nicht notwendig, sagt Jana Feiler, „denn die Kinder erkennen ihre Sachen ganz schnell selber wieder.“ Infos unter Tel.: (0331) 9694200/-202

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