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Landeshauptstadt: „Es war relativ spät, ja“

Im öffentlichen Interview mit den PNN erklärte Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs, wie er vom Schwenk seiner Partei von der Tourismusabgabe zur Bettensteuer überrascht wurde. Er sprach über Hasso Plattner und Abrisspläne für das Hotel Mercure – und seine Mäh- und Badegewohnheiten. Auszüge

Stand:

HALBPRIVATES

Herr Jakobs, bei der letzten Oberbürgermeisterwahl haben Sie ein Hobby preisgegeben: Treckerfahren, genauer Rasenmähertrecker. Stimmt es, dass man an der Geschwindigkeit, mit der Sie den Rasen mähen, Ihren Gemütszustand ablesen kann?

Zuweilen ja, das gebe ich ehrlich zu, und dann kommen schon mal Leute vorbei, gute Nachbarn, und fragen: Na, haste Frust gehabt?

Wie haben Sie zum letzten Mal schnell den Rasen gemäht?

Vor zwei Wochen etwa. Ich hatte so einiges abzureagieren, es stand ja die Stadtverordnetenversammlung bevor und da war es ja nicht ganz so sicher, wie das dann am Ende ausgehen würde.

PARKFRAGEN

Ich nehme an, dass es um die Tourismusabgabe ging oder Bettensteuer oder Parkeintritt, je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet. Bei Ihnen ist es die Tourismusabgabe. Bei Ihrem Genossen Mike Schubert, immerhin SPD-Fraktions- und Parteichef der Stadt, ist es neuerdings die Bettensteuer. Wann haben Sie erfahren, dass Ihnen der Genosse von der Stange gegangen ist?

Was heißt das: „Von der Stange gegangen?“ Es ist so, dass es sich an dem Wochenende vor zwei Wochen abgezeichnet hat, dass es offensichtlich schwierig werden würde mit der Mehrheitsbildung in der Stadtverordnetenversammlung. Und dann ist die Idee von der Bettensteuer geboren worden.

Es ist der Eindruck enstanden, als sei Ihnen übers Wochenende die Partei davongelaufen – zumindest Mike Schubert. Stimmt es, dass Sie erst an jenem Sonntagabend erfahren haben, dass am Montag in zwei Zeitungen, darunter die PNN, stehen wird, dass Herr Schubert nicht mehr mehr für die Tourismusabgabe ist?

Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich es erfahren habe, aber ich gebe zu, es war relativ spät, ja.

Sie haben sich verraten gefühlt...

Nein, Verraten kann man das nicht nennen, aber es wäre besser gewesen, dass umfassender zu prüfen und intern intensiver zu diskutieren.

So langsam entsteht der Eindruck von Ihnen, dass Sie sich mit der Bettensteuer anfreunden und von der Tourismusabgabe absehen werden.

Nein, das kann man so nicht sagen. Ich sage, dass man die unterschiedlichen Varianten hier noch mal überprüfen muss. Zudem habe ich von vornherein gesagt, dass ich die Tourismusabgabe für die gerechtere und rechtlich sicherere Lösung halte. Ob mir damit die Mehrheit der Stadtverornetenversammlung folgt, kann ich im Moment noch nicht sagen, weil wir in diesen Diskussionsprozess noch mal ganz vorn einsteigen müssen.

Jetzt ist der Beschluss klar: Sie sollen mit der Stiftung über eine Million Euro verhandeln für jeweils fünf Jahre. Frau Kunst, als Brandenburgs Kulturministerin im Stiftungsrat der Schlösserstiftung, sagt, man wolle die ersten zwei Jahre eine Million und danach verhandle man über eine Million plus x. Der Vertrag müsse bis Monatsende, so Stiftungsdirektor Hartmut Dorgerloh, unterschrieben sein. Haben Sie schon mit Herrn Dorgerloh gesprochen?

Wir sprechen immer miteinander.

Auch über die Bettensteuer und Tourismusabgabe?

Das hat ihn ja nicht zu interessieren. Das entscheiden wir allein in der Stadtverordnetenversammlung. Ihn hat nur zu interessieren, dass wir uns so verhalten, wie wir das mit dem Stiftungsrat verabredet haben. Da ist die Rede davon, dass wir zwei Jahre eine Million Euro zur Verfügung stellen, und dann gibt es einen eindeutigen Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung, der genau das festelegt und der darüber hinaus sogar festlegt, dass wir das über fünf Jahre zahlen, und es ist klar, dass es zwischenzeitlich keine Erhöhung geben soll. es gibt den klaren Beschluss der SVV und das ist aus meiner Sicht auch nicht verhandelbar.

Punkt dahinter: keinen Cent mehr?

Ja.

MÄZEN HASSO PLATTNER, EIN DEMENTI UND DER PALAST BARBERINI

Vor zwei Tagen hat sich ein Mann mit einem Dementi gemeldet, der der Stadt viel Gutes getan hat und zunächst geschwiegen hat: Hasso Plattner. Nach der Entscheidung der Stadtverordneten für die Planänderung für den Palast Barberini in der Vorwoche. Damals hat der Baubeigeordnete Matthais Klipp Zahlen zu dem Wert der Kunstsammlung, zu den Investitions- und Betriebskosten genannt. Plattner reagierte nun mit dem klaren Dementi. Hat Herr Klipp falsche Zahlen genannt?

Ich kann Ihnen da jetzt auch keine konkreten Zahlen nennen, aber weiß sehr wohl, dass das irgendwie kolportiert worden ist, aber am Ende müssen Sie mich nicht fragen, sondern Herrn Plattner. Der kann Ihnen das sagen. Ich habe seine Kunstsammlung nicht gesehen und kann sie daher auch nicht bewerten. Was die Investitionskosten angeht, kann ich Ihnen auch nicht sagen, wo das dann am Ende landen wird. Das Entscheidende ist, dass er den Palast Barberini wiederaufbauen will, zum einen orginalgetreu und zum anderen ein Gebäude für die Öffentlichkeit. Darüber hinaus hat er sich bereit erklärt, dass er nicht nur DDR-Kunst, sondern auch internationale Kunst ausstellen wird, die von Bedeutung ist. Wir alle wissen, was es kostet, Kunsthallen zu betreiben, sie mit kostbaren Werken zu bestücken. Diese Sorge werden wir nicht haben. Denn auch diese Kosten wird er übernehmen. Das ist ein wunderbares Geschenk, für das wir nur sehr dankbar sein können.

Also: Der Beigeordnete hat Quatsch erzählt und das mit der Kunst wird toll

Das haben Sie jetzt gesagt.

DIE MERCURE- UND DIE FLOTTENFRAGE

Wechseln wir kurz die Straßenseite: wenn wir ein Stück weitergehen, dann kommen wir zum Hotel Mercure. Das Hotel wollte Plattner auf Ihre Empfehlung hin kaufen und abreißen lassen – eigentlich wollte er dort seine Kunsthalle errichten. Wie lange steht das Hotel Mercure noch?

Das würde ich Ihnen gern konkret beantworten können, kann ich aber nicht.

Aber Sie wollten es doch kürzlich noch auf Abriss setzen lassen.

Wir haben vor, dass wir für die Stadtverordnetenversammlung im Spetember den Vorschlag unterbreiten, dass wir das Sanierungsgebiet Potsdamer Mitte erweitern und das Mercure und den Lustgarten in dieses Gebiet aufnehmen, damit wir zumindest von der planungsrechtlichen Seite her Zugriffsmöglichkeiten haben. Dazu gehört dann aber auch, finde ich, das man eine Lösung finden muss für die Weisse Flotte. Dabei wird auch die Frage zu klären sein: Wie hoch ist der Kaufpreis für das Hotel, wie kann man das finanzieren, mit wem kann man das finanzieren?

Der Kaufpreis ist ja aus den Verhandlungen des Eigentümers in Sachen Plattner bekannt: Er liegt zwischen 14 und 16 Millionen Euro.

Er lag bei 13,8 Millionen Euro. Eines geht nun jedenfalls nicht: sich zurückzulehnen und auf einen neuen Hasso Plattner zu warten.

Aber das heißt doch, dass sich die Hängepartie für die Weisse Flotte, die am Lustgarten neu bauen will verlängert. Die verhandelt derzeit mit den Architekten die die Urheberrechte für die Gestaltung des Lustgartens haben. Die Stadt sitz mit am Tisch – wie ist der Stand?

Ausgesprochen schwierig. Sie sind nicht final beendet, um es mal so auszudrücken. Es gibt Bewegung.

Was wäre Ihr Favorit?

Wenn das Mercure weg wäre und wir ein Gebäude finden, ein unscheinbares, bei dem den Bedürfnissen der Weissen Flotte Rechnung getragen wird.

DIE PRIVATE BADFRAGE

Diese Frage ist wirklich nicht politisch gemeint: Wo gehen Sie eigentlich baden?

Am Heiligen See.

An der geduldeten Badestelle?

Ja.

Sie dulden sich selbst?

Ich dulde mich.

Am Nacktbereich oder im Anziehbereich?

Im Nacktbereich.

Angezogen im Nacktbereich oder nackt im Nacktbereich?

Manchmal auch nackt im Nacktbereich.

Und im Winter, wo gehen Sie da baden?

Eigentlich gar nicht.

Ist auch schwer in Potsdam – wir waren auf dem Weg zu einer neuen Schwimmhalle. Wie ist da der Stand?

In wenigen Wochen wird es Ergebnisse des Wettbewerbs für den Brauhausberg geben, dann gibt es auch Bilder.

DIE PROMINENTENFRAGE

Potsdam gilt als eine der spannendsten Städte in Deutschland – auch weil viele Prominente hier leben. Jetzt hat sich der nächste angekündigt: Johannes B. Kerner. Hat er sich schon bei Ihnen gemeldet oder Sie sich bei ihm?

Also, ich weiß schon seit anderthalb Jahren, dass er beabsichtigt, hierher zu ziehnen.

Wissen Sie, wohin er zieht?

Ja.

Schwanenallee?

Ja.

Vorn oder hinten?

Sag’ ich nicht.

Was der Oberbürgermeister noch über Prominente zu sagen hatte – das können Sie ab Samstagnachmittag auf unserer Homepage im Video sehen:

www.pnn.de

Die komplette Veranstaltung inklusive der Antworten des Oberbürgermeisters auf Zuschauerfragen können Sie bei PotsdamTV sehen: am Samstag und Sonntag jeweils um 15 Uhr, 19 Uhr und 22 Uhr

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