Landeshauptstadt: „Es warten schon jetzt viele Aufgaben“
Birgit-Katharine Seemann über den aktuellen Stand auf der Suche nach einem Museumsdirektor
Stand:
Für den neuen Direktorenposten im Potsdam Museum, der ab September besetzt werden soll, haben Sie 38 Bewerbungen erhalten. Ist das viel oder wenig?
Der Stand mit insgesamt 38 Bewerbungen ist zufrieden stellend. Wir haben ein sehr hochkarätiges Bewerberfeld.
Das heißt?
Es sind fachlich ausgezeichnete Leute dabei, die sowohl in den Geschichts- als auch Kunstgeschichtswissenschaften bewandert sind, aber auch Managementqualitäten mitbringen.
Und das, obwohl Sie, was bei solch einer Stelle ungewöhnlich ist, auf eine Promotion als Bewerbungsvoraussetzung verzichtet haben?
Dafür haben wir uns bewusst entschieden, denn das Anforderungsprofil schließt sehr stark die angesprochenen Managementfähigkeiten ein. Diese Doppelqualifikation muss nicht zwingend durch eine Doktorarbeit gekrönt sein. Aber es haben sich viele beworben, die einen Doktortitel haben.
Woher kommen die Bewerber, die zukünftig gern das Potsdam-Museum leiten möchten?
Die Bewerbungen sind sehr weit gestreut. Wir haben beispielsweise Bewerbungsschreiben aus Süddeutschland, ein großer Teil kommt aber auch aus Berlin.
Gibt es auch Bewerber aus Potsdam?
Ja.
Wann finden die ersten Vorstellungsgespräche statt?
Da ist Eile geboten, da wir ja so schnell wie möglich einen neuen Leiter für das Potsdam Museum haben wollen. Wir haben eine Auswahlkommission gegründet, diese wird während des Sommers zusammentreten.
Wie viel der 38 Bewerber werden Sie nach Potsdam zu den Vorstellungsgesprächen einladen?
Da gibt es eine Faustregel: Niemals weniger als fünf und niemals mehr als acht. Dazwischen wird sich die Zahl einpegeln.
Dann wird die Entscheidung wohl erst nach der Sommerpause fallen. Ist es da noch realistisch, vom geplanten Antrittstermin für den neuen Direktor Anfang September zu sprechen?
Den Termin haben wir noch immer im Blick, denn wir möchten, dass der neue Direktor so früh wie möglich seine Arbeit in Potsdam beginnt. Es kann aber zu Verzögerungen kommen. Selbst wenn noch in diesem Monat eine Entscheidung fiele, müsste der oder die Betreffende noch die eigenen Angelegenheiten regeln, möglicherweise gesetzliche Kündigungsfristen einhalten. Aber ab dem 1. September steht das Geld für den Direktorenposten zur Verfügung.
Können Sie diese möglichen Verzögerungen genauer benennen?
Es kann passieren, dass die Stelle erst zum 1. Oktober oder vielleicht sogar erst zum 1. November besetzt werden kann.
Überrascht hat, wie schnell diese Stelle ausgeschrieben wurde. Die Idee kam von der Fraktion Die Linke, die ihre Zustimmung für das Alte Rathaus als zukünftigen Standort für das Potsdam Museum von dieser Direktorenstelle abhängig gemacht hat. Die Linke aber hatte die Stelle erst ab 2009 gefordert. Warum auf einmal diese Eile?
Die Stadtverordnetenversammlung hat beschlossen, dass „umgehend eine Direktorenstelle zu schaffen“ ist. Diese Vorgabe ist äußerst zielführend und sinnvoll. Wir haben festgestellt, dass schon jetzt so viele Aufgaben anfallen, die von Anfang an von einem Direktor übernommen werden sollten. Das betrifft die Planungen beim Umbau und der Sanierung im Alten Rathaus und das Zusammenführen von Potsdam Museum und Potsdam Forum unter dem gemeinsamen Dach Altes Rathaus. Hinzu kommt die Aufgabe, auf die Arbeit des Potsdam Museums schon jetzt über die Stadtgrenzen hinaus auch überregional und möglichst international aufmerksam zu machen.
Welche ersten Aufgaben kommen auf den zukünftigen Museumsdirektor neben diesen allgemeinen Forderungen noch zu?
Er – oder sie – muss sich von Anfang an mit der Konzeption für die zukünftige Dauerausstellung auseinandersetzen, dem Herzstück des Potsdam Museums. Er muss auch das bald beginnende Baugeschehen im Alten Rathaus mit der künftigen Präsentation zusammenbringen, also sich damit auseinandersetzen, wie die geplante Dauerausstellung am besten in den vorhandenen Räumlichkeiten gezeigt werden kann. Doch am wichtigsten wird die Frage sein, wie die Potsdamer Stadtgeschichte präsentiert werden soll. Hier muss inszeniert werden. Denn es reicht nicht, vier oder fünf alte Vasen nebeneinander zu stellen. Es müssen Geschichten erzählt werden, aber das ist nicht einfach.
Was meinen Sie genau mit Potsdamer Stadtgeschichte?
An erster Stelle steht die Thematisierung der Lebenswelt der Potsdamer Bürgerinnen und Bürger für sich genommen, aber auch in Bezug auf Potsdam als Residenzstadt. Gleichzeitig müssen Brennpunkte der Zeitgeschichte, wie der Tag von Potsdam oder die Potsdamer Konferenz eingebunden werden. Dann soll auch die Bildende Kunst integriert werden, einerseits als historische Quelle in der Dauerausstellung, andererseits in einem eigenen Bereich, in dem zur Sammlung des Museums gehörende Werke zu sehen sein sollen. Die Sammlung hat eine ziemliche Bandbreite und schließt neben Werken der klassischen Moderne auch solche der DDR-Kunst bis 1990 ein. Die Präsentation wird eine große Herausforderung sein.
Das klingt sehr ambitioniert für eine Stelle, die erst noch besetzt werden muss.
Der neue Direktor oder Direktorin muss sich natürlich zuerst einmal auch mit dem Bestand des Museums, also etwa 200 000 Exponaten, vertraut machen, damit er weiß, wo er seine Schwerpunkte in der Ausstellung setzen wird.
Warum beruft die Verwaltung eigentlich einen neuen Museumsdirektor, das Museum hat doch derzeit einen Leiter?
Wir haben festgestellt, dass es wegen der neuen Aufgaben einfach notwendig geworden ist, einen übergeordneten Direktoren einzusetzen, um sowohl das zukünftige Potsdam Museum am Alten Markt als auch die Gedenkstätte in der Lindenstraße zu stärken. Eines unserer Ziele ist neben dem Aufbau einer zeitgeschichtlichen Abteilung im Potsdam Museum, die bessere Vernetzung und gleichzeitig die stadtgeschichtliche Aufarbeitung von zeitgeschichtlichen Themen wie beispielsweise den Tag von Potsdam oder die Potsdamer Konferenz.
Wann sollte das erste Konzept für die geplante Dauerausstellung des neuen Direktors vorliegen?
Das kann man jetzt noch nicht sagen, denn es soll ein fortlaufender Prozess sein, der ständig begleitet wird.
Es ist also nicht zu befürchten, dass zur geplanten Eröffnung des Potsdam Museums im Alten Rathaus Anfang 2011 eine Ausstellung präsentiert wird und erst dann die Diskussion los geht, was man hätte alles besser machen können?
Nein, es ist geplant, diesen Prozess so transparent wie möglich zu gestalten, damit am Ende ein wirklich überzeugendes Ausstellungskonzept vorliegt. Wir werden darüber diskutieren. Aber nicht nur über die geplanten Ausstellungen sondern auch über die zukünftigen Veranstaltungen.
Also der Bereich, den das Potsdam Forum übernehmen soll?
Genau, denn der neue Direktor soll auch ein Betriebskonzept mit einem starken Veranstaltungsteil wie Vorlesungen, Diskussionsabende und Führungen erstellen. Dabei muss das Potsdam Forum in das Potsdam Museum integriert werden. Hier muss es darum gehen, die Geschichte aus dem Museum auch in die Stadt zu bringen. Ein solches Vorgehen kann sehr gute Ergebnisse bringen, wie beispielsweise das Projekt „Stolpersteine“ beweist.
Das Gespräch führte Dirk Becker
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