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Sport: Esel im Gegenverkehr

Potsdamer bei abenteuerlicher Rundfahrt in Peru

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So etwas hat selbst Timo Scholz noch nicht erlebt – und dabei ist er weit herumgekommen in seiner Radsportkarriere. Zurzeit nimmt der Routinier des Potsdamer Profiteams notebooksbilliger.de in Südamerika die „Vuelta al Perú“ unter seine Pneus. Dabei durchlebt er ein Abenteuer nach dem anderen – aber macht auch jede Menge schöne Erfahrungen.

Allein seine Anreise war ein Monstertrip: Erst zwei Tage vor Beginn der Peru- Rundfahrt war das Berliner Sechstagerennen zu Ende gegangen, bei dem sich Scholz bei einem Trainingssturz erheblich verletzte und deshalb von Platz zwei auf Platz sechs des Steher-Klassements zurückfiel, aber trotzdem nicht aufgab. „Die Schulter und das rechte Knie machen mir immer noch Probleme“, sagt der 34-Jährige, der nach 35-stündiger Anreise via Atlanta und Lima – wo er zehn Stunden auf den Weiterflug warten musste – zudem mit einem blauen Auge im Startort Cuzco ankam.

In Cuzco traf Scholz auf seine drei Kollegen der „Equipe Alemania“, zu der auch sein notebooksbilliger.de-Gefährte Markus Weinberg zählt. Sie hatten allesamt schon ihre Probleme mit der dünnen Luft, und auch an Timo Scholz gingen die 3500 Höhenmeter nicht spurlos vorüber. Doch letztlich packte der Berufsradfahrer die Akklimatisierung relativ problemlos: Viele Touristen leiden in der Andenmetropole unter der Höhenkrankheit und können kaum etwas unternehmen; Scholz dagegen fährt sogar Radrennen. Und da ging das Abenteuer erst richtig los. Besonders die zweite Etappe von Cuzco nach Pisac glich einem Hindernisrennen: Nach einem Erdbeben lagen überall Felsbrocken auf der Straße, wegen ineffektiver Absperrungen gab es mitunter Gegenverkehr – und zudem tummelten sich Straßenhunde, Esel und Schweine auf der Rennstrecke. Doch immerhin: Die vier Deutschen kamen heil ins Ziel.

„Das ist die improvisierteste Rundfahrt, die ich je erlebt habe“, sagt Timo Scholz, der ein Globetrotter in Sachen Radsport ist, denn er fährt nicht nur Rennen in den arrivierten Velo-Nationen, sondern war zum Beispiel auch schon im Iran, in Costa Rica, Mexiko, Tobago, Neu-Kaledonien, China, Thailand, Guatemala, Chi- le und zuletzt in Neuseeland unterwegs. Nun also Peru. „Die Veranstalter machen das zum ersten Mal“, weiß Scholz, „deshalb nehme ich es niemandem übel, dass es hier etwas chaotisch zugeht.“ Zumal die Organisatoren auch jede Menge Pech hatten. Beim Mammut-Transfer von Cuzco nach Arequipa kam beispielsweise nur einer von insgesamt vier Bussen ohne Panne und Unfall ans Ziel – nämlich der, in dem Scholz, Weinberg & Co. saßen. Für sie dauerte die Fahrt nach Arequipa „nur“ 13 Stunden. Ins Wasser fiel dagegen der Trip zum Titicaca-See: Das auf fast 4000 Metern Höhe geplante Teamzeitfahren wurde kurzfristig ins 2350 Meter hoch gelegene Arequipa verlegt, wo die deutsche Auswahl ihr bisher bestes Tagesergebnis holte: Platz fünf.

Aufs Klassement schielen die Deutschen allerdings weniger: Für sie geht es vor allem darum, am Sonntag gesund im Rundfahrt-Ziel Lima anzukommen, dabei anspruchsvolle Trainingskilometer zu sammeln und viele Eindrücke von Peru mit heim zu nehmen. Und die sind positiv. So zeigt sich Scholz „beeindruckt von der Natur und Kultur“ des Landes. Beim Besuch der berühmten Inka-Ruinen von Pisac konnte er sich davon überzeugen, dass Peru noch viel mehr zu bieten hat als ein abenteuerliches Radsport-Spektakel.

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