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Landeshauptstadt: Essen im Kohlenkeller

Ab Februar lernen die Comenius-Schüler in der Finkenweg-Schule

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Der Standort ist herausragend – oben auf dem Brauhausberg, genauer im Finkenweg, werden die gut einhundert Schüler der Comenius-Förderschule künftig lernen. In einem Gebäude, das für 3,2 Millionen Euro, davon 1,6 Millionen Euro Fördermittel, saniert wurde und nach anderthalb Jahren Bauzeit nun seine geheimen Ecken preisgibt. Beispielsweise ein altes Kohlenkellergewölbe, in dem die Schulspeisung stattfinden soll. Oder ein Theaterkabinett im Dachgeschoss, lichtdurchflutet und mit dunklen Dachbalken durchzogen.

Doch noch immer müssen die Comenius-Schüler, die noch in einem alten Kita-Gebäude in der Straße Zum Teufelssee in der Waldstadt untergebracht sind und wo nun die Fröbel-Schule für Erziehungshilfe einziehen soll, auf ihr neues Domizil warten. Denn Bauarbeiter laufen die Flure auf und ab, letzte Arbeiten müssen erledigt werden. Die Uhren hängen noch mit Folie überzogen an der Wand, das Stabparkett der Flurböden wird durch Pappen geschützt. Offiziell eröffnet werden soll die sanierte Schule nach den Winterferien. Dann wird nach fünf Jahren erstmals wieder ein Schüler die Einrichtung betreten. Es ist Potsdams erster Schulneubau nach dem zweiten Weltkrieg, sagte die Schulleiterin der Comenius-Förderschule für geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche, Edith Volkmer, bei einem Rundgang gestern. Zwar stammen die Pläne für den Bau aus dem 1930er-Jahren, gebaut wurde das Haus jedoch erst Ende der 1940er-Jahre. Zwischen 1990 und 2000 wurde der Standort als Finkenweg- Grundschule genutzt, nun werden nach einem behindertengerechten Umbau geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 21 Jahren auf das Leben vorbereitet.

Stille herrscht noch in den 50 Quadratmeter großen Klassenräumen, den Therapie- und Ruheräumen im Dachgeschoss, der Keramikwerkstatt im Keller sowie in den mit einem Farbsystem versehenen breiten Fluren. Grün im Untergeschoss steht für das Gras auf der Erde, das blau im Obergeschoss für die Nähe zum Himmel. Nichts hat Architekt Becker dem Zufall überlassen. Selbst die Farbzusammenstellung sei in Anlehnung an eine Farbklaviatur, die von dem Architekten Le Corbusier in den 1930er Jahren entwickelt worden ist.

In den Räumen der Schule werden ein Sanitärbereich zwischen zwei Klassenräumen sowie je eine Küche eingebaut. Ziel der Schule ist es, die Schüler zu befähigen, ein weitgehend selbstständiges Leben zu führen. Dazu bietet die Einrichtung neben dem projektorientierten Unterricht auch mehr als ein Dutzend Arbeitsgemeinschaften an, darunter Theater, Computer und Yoga. Das aktuelle Schuljahr steht unter dem Motto „Wir ziehen um“.

Mit einer großen Feier will Edith Volkmer die Schule eröffnen. Drei Tage lang, beginnend am 28. März 2006. Kein gewöhnliches Datum für die Comenius- Schüler. Denn an dem Tag im Jahr 1592 wurde der Namenspatron der Schule, der Pädagoge Johann Amos Comenius, in Südostmähren geboren. Ein philosophischer Grundsatz seiner Pädagogik lautet: „Omnes, omnia, omnino“, das heißt: „Alle Menschen sollen alle Dinge der Welt vollständig erlernen dürfen“.

Einen Wunsch hat Edith Volkmer trotz des Neubaus noch. Die Sporthalle auf dem Gelände sei nicht behindertengerecht, die müsse auch noch ausgebaut werden. Die anwesende Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz, der Werkleiter des Kommunalen ImmobilienService Norbert John nahmen es zur Kenntnis. Das Ringen um die Erneuerung dieses Standortes habe mehrere Jahre gedauert. Hoffnung auf eine schnelle Sanierung der Halle machten sie nicht.

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