
© Michael Urban/ddp
THATCHERS FASAN: „Essen kommen!“
Promi-Rezepte für guten Zweck / Jugendreferent Andreas Hiller will mit Kochbuch Gemeindehaus finanzieren
Stand:
Fasanenstücke in Butter und Öl bei mittlerer Hitze goldbraun braten
2 feingewürfelte Schalotten, 50 Gramm Speck und Lorbeerblätter hinzufügen
in einer Kasserolle abgedeckt köcheln lassen
die Fasanenteile anschließend auf eine vorgewärmte Platte geben
für die Soße Weißwein und Calvados einrühren, über die Fasanenstücke geben und servieren
TIPP: Statt Fasan kann auch Hähnchen verwendet werden. ddp
„Essen kommen! 100 Promis verraten ihr Rezept“, Brendow Verlag, 19,95 Euro
Oranienburg - Andreas Hiller kann es an Ausdauer und Hartnäckigkeit locker mit der „Eisernen Lady“ Margaret Thatcher aufnehmen. „Über ein halbes Jahr habe ich bei ihr angerufen und gefragt, ob ich ihr Lieblingsrezept bekommen könnte“, erzählt der 38-jährige Jugendreferent der evangelisch-methodistischen „Kirche im Container“ in Oranienburg. Irgendwann hat die ehemalige britische Premierministerin schließlich geantwortet und Hiller verraten, wie sie ihren Fasan in Clavados zubereitet. Insgesamt 100 Prominente hat Hiller so wie Thatcher rumgekriegt.
„Essen kommen!“ heißt nun sein im Brendow Verlag erschienenes Buch, in dem sich Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Kunst und Kultur in ihre Kochtöpfe schauen lassen und ihr Lieblingsrezept verraten.
Starköchin Sarah Wiener, Sänger Reinhard Mey, Ex-Handballspieler Stefan Kretzschmar, aber auch der amerikanische Ex-Präsident Jimmy Carter haben ihre Lieblingsrezepte zur Veröffentlichung freigegeben.
„Für den Bau eines eigenen Gemeindehauses brauchten wir Geld. Und das Sammeln von Rezepten in der Nachbarschaft hat in den methodistischen Gemeinden in Amerika und England eine lange Tradition“, sagt Hiller über die ursprüngliche Idee. Zu diesem Zeitpunkt war seine Gemeinde noch in einem kleinen Container am Rande von Oranienburg angesiedelt. Um für die Kinder, die dort täglich betreut wurden, ein richtiges Haus zu bauen, begann Hiller mit der Suche nach einer deutschen Variante dieser Art der Geldbeschaffung.
„Beim Grübeln ist uns aufgefallen, dass es zwar viele Kochbücher von Promis gibt, aber keines, in dem viele Promis gemeinsam ihre Rezepte veröffentlichen.“ Beim Einstieg in das ehrgeizige Projekt kam Hiller ein Zufall zu Hilfe: Er hatte Karten für die Premiere des Kinofilms „Die Welle“ im Berliner Willy-Brandt-Haus gewonnen. „Vor uns nahm Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit seinen Leibwächtern Platz, neben uns saßen Jürgen Vogel und die Supernanny Katharina Saalfrank“, erinnert sich Hiller an den Abend. Nach dem Büfett nutzte der Oranienburger die Gunst der Stunde und sprach die Promis an. „Die Reaktionen waren verblüffend. Alle fanden die Idee gut und sagten ihre Teilnahme zu“, erinnert sich Hiller.
Als es jedoch ernst wurde und Hiller konkret anfragte, ließen sich viele bitten. „Bis zu 20 Mal musste ich manchmal anrufen, bis ich ein Rezept bekam“, sagt Hiller. Erst ab einer gewissen „Promi-Dichte“ wurde sein Projekt schließlich zum Selbstläufer: „Ich wurde immer gefragt, wer denn schon mitmacht. Und als ich mit der Kanzlerin Angela Merkel und Marius Müller-Westernhagen aufwarten konnte, wollten plötzlich alle dabei sein.“ Mittlerweile kann Hiller über die anfänglichen Mühen lächeln.
Inzwischen erschien nicht nur sein Buch „Essen kommen! 100 Promis verraten ihr Rezept“, sondern die Methodisten feierten im Mai auch bereits die Einweihung des Gemeindezentrums. Und Hiller hofft nun, dass die Gemeinde dank der Einnahmen aus dem Verkauf des Buches das Haus ein wenig schneller ihr eigen nennen kann.
Michael Klug
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