ZUR PERSON: „Essen und Trinken, Singen und Verdauen“
Maximilian Dreier über die 4. „Italienische Nacht“, die heute am Marmorpalais gefeiert wird
Stand:
Zum vierten Mal findet heute Abend die von Ihnen veranstaltete „Italienische Nacht“ auf der Seeterrasse des Marmorpalais statt. In diesem Jahr haben sie mit „Pasta Opera“ eine Erfolgsproduktion aus Berlin nach Potsdam geholt. Was erwartet die Gäste?
Da wird eine klassische vierteilige Opera buffa aufgeführt, bei der Essen und Singen gemeinsam zelebriert wird. Eine Form, die mir für diesen Platz und den Anlass sehr passend erscheint. Musikalisch gibt es einen Querschnitt durch die italienische Oper und auch Ausschnitte aus deutschen Opern. Die ganze Veranstaltung wird moderiert. Es gibt keine Bühne, die Gäste werden in das Programm mit einbezogen. Der kulinarische Teil ist etwas rustikaler gestaltet. Vorspeisen und Pasta werden wir am Tisch in der populären Form auf Platten servieren. Den Hauptgang gibt es dann am Buffet. Die Musik nimmt sogar Bezug auf das, was auf den Tisch kommt.
Schon der Opernkomponist Rossini hat gesagt, Essen und Trinken, Singen und Verdauen, seien im wahrsten Sinne des Wortes die vier Akte der Opera buffa. Sie verbinden Musik und Essen, was manch Opernliebhaber wahrscheinlich nur verächtlich die Nase rümpfen lässt.
Wir präsentieren natürlich nicht ein Opernprogramm, das der Liebhaber aus dem Konzerthaus kennt. Technisch und akustisch müssen wir da schon Abstriche machen und bewegen uns daher in einer Art Zwischenraum. Wir möchten einen Abend bieten, den man vergnüglich verbringt und dabei gut unterhalten wird.
Und natürlich auch ein gutes Essen serviert bekommen will, was nicht sehr einfach zu machen sein wird mit einer mobilen Küche.
Die Kunst wird darin bestehen, für die 160 Gäste zwei Arten frischer Pasta zu kochen und diese dann, entsprechend der Dramaturgie des Programms, auch rechtzeitig zu servieren. Das ist schon eine logistische Leistung.
Die Sie personell wie meistern wollen?
Vier Köche und ungefähr zwölf Servicekräfte und zwei Leiter werden vor Ort sein.
Was hat Sie dazu bewogen, eine solche Veranstaltung an diesem Ort anzubieten?
Das Marmorpalais liegt gegenüber unserem Restaurant in der Villa Kellermann. Ein wunderschöner Platz, den wir und unsere Gäste das ganz Jahr lang sehen und von dem wir uns wünschten, ihn wenigstens einmal im Jahr zu bespielen.
Was in den ersten Jahren der Potsdamer Schlössernacht ja getan wurde, als das Marmorpalais in das Programm miteinbezogen war.
Das hat aber nicht funktioniert. Wir haben selbst einmal das Catering bei einer Schlössernacht übernommen, mit sehr vielen Defiziten, weil es so gar nicht funktionieren konnte. Gestört hatte mich auch, dass es ein kulturelles Programm gab, das keinerlei Bezüge zum Ort hatte. Da kam zum ersten Mal die Idee auf, für diesen Ort eine eigene Veranstaltung zu kreieren und damit auch den Heiligen See mehr in den Mittelpunkt zu rücken.
Warum ausgerechnet eine „Italienische Nacht“?
Unser Restaurant in der Villa Kellermann ist ein italienisches Restaurant und der Ort, das Marmorpalais, hat viele italienische Bezüge, so dass sich diese Idee geradezu aufzwängt.
Sie sind dem Konzept der ersten Veranstaltung, zumindest was den kulturellen Teil betrifft, nicht treu geblieben, haben jedes Jahr etwas anderes geboten.
Zur ersten „Italienischen Nacht“ konnte ich einen Tenor nach Potsdam holen, den ich persönlich kenne, freundschaftlich mit ihm verbunden bin und den wir sonst nicht hätten bezahlen können. In den beiden folgenden Jahren hatten wir zwei Orchester zu Gast, die italienische Musik spielten.
Mit 160 verkauften Karten ist die „Italienische Nacht“ in diesem Jahr ausverkauft. Ihr Konzept scheint aufzugehen?
Zuerst wollte die Schlösserstiftung die Veranstaltung auf 60 Gäste begrenzen. Aber als privater Geschäftsmann kann ich so nicht rechnen. Für diesen Abend bekommen wir keine öffentlichen Gelder. Aber gerade das hat mich schon immer gereizt, Kultur außerhalb von staatlichen Fördergeldgebern anzubieten. Allerdings kommen wir ohne die Kooperation mit der Stiftung und technischer Unterstützung des Hans Otto Theaters auch hier nicht aus.
Bei allem Idealismus, für Sie als Geschäftsmann muss sich eine solche Veranstaltung doch in erster Linie rechnen?
Es herrscht leider noch zu oft die Mentalität, dass Kultur, selbst wenn sie ein Privatmann organisiert, wenig oder besser gar nichts kosten soll. Bei den ersten Veranstaltungen habe ich nicht verdient, die haben mich mehrere tausend Euro gekostet. Aber solche Dinge brauchen Zeit. In diesem Jahr sind wir mit 160 Gästen, einer ausverkauften „Pasta Opera“, bei der Zahl, die solche Veranstaltungen – mit der erwähnten Unterstützung – kostendeckend machbar sind. Wir haben sogar Wartelisten und überlegen, diese Produktion auch in der Villa Kellermann anzubieten.
Einen Risikofaktor können Sie als Veranstalter nicht beeinflussen: Das Wetter. Fällt die „Italienische Nacht“ ins Wasser wenn es regnet?
Nein, dann stellt uns die Stiftung die Orangerie zur Verfügung. Die liegt 100 Meter vom Marmorpalais entfernt und dort hätten wir auch das entsprechende Ambiente.
Das Gespräch führte Dirk Becker
Maximilian Dreier, geb. am 18. April 1958 in Memmingen/Allgäu, betreibt in Potsdam das Restaurant Villa Kellermann am Heiligen See und das Massimo18 in der Mittelstraßen. Daneben ist er als Weinimporteur tätig.
Nach dem Abitur studierte Dreier in Heidelberg Germanistik, Geschichte und Politik. Seinen Abschluss machte er in Berlin in Germanistik und Politischen Wissenschaft. Danach folgten Forschungsarbeiten für die EU in Fiesole bei Florenz und Lehraufträge an der Freien Universität in Berlin.
Seit 1981 ist Dreier als Weinimporteur selbständig, 1990 übernahm er als Gastronom die Villa Kellermann. Seit 2007 betreibt er auch das Massimo18. Seit 2004 ist Maximilian Dreier im Vorstand des Salon e.V.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: