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Potsdams Linke ist zerstritten.

© dpa/Christoph Soeder

Etwas Hella: Von der Einheitsfront zur Einsamfront

Wie lange kann man sich teilen, bis man in der Bedeutungslosigkeit versinkt? Unsere Kolumnistin Hella Dittfeld über den Zerfall der Potsdamer Linken.

Eine Kolumne von Hella Dittfeld

Wie konnte es nur so weit kommen, dass aus der vielzitierten Einheitsfront beinahe eine Ein-Mann-Front geworden ist? (Richtiger gesagt, es sind zwei, die jetzt die Stadtverordnetenfraktion Die Linke bilden.) Na gut, es ist viel Wasser die Havel hinunter geflossen, seit aus „der Partei“, die immer recht hatte, ein wirkliches Mehrparteiensystem wurde.

Lange Zeit konnten die linken SED-Nachfolger gerade in Potsdam auch nach der Wende noch den Ton angeben. Und es fehlte nicht viel, dass die Preußenmetropole einen Oberbürgermeister aus eben dieser Garde bekommen hätte. Doch der Einfluss der Linken ließ nach, ihre Mitgliederzahl sank und plötzlich zerlegt sie sich auch noch selbst.

Es teilen sich nicht nur die Geister

Nur weil man sich nicht einigen konnte, wie man mit einem Stadtverordneten umgeht, der mit der AfD gestimmt hat. Das aber war nach Parteisatzung untersagt. Es teilten sich also nicht nur die Geister, es teilte sich auch die Fraktion. Einer fand nämlich, man hätte die Entschuldigung des „schwarzen Schafes“ annehmen sollen. Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass bei der letzten Landtagswahl auf mehreren Wahlzetteln, die ich als Wahlhelfer selbst mit ausgezählt habe, der Direktkandidat der Linken und die AfD als Partei je eine Stimme erhielten.

Ralf Jäkel (Die Linke) hatte mit der AfD gestimmt.
Ralf Jäkel (Die Linke) hatte mit der AfD gestimmt.

© Promo

Wie lange aber kann man sich teilen, bis man in der Bedeutungslosigkeit versinkt? Oder sogar dem Tode geweiht ist, weil nicht einmal ein Eintel nach der nächsten Teilung herauskommt. Kopf ab, Füße noch da. Oder umgekehrt? So kleine dünne Stimmchen erzeugen nicht gerade Wogen des Erfolges, selbst wenn sie Schützenhilfe aus anderen Fraktionen bekommen. Und wer hört sie noch, wenn sich eine andere Meinung zusammenballt?

Die Linke kann nichts dafür, dass das Blu so hässlich geworden ist

Dabei hatte die Linke manch gute Idee und konnte sich dank einer starken Fraktion auch immer wieder Gehör verschaffen. Vieles wurde umgesetzt, was noch heute eine Erfolgsgeschichte ist. Zum Beispiel wurde die Platte aus der DDR-Zeit nicht platt gemacht, sondern saniert. Obwohl das Augenmerk natürlich auf den schicken, aber verfallenen Villen lag. Zum Standort des neuen Bades blu setzte Die Linke eine Bürgerbefragung durch - sie kann aber nichts dafür, dass es so hässlich geworden ist. Es wurde die Installation eines „Freiland“ für junge Leute angeregt, nachdem der Spartacus-Jugendklub heimatlos geworden war. Auch der Vorschlag, neben dem Stern-Center ein Möbelhaus anzusiedeln, statt eines weiteren Irgendwas-Supermarktes, kam von links.

War ein gewisser Scharfi (Hans-Jürgen Scharfenberg) lange Jahre Gesicht und Zugpferd der Potsdamer Linken, ging es irgendwann mit ihm politisch betrachtet bergab. Und nun ist er nicht nur offiziell Rentner, er hat sich auch noch für eine Zwei-Mann-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung entschieden. Ihm gefiel der Umgang mit seinem langjährigen Weggefährten nicht.

Aber, aber, ausgerechnet in der Politik sollte man doch nicht dünnhäutig sein. Als Rentner allerdings darf man (fast) alles. Sogar im Energiesparmodus frieren.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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