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Links und rechts der Langen Brücke: Euphorie und Montagsautos

Jan Brunzlow über Fußball und die Stimmung in der Stadt

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Da waren sie, die Ereignisse um die Fußball-WM. Geballt an einem Tag: die Ukranine bezieht in Potsdam Quartier, die einzelnen Arenen in der Stadt werden eröffnent, die WM beginnt mit dem Sieg der Deutschen gegen Costa Rica. Ereignisse, die sonst eine Woche lang Zeitungen füllen. Und bereits nach den ersten 180 Minuten der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland kristallisieren sich Sieger heraus. Es sind einerseits die Mannschaften, die gestern Abend gewonnen haben. Andererseits die Potsdamer, denen ein umfangreiches Programm an prominenter Stelle geboten wird. Sei es am Brandenburger Tor, Luisenplatz oder Kutschstallhof, am Nauener Tor, am Schlaatz oder in den vielen Restaurants mit Live- Übertragung in Babelsberg. Überall brodelte es, die Fußball-Euphorie hat sich Luft verschaffen können. Wer ganz genau hingehört hat, konnte sogar eine Stimme hören. Und zwar eine gemeinsame. Jung und alt feierten miteinander, Politiker aller Farben tranken ihr Bier vor dem Brandenburger Tor. Die Euphorie kann Berge versetzen. Der Ministerpräsident hat recht wenn er sagt, in diesen Zeiten könnten umpopuläre Entscheidungen gefällt werden und kaum einer merkt es. Doch wäre es das falsche Signal. Die Stimmung sollte genutzt werden, um Grenzen in der Stadt zu überwinden und das ständige gegeneinander Ausspielen zu beenden. Fußball-Weltmeisterschaften können Wahlen entscheiden, je nachdem wie die jeweilige Mannschaft abschneidet. Früher gab es sogar Montagsautos, die nicht funktionierten, weil die Zwickauer Mannschaft das Oberligaspiel am Sonnabend zuvor verloren hat – so fuhr auch der Trabant danach, hieß es einst. Wird das zum Maßstab genommen, sind die Potsdamer am Montag höchst produktiv – mal sehen, wie lange die Euphorie anhält.

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