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Landeshauptstadt: EWP will Freileitung nicht übernehmen

Kommunaler Versorger will nicht Netzbetreiber sein. Umspannwerk wird außerhalb des Ortes gebaut

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Golm - Die Chancen für eine Verlegung der 110-Kilovolt-Freileitung aus dem Ortsgebiet von Golm heraus schwinden: Der Potsdamer Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) lehnt eine Übernahme des fraglichen Abschnitts vom Leitungsnetzbetreiber Edis ab, teilte die EWP auf PNN-Anfrage mit. „Eine Übernahme der 110-Kilovolt-Leitung ist nicht möglich“, hieß es. Der Netzbetreiber Edis wollte sich auf Anfrage nicht zu einer möglichen Übernahme der Leitung durch die EWP äußern.

Die Übernahme sollte nach einem Antrag der SPD-Fraktion einen Ersatz der Freileitung durch ein Erdkabel oder eine Verlegung der Trasse durch das Golmer Luch ermöglichen. In dem Antrag wird Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) aufgefordert, mit dem Leitungsnetzbetreiber Edis zu verhandeln. Darüber hinaus solle die Verwaltung prüfen, inwieweit die Umverlegung der Freileitung mit dem vom Potsdamer Stromversorger EWP geplanten Bau eines Umspannwerks zur Versorgung des Wissenschaftsparks verknüpft werden kann.

Das mehrheitlich kommunale Energieunternehmen sollte dem SPD-Antrag zufolge auch eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung der Kosten übernehmen: Wegen der ohnehin erforderlichen technischen Verknüpfung des neuen Umspannwerks mit der Freileitung könne die EWP in Golm die Erdverkabelung übernehmen und für diesen Streckenabschnitt als Leitungsnetzbetreiber fungieren. Der Vorteil dieser Lösung sei, dass dadurch eine direkte Belastung des Haushalts der Stadt Potsdam vermieden werde. Das kostspielige Erdkabel könne dann über Netznutzungsgebühren refinanziert werden, die dann Edis an die EWP zu zahlen hätte.

Der Hauptausschuss hatte am Mittwoch über die Frage diskutiert. Zu einer Abstimmung kam es jedoch nicht, weil auf Vorschlag Jakobs’ Gespräche der Verwaltung mit Vertretern der Bürgerinitiative „Golm unter Strom“ abgewartet werden sollen. Zu dem Treffen sollen auch Vertreter des Netzbetreibers Edis und des Potsdamer Stromversorgers EWP eingeladen werden.

Eine Verlegung der Stromleitung als Erdkabel soll nach vorläufigen Schätzungen der Verwaltung rund 2,8 Millionen Euro kosten. Eine alternative Trassenführung mit Strommasten über 1,5 Kilometer durch das Golmer Luch würde immer noch etwa 1,5 Millionen zusätzliche Kosten verursachen. Die Bürgerinitiative selbst geht von geringeren Kosten aus. Die 200 Meter längere Trassenführung außerhalb des Ortes wäre sogar mit derselben Zahl an Masten möglich, hieß es. Die Bürgerinitiative verlangt eine Verlegung der Hochspannungsleitung, weil sie Gefahren für die Gesundheit fürchtet. Offen ist noch, ob die Stadt bereit ist, Edis etwaige Mehrkosten zu erstatten.

Die von dem Netzbetreiber eingereichten Pläne sehen für Golm die Beibehaltung der jetzigen, im Jahr 1936 errichteten Trasse vor. Dazu läuft bereits das Genehmigungsverfahren. Die Pläne lagen 2013 aus. Zahlreiche Bürger äußerten dabei Kritik an der Überspannung der Siedlungsbereiche und am Verfahren. In den nächsten Monaten wird der Planfeststellungsbeschluss des Landesbergbauamtes erwartet. Dem Vernehmen nach will Edis noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten beginnen. Vorbild für das Engagement der Golmer ist Marquardt: Dort wird Edis die Stromleitung voraussichtlich um den Ortsteil herumführen. Für dieses Vorhaben hätten bereits alle von dem neuen Trassenverlauf betroffenen Grundstückseigentümer ihr Einverständnis gegeben, hieß es zuletzt. Allerdings waren die Bedingungen für eine alternative Trassenführung in Marquardt günstiger als in Golm: Die Trasse kann entlang der Bahnstromtrasse und der B 273 über landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen geführt werden. Die benötigten Flächen sind zu 95 Prozent in öffentlicher Hand. Auf die Frage des in Golm von der EWP geplanten Umspannwerks hat die Absage an eine Übernahme der Leitung keinen Einfluss. „Es werden zurzeit verschiedene Standorte außerhalb der Ortschaft Golm geprüft“, so eine EWP-Sprecherin. Der Standort des Umspannwerkes stehe in keinem örtlichen Zusammenhang mit der diskutierten Verlegung der Freileitung.

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