
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Experiment deutscher Nahverkehr
Studenten aus Sioux Falls besuchen ihre Partnerstadt Potsdam – und wurden im Umland einquartiert
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Sie lieben das Essen, deutschen Kaffee und den Nahverkehr: Seit einer Woche absolvieren drei Studenten aus Sioux Falls, Potsdams Partnerstadt in den USA, Praktika in Potsdam und dem Umland. „Es ist großartig hier“, sagt Keegan Hecht. Der angehende Geschichtslehrer hospitiert am Potsdamer Humboldtgymnasium, Sportstudentin Bethany Anding absolviert ein Praktikum an der Potsdamer Sportschule und der Berufsschule der Sportakademie. Den angehenden Landwirt Aaron Gehrke hat es jedoch auf ein Gut bis nach Groß Kreutz verschlagen. Alle leben in diesen zweieinhalb Wochen bei Gastfamilien, allerdings nicht in ihrer Partnerstadt – sondern im Umland.
„Das ist überhaupt kein Problem“, sagt Keegan Hecht. Der 21-Jährige ist in der Familie zweier Humboldt-Schüler in Kleinmachnow untergebracht. Jeden Morgen fährt er mit dem Bus nach Potsdam, und auch wenn er abends noch etwas unternehmen will, bleibt ihm nur der öffentliche Nahverkehr. Den kann er – wie die anderen amerikanischen Studenten – mit einem Sonder-Ticket, das die Stadt sponsert, kostenlos nutzen. Und es sei sehr aufregend. „Ich bin hier zum ersten mal Bus gefahren“, sagt Keegan Hecht. Er lernte Fahrpläne zu lesen, das Wort „Haltestelle“ bereichert seit Kurzem seinen deutschen Wortschatz. Auch die anderen Studenten – Bethany Anding fand Quartier bei einer Lehrerin der Sportschule in Schwielowsee, Aaron Gehrte auf dem Hof von Bauer Marco Hintze, wo er auch arbeitet – haben kein Problem damit, dass sie nicht mitten in der Stadt Postdam wohnen.
„Wir in South Dakota sind an Entfernungen gewöhnt, man fährt schon mal 15 Minuten zum nächsten Supermarkt“, sagt Keegan Hecht. Ohne Auto gehe nichts, viele haben Pickup-Trucks, denen auch viel Schnee nichts ausmacht. Minus 40 Grad Celsius sind es dort zurzeit. Das Experiment deutscher Nahverkehr, Busfahren, S- und U-Bahn, das sei doch aufregend. „Man fährt ja ins Ausland, um Neues auszuprobieren, und es ist faszinierend, die Busse sind immer pünktlich“, sagt Keegan Hecht.
Auch Bethany Anding, die an der Sportschule hospitiert und bei einer Lehrerin der Schule in Geltow wohnt, hat sich bereits an das Busfahren gewöhnt. Ob es auch eine Gastfamilie direkt in Potsdam gegeben hätte, damit die Studentin nicht auswärts wohnt, kann ihre Gastgeberin Annika Buchholz nicht sagen. „Von uns bis zur Schule sind es fünf Minuten, das ist doch praktisch“, sagt sie.
Die Stadtverwaltung sieht es auch als unproblematisch an, dass Gäste der Partnerstadt im Umland gelandet sind. Man habe die Quartierssuche jeweils den Schulen überlassen und selbst keine Gastfamilien gesucht, beispielsweise mit einem öffentlichen Aufruf. Der war jedoch nötig, um einen landwirtschaftlichen Betrieb für den angehenden Farmer zu finden. „Wir haben auch in Potsdam geschaut, aber hier gibt es meist Betriebe, die sich auf Obstbau spezialisieren, da gibt es im Winter nicht viel zu tun“, sagte eine Mitarbeiterin der Marketing-Abteilung der Landeshauptstadt. Erst auf einen größeren Aufruf hin meldeten sich Landwirte aus der Umgebung, Aaron Gehrke suchte sich dann einen Hof aus. „Der Bauer war selbst mal als Austauschschüler in den USA, Aaron fühlt sich dort sehr wohl“, sagt Mitstudent Keegan Hecht.
Der Lehramtsstudent mit deutschen Vorfahren möchte jetzt Deutschland etwas mehr kennenlernen – und das deutsche Schulsystem. Er hospitiert und hilft im Englischunterricht. Überrascht hat ihn, dass hier an Schulen weniger Sport getrieben wird: „An jeder Highschool gibt es diverse Schul-Teams, das ist allen sehr wichtig“, sagt er. Hier spielen Jugendliche stattdessen in Vereinen, hat er gehört. Alle drei Studenten wollen viel von Potsdam sehen, auch Ausflüge nach Berlin sind geplant.
In diesem Jahr werden noch einmal Studenten aus Sioux Falls erwartet, die an wissenschaftlichen Einrichtungen Praktika absolvieren sollen. Die Unterbringung ist noch nicht geklärt, heißt es. Im Mai kommen außerdem Gäste aus der finnischen Partnerstadt, eine komplette Deutsch-Klasse. „Die werden vermutlich in einer Jugendherberge wohnen“, heißt es seitens der Stadt. Steffi Pyanoe
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