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Film ohne Drehbuch. Alexander Fehling spielt im HFF-Film „Der Fluss war einst ein Mensch“ einen Reisenden, der in Afrika mit Ängsten und dem Tod konfrontiert wird.

© Promo/J. Bejnarowicz

Homepage: Experiment mit Krokodiljäger

HFF-Produktion „Der Fluss war einst ein Mensch“ für First Steps nominiert

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Ein Film ohne Drehbuch? Jens Becker, Dramaturgie- und Drehbuch-Professor von der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) dürfte nicht uneingeschränkt glücklich darüber sein. Doch HFF-Absolvent Jan Zabeil und Schauspiel-Gesicht Alexander Fehling („Goethe“) wagten das Experiment, das zwar schon Filmemacher vor ihnen eingegangen sind – allerdings nicht unbedingt für einen Dreh in 8000 Kilometer Entfernung. Mitten in der afrikanischen Wildnis des Okawango-Deltas in Botswana entstand Zabeils Abschlussfilm für sein Kamera- und Filmstudium an der HFF „Der Fluss war einst ein Mensch“. Ein poetischer Film, der zu den fünf nominierten Lang- Spielfilmen gehört, die am kommenden Dienstag um den Nachwuchspreis First Steps in Berlin buhlen. In diesem Jahr sind fünf Beiträge von Babelsberger HFF-Absolventen im Rennen, allein drei treten in der Königskategorie „Abendfüllende Spielfilme“ an. Laut Veranstalter ist First Steps die wichtigste Preisverleihung für den deutschsprachigen Filmbranchen- Nachwuchs.

„Wir wollten nicht hier in Deutschland ein Drehbuch über die Fremde schreiben“, begründete Fehling das fehlende Skript. Lediglich der rote Faden der Geschichte, erarbeitet von Zabeil und Fehling, war klar: Ein junger Deutscher, gespielt von Fehling, reist in ein afrikanisches Land, in dem er sich mit seinen Ängsten, seiner eigenen Wahrnehmung, mit dem Tod und dem Kontrollverlust über sich selbst auseinandersetzen muss.

HFF-Absolvent Zabeil, der seine Kindheit in Afrika verbracht hat, reiste für einen Monat ins Okawango-Delta, ein riesiges Binnen-Wassergebiet mit Krokodilen, Nilpferden und Elefanten im Nordwesten Botswanas, um vor Ort Arbeitsbedingungen und Leute kennenzulernen. Schließlich startete Zabeil den Dreh in Afrika mit einem Mini-Team, bestehend aus einem Kameramann, einem Ton-Experten und Schauspieler Fehling. „Wir wussten, wir brauchen einen Menschen aus dem Delta, der uns in das Labyrinth führt“, erzählte Fehling vom Dreh. Man sei während der Arbeit zu Besuch bei vielen Einheimischen gewesen, habe in ihren Hütten gesessen und sich teilweise mit Händen und Füßen verständigt.

Schließlich fiel die Wahl auf Sariqo Sakega, einen älteren Mann, der über 20 Jahre lang Krokodiljäger auf dem Okawango war. Dabei wird die fehlende Filmerfahrung des Afrikaners sogar zum Stilelement, denn seine teilweise echte Verblüffung über deutsche und europäische Kultur, Film und Dreharbeiten lässt Zabeils Abschlusswerk in seinen besten Momenten zu einem semidokumentarischen Film werden. „Der Fluss war einst ein Mensch“ ist im besten Sinn kontemplativ, lebt von beeindruckenden Naturpanoramen und Nahaufnahmen der Schauspieler – und erzählt ganz nebenbei die sensible Geschichte eines Deutschen, der in totaler Einsamkeit und Fremde Grenzerfahrungen macht.

Fehling war auch noch Monate nach den Arbeiten begeistert vom Dreh: „Mich hat das Projekt mit den ungeplanten Dreharbeiten gereizt, weil es ein Arbeitsstil war, den ich so bislang nicht kannte“, sagte Fehling über das Filmprojekt, das die Nominierungsjury des Nachwuchspreises First Steps es als „besonderen Film“ und „großartiges Experiment“ bezeichnete. „Und ich habe mitgemacht, weil ich Jan Zabeil kenne und vertraue“, so der Schauspieler, der bereits für seine Darstellung als Johann Wolfgang von Goethe für den Deutschen Filmpreis nominiert wurde. Fehling war auch einer von zehn europäischen Shooting Stars der vergangenen Berlinale, ein durch das Studio Babelsberg unterstützter Schauspiel-Nachwuchspreis.

Neben der Rohfilm-Produktion „Der Fluss war einst ein Mensch“ hoffen auch die HFF-Filmemacher von „Die Kriegerin“, „Digame – Sag mir“, „Fort-Sxvagan“ und „Vergiss Dein Ende“ auf einen First-Steps-Preis, der im Berliner Theater am Potsdamer Platz verliehen wird.

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