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Von Sabine Schicketanz: Experten für Biosphärenbad

Jakobs: Niemeyer-Variante wird nicht gebaut / Jury-Entscheidung für Bad-Neubau im Volkspark

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Potsdams neues Schwimmbad wird mit großer Wahrscheinlichkeit neben der Biosphäre im Volkspark gebaut. Diesen Standort haben gestern Abend bei einem Workshop zum Bad-Neubau in der Landeshauptstadt Experten aus der Wirtschaft empfohlen. Ob ein Sport- oder ein Sport- und Freizeitbad gebaut wird, sei nicht entschieden, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) im Anschluss. Er favorisiere ein Sportbad „mit Freizeitbad-Elementen“. Einem Freizeitbad nach Entwürfen des brasilianischen Star-Architekten Oscar Niemeyer erteilte der Oberbürgermeister dagegen eine deutliche Absage: „Niemeyer ist für mich nicht realisierbar.“

Als mögliche Neubau-Variante wurde der Niemeyer-Entwurf, der ebenfalls an der Biosphäre gebaut werden könnte, jedoch von den Workshop-Teilnehmern nicht ausgeschlossen, so Jakobs. Allein einer der drei möglichen Standorte sei jetzt aus dem Rennen: das ehemalige Tram-Depot an der Heinrich-Mann-Allee. Das Grundstück dort wäre zu teuer. Der Brauhausberg dagegen gehört der Stadt; das Grundstück neben der Biosphäre könnte für 100 000 Euro von der städtischen Pro Potsdam erworben werden. Bauherr, Betreiber und Finanzier des neuen Schwimmbads werden die Stadtwerke Potsdam sein, sagte Jakobs.

Teilnehmer des Workshops waren neben Oberbürgermeister Jakobs und Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Paffhausen Stadtverordnete aller Fraktionen, vier bundesweit tätige Experten für Schwimmbäder und Freizeiteinrichtungen sowie ein Schwimmsport-Fachmann. 14 Bad-Varianten wurden beraten, zur Auswahl standen drei Standorte: der Brauhausberg, das ehemalige Tram-Depot an der Heinrich-Mann-Allee sowie das Biosphären-Areal. Nach der eher vagen Vorentscheidung sollen laut Jakobs jetzt die Fraktionen beraten und im Hauptausschuss am kommenden Mittwoch die Varianten weiter eingrenzen. Die endgültige Entscheidung trifft die Stadtverordnetenversammlung; offen ist laut Jakobs, ob es zuvor eine Bürgerbefragung oder eine repräsentative Meinungsumfrage geben wird. Umstritten ist politisch vor allem der Bad-Standort – Brauhausberg oder Biosphäre? Vor allem die Linke argumentiert, ein Bad im Norden Potsdams würde die Bürger im Süden der Stadt benachteiligen.

Die günstigste Variante für ein neu gebautes Sportbad ist nach der Im Workshop vorliegenden Analyse der Stadtwerke eine Schwimmhalle neben der Biosphäre. Für sie müssten die Stadtwerke nur 100 000 Euro investieren; pro Jahr würden knapp 390 000 Euro Gewinn gemacht. Ein konventionelles Freizeitbad wäre ebenfalls neben der Biosphäre am preiswertesten. 12,1 Millionen Euro müssten investiert werden, pro Jahr müsste die Stadt 265 000 Euro zuschießen. Das Freizeitbad nach Entwurf von Oscar Niemeyer kann ebenfalls an der Biosphäre am kostengünstigsten gebaut werden. 16,1 Millionen Euro müssten investiert und 585 000 Euro pro Jahr für den Betrieb gezahlt werden. Die Reinkosten für das Niemeyer-Bad liegen bei 30,3 Millionen Euro, abzüglich eines Erlöses aus dem Verkauf des Brauhausberg-Grundstücks für zwölf Millionen Euro sowie der bereits bezahlten 2,3 Millionen Euro für die Planung bei 16,1 Millionen Euro. Stadtwerke-Chef Paffhausen schloss nicht aus, bei einer endgültigen Absage an Niemeyer die Entwürfe zu verkaufen. „Das ist die einzige Möglichkeit, daraus noch Geld zu generieren.“

Die Bad-Entscheidung gilt als hochpolitisch, weil Potsdam im Jahr 2010 seinen Oberbürgermeister wählt. Zu erwarten ist, dass sich erneut Amtsinhaber Jakobs und Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg ein Duell liefern. Im Sachen Schwimmbad vertreten beide konträre Positionen: Während Jakobs die Biosphäre als Standort eines Neubaus favorisiert, hat Scharfenberg sich auf die Schwimmhalle am Brauhausberg – sie stammt aus DDR-Zeiten – festgelegt. 5,4 Millionen Euro müssten die Stadtwerke für deren Sanierung investieren, pro Jahr würden laut Wirtschaftlichkeitsberechnung Zuschüsse in Höhe von 37 000 Euro notwendig sein.

Derzeit gibt es für die Brauhausberghalle nur eine Betriebsgenehmigung bis Ende 2011. Paffhausen und Jakobs mahnten deshalb eine schnelle Entscheidung an. Schon jetzt sei ein Neubau bis Anfang 2012 wegen der Planungs- und Vergabeverfahren nicht möglich.

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