Homepage: Extrem ästhetisch
Diplom-Arbeiten von FH-Studierenden liefern Anregungen für Bauvorhaben in der Stadt
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Punktlandung: exakt einen Tag nachdem die Ruine des im Abriss befindlichen Postgebäudes Am Kanal mit einem letzten Stoßseufzer in sich zusammen gesackt war, präsentierte FH-Student Marc Koch gestern Pläne für diese Baulücke vor seinen Prüfern. Ausgangspunkt für seinen Entwurf – wohlgemerkt nur eine Diplomarbeit ohne Aussicht auf Verwirklichung – ist ein altbekanntes Problem: Potsdam als Hochschul- und Bildungsstandort wird in seinem Zentrum von Studenten und Wissenschaftlern zumeist nur als Durchgangsort genutzt, Institute und Hochschulen sind dezentral um die Stadt herum verstreut. Daher hält Marc Koch ein Forum als Ort der Information, Erfahrung und des Erlebnisses für notwendig. Die Idee ist nicht ganz neu, ein Science-Center oder Denkhaus wird von Hochschulen und Instituten der Stadt schon lange gefordert. Konkrete Pläne werden aber immer wieder vertagt.
Um so konkreter sind die baulichen Vorstellungen von Marc Koch. Ein steinerner Riegel, der sich farblich wie auch von Höhe und Ausmaß an das neobarocke Hauptpostgebäude anschließt. Der recht verschlossene Kubus öffnet sich jäh zur Straße hin mit einem Hof, der auch den Zugang zum Gebäude darstellt. Auf seiner Rückseite soll sich wie früher einst eine Gartenanlage anschließen, über einen Durchgang mit dem Hof verbunden. Im Inneren: eine Umgehung des Hofes, ein Breite Straße von der die Räume abgehen, Platz für Präsentationen, Filme, Vorträge, Bar, Restaurant, Studenteninfo und ein – abgetrenntes – Gästehaus.
„Eine sehr schöne Aufgabe, grundsätzlich zufrieden“, wertete die Prüferin Prof. Anita Gaenssler. In Potsdam sei die Idee relevant, der Ort gut gewählt, die Kubatur passend. Nur eine Irritation hat sie: Der Eingang sei nicht einheitlich genug. Auch ihr Kollege Prof. Manfred Ortner findet die Idee hervorragend, hätte aber lieber ein allein stehendes Gebäude gesehen, zudem findet er den Monolith zu verschlossen. „Aber dennoch: eine extrem ästhetische Arbeit“.
Die vollkommene Neuordnung des Geländes der Sporthalle in der Heinrich-Mann-Allee haben die beiden Studierenden Rita Gabriel und Christoph Alff in ihrer Diplomarbeit vorgeschlagen. Sie gehen bei ihren Überlegungen davon aus, dass die derzeitige Sporthalle mit einer Kapazität von rund 350 Zuschauern zu klein ist. Ihre Pläne sehen eine Verknüpfung von Vereinssport und kommerziellem Sport vor. Herzstück der Anlage ist eine dreigeschossige Halle, in der bis zu 3000 Zuschauer Platz haben sollen.
Hinter der Halle, die zwischen zwei Gebäuderiegeln eingeschlossen ist, sollen sich verschiedene Sportflächen und Tennisplätze anschließen. Das Areal auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle „Sporthalle“ lade dazu ein, das Sportforum in die Vegetation einbetten. Auf den Skizzen ist der Stein-Glasbau hinter schattigen Kiefern zu sehen. Eine spannende Idee, schlüssig hergeleitet, so das Urteil der Prüferin Prof. Ute Lehmann. Allerdings bemängelt sie, dass Teile des Altbaubestandes nicht integriert wurden. Auch könne die horizontale Gliederung dazu führen, dass es Probleme mit dem Lärm gibt. Ihr Kollege Prof. Karl-Heinz Winkens hatte ein Problem damit, dass sich der Sportkomplex nicht wie die übrige Bebauung an die Straßenstruktur angliedert, sondern mit seiner Nord-Südausrichtung eine extreme Schrägstellung hat. Doch unterm Strich sind die Dozenten zufrieden: Die Sportstätte als Insel im Grünen überzeugt, Klarheit der Planung und gute Ausführung der Halle werden von den Prüfern hervorgehoben.
Ebenfalls die Natur mit einbezogen hat ein ganz ungewöhnliches Konzept zum Potsdamer Wildpark. Die Studentin Susanne Frieß ist weit zurück gegangen in der Weltgeschichte – bis zu Platon. An seinen Olivenhaine „Akademos“ lehnt sie ihre Idee einer Schule der Sinne und des Geistes an. Ruhe steht hier im Zentrum. Ruhe, die zu Nachdenklichkeit und Konzentration führen soll. Eine Ruhe, die in den Weiten des Wildparks ganz sicherlich zu finden ist. „Philosophie beginnt mit dem Staunen“, sagt die Studentin. Oft würden wir dabei aber vergessen, unsere Sinne zu nutzen. Selbstfindung soll in der Ruhe ihrer „Wildpark-Akademie“ möglich werden.
Angegliedert an das von Persius errichtete Nordtor, das heute in einem leidlich schlechten Zustand ist, sieht ihre Planung mehrere Gebäude mit Innenhöfen vor, die zu „Räumen der Freiheit“ werden sollen. Ein Hof der Ruhe, ein Hof der Sinne, ein Hof des Genusses, einer der Rhetorik und einer der Reinigung – mit Sauna und Thermalbad – sollen entstehen. Der Übergang vom Eingang im Nordtor soll etwas in die Erde eingelassen werden. Die Gebäude will Frieß zurückhaltend positionieren, um das Zentrum der Anlage bei dem klassischen Tor zu belassen. Schön und mutig findet Prüferin Prof. Martina Abri den Entwurf. Mutig ser vor allem, sich mit Persius auf eine Stufe zu stellen und mit einer neuen Idee eine eigenen Formsprache zu entwickeln: „Gelungen!“
Die Entwürfe sind bis 23. Februar, montags bis samstags, 10 bis 18 Uhr im Schaufenster der FH, Friedrich-Ebert-Straße 6 zu sehen.
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