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Keine Bange vor der Schlange. Schüler der Karl-Foerster-Grundschule im Bornstedter Feld proben derzeit beim „1. Ostdeutschen Projektzirkus André Sperlich“ verschiedene artistische Übungen und Zaubertricks. Ziel ist eine Stärkung des Selbstvertrauens der jungen Schlangenbändiger.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Fakire im Bornstedter Feld

Ein Projektzirkus macht derzeit für die Schüler der Foerster-Grundschule Station in Potsdam

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Sind Paula und Aljoscha wirklich so wagemutig? Zu Füßen der beiden Neunjährigen liegen Glasscherben. Noch stehen die zwei Schüler neben den Matten mit der gläsernen Gefahr. Doch gleich werden sie hier im Zirkuszelt an der David-Gilly-Straße im Bornstedter Feld barfuß auf die grünen und weißen Scherben treten – natürlich ganz ohne sich dabei zu verletzen.

Paula und Aljoscha lernen an der Potsdamer Karl-Foerster-Grundschule im Bornstedter Feld. Wie alle rund 620 Schüler dieser Schule nehmen die beiden in diesen Wochen an einem Zirkusprojekt teil. Gleich neben der Kita „Tönemaler“, deren ältere Kinder ebenfalls an dem Projekt mitwirken, steht zurzeit ein rotes Zirkuszelt, in dem die Kinder ihre frisch erlernten Kunststücke vor Mitschülern, Freunden und Verwandten vorführen werden – so unter anderem die Glasschalen-Nummer.

Doch wie funktioniert die eigentlich? Mitschülerin Lilly, die Paula, Aljoscha und den anderen „Fakiren“ gerade ganz gebannt zugeschaut hat, vermutet, dass die Glasschalen vorher abgekocht worden seien. Papa habe ihr das jedenfalls so erklärt. Und selbst Paula, deren Füße die Fakirnummer anscheinend unbeschadet überstanden haben, ist die ganze Sache ein Rätsel: „Weiß ich auch nicht so genau“, antwortet sie auf die Frage, warum ihre Füße das überhaupt ausgehalten haben. Aljoscha hingegen denkt, dass die Scherben „ein bisschen abgerundet sind“. Wie auch immer die Sache funktioniert – man müsse dabei ganz vorsichtig zu Werke gehen, denn sonst könne man sich an den Scherben tatsächlich schneiden, sagt Paula.

Die Kunststücke beigebracht haben den Kindern die Artisten vom „1. Ostdeutschen Projektzirkus André Sperlich“. Seit dem vergangenen Montag studieren sie mit den Schülern und Kindergartenkindern artistische Übungen sowie Zaubertricks ein: Kunststücke am Trapez, Feuerspucker, Clowns, sogar kleine Ponnys und Ziegen sind mit von der Partie. In einem schwarzen Kasten verschwindet eine Taube und taucht plötzlich als Kaninchen wieder auf. Zauberei und Artistik, wie man sie von den Zirkusvorstellungen dieser Welt kennt.

„Das Sozialverhalten wird hier bei uns sehr gestärkt“, sagt Marko Sperlich, Bruder des Zirkusnamensgebers André. Die Kinder bekommen mehr Selbstvertrauen. Auch diszipliniertes Verhalten werde automatisch geübt, ist sich Sperlich sicher. Sinn des Zirkusprojekts sei es zudem, die Schüler weg vom Fernseher und von der Spielekonsole zu locken. Man wolle den Nachwuchs mit diesem Projekt zum Beispiel dazu anregen, vielleicht selbst in eine Turngruppe zu gehen oder sich überhaupt in der Freizeit körperlich zu betätigen. Was die von Sperlich angesprochene Disziplin angeht, so hat er es während der Proben nicht immer ganz leicht. In dem mit mehreren hundert Kindern gefüllten Zirkuszelt ist schnell ein ziemlicher Lärmpegel erreicht. Artist Sperlich muss sich von Zeit zu Zeit als eine Art Dompteur für Kinder betätigen – um wieder ein wenig Ruhe in die Manege zu bekommen.

Die Idee, diesen Zirkus, der aus der Nähe von Wittenberg stammt, an die Karl-Foerster-Grundschule nach Potsdam zu holen, hätten Kollegen gehabt, berichtet Schulleiterin Petra Knoblauch. Vor Eröffnung der zweiten Grundschule im Bornstedter Feld sei ihre Schule übervoll gewesen. Man habe die Kinder sogar in Raumcontainern unterrichten müssen. Als Ausgleich „für diese harte Zeit“ habe sich die Schule „was Schönes“ gewünscht und es mit dem Zirkus, der hier für zwei Wochen Station macht, nun auch bekommen. Gute Unterstützung dabei habe man vom Potsdamer Jugendamt erhalten.

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