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Historisches Denkmal. Das Stellwerk B 23 in Cottbus soll Studentencafe werden.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd

Landeshauptstadt: Falscher Mokka im ältesten Cottbuser Stellwerk

Deutsche Bahn will B 23 als Denkmal erhalten / Studenten wollten dort Café einrichten

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Cottbus - Falschen Mokka könnte es schon bald in einem der ältesten deutschen Stellwerke an der Cottbuser Bahnhofsbrücke geben. „Wir haben uns als Nachmieter für das B 23 beworben“, kündigt Florian Baumert vom Studentenclub „Muggefug“ der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus an. Der 1994 als „Café Muggefug“ gegründete Verein will den unter Denkmalschutz stehenden Klinkerbau zu einem Studentencafé umgestalten. „Dabei könnte fast alles so bleiben, wie es ist“, sagt der 22-jährige Vizechef des etwa 25 Mitglieder zählenden Studentenvereins. Gemeinsam mit dem Denkmalschutz soll schon bald ein Nutzungskonzept für das 1903 in Betrieb gegangene Druckluft-Stellwerk und die Schalt- und Signalräume auf den drei Etagen vorliegen.

Die Idee mit dem Studentencafé sei keine schlechte Lösung, sagt der Leiter Planung und Steuerung der Deutschen Bahn AG in Cottbus, Hartmut Schirmer. Seit der Schließung des B 23 im vergangenen Jahr sucht er für den „Methusalem“ unter den mechanischen Stellwerken nach einem geeigneten Nachmieter. „Auf alle Fälle wollen wir das Stellwerk als historisches Denkmal erhalten“, sagt Schirmer. Es war am 19. November 2010 in den Ruhestand versetzt worden. Seither werden vom B 23 aus keine Weichen mehr gestellt. Die zehnköpfige Schichtbesatzung ist längst auf anderen Posten. Gemeinsam mit dem B 23 hatten vor knapp einem Jahr noch zwölf weitere mechanische Stellwerke in Cottbus ihre Arbeit vorzeitig eingestellt. Ihre Funktion habe inzwischen das rund 50 Millionen Euro teure elektronische Zentralstellwerk in Berlin-Pankow übernommen, teilte der Bahnmanager mit.

Während die zwölf anderen Cottbuser Stellwerke inzwischen mit Brettern vernagelt sind und auf ihren Abriss warten, soll das alte Brückenhaus am Hauptbahnhof der Nachwelt erhalten bleiben.

„Wir wollen es langfristig vermieten“, sagt Schirmer. Großes Geld wolle man damit nicht verdienen. Die Nebenkosten von jährlich rund 5000 Euro, der Zugang über eine stählerne Wendeltreppe sowie fehlende Parkplätze hätten viele Interessenten aber abgeschreckt.

„Unsere Studenten brauchen keine Parkplätze“, sagt Florian Baumert. Sie kommen zu Fuß oder per Fahrrad. Da der Studentenclub in der Nähe des Campus ohnehin aus allen Nähten platzt und dringend ein anderes Domizil sucht, käme das alte Stellwerk genau richtig. Ein breites Kulturangebot mit Kleinkunst, Lesungen und Konzerten würde das Stellwerk an der Cottbuser Bahnhofsbrücke zu neuem Leben erwecken, sagt Baumert. Er hofft, dass sich mit dem Projekt auch Förderhähne an der BTU und im Brandenburger Kulturministerium anzapfen lassen.

Britta Beyer

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