
© J. Bergmann
Ramadan in Potsdam: Familie Fadi: „Wir haben nur fünf Stunden“
Die vierköpfige Familie Al Fadi stammt aus der syrischen Hauptstadt Damaskus und lebt seit Herbst 2015 in Potsdam. In ihrer neuen Heimat erlebt sie Ramadan ein wenig anders.
Stand:
Der 64-jährige Suliman Al Fadi aus der syrischen Hauptstadt Damaskus ist im Oktober 2015 mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. Nach einigen Tagen in Eisenhüttenstadt landeten er, seine Frau und die beiden 15 und 17 Jahre alten Söhne Omer und Abdullah in der Flüchtlingsunterkunft am Lerchensteig, wo sie nun einen Container bewohnen.
Auch ihnen macht während des Ramadan der späte Sonnenuntergang und der frühe Sonnenaufgang zu schaffen, wie der Familienvater erzählt. „Wir haben hier nur fünf Stunden, in denen wir essen und trinken können.“ Auch sie beginnen um 21.30 Uhr mit Wasser und Datteln, danach gibt es Suppe, Börek (Teigtaschen), Ful (Bohneneintopf) oder Fatteh (ein Brot-Joghurt-Gericht), wie seine Frau Nadia Albaghdadi sagt. Zu trinken gibt es zum Beispiel Sous, eine Art Lakritz-Eistee, der vor allem zum Ramadan zubereitet wird. Suliman Al Fadi holt eine Packung mit arabischen Schriftzeichen aus dem Schrank und öffnet sie. Zum Vorschein kommt eine Art Kräutermischung mit intensivem Geruch. Suliman Al Fadi erklärt die komplizierte Zubereitung: Das getrocknete Kraut wird mit Wasser auf ein Tablett zum Einweichen gegeben. Dann kommt Natron-Pulver dazu und die Mischung wird durch ein Tuch gepresst – Tropfen für Tropfen entsteht so das Getränk. Genossen wird es eisgekühlt.
Auch die Familie Al Fadi bleibt beim Fastenbrechen in Potsdam unter sich, ganz anders als in der Heimat. „In Damaskus ist man während des Ramadan jeden Abend eingeladen oder hat selber Gäste zu Hause“, erzählt Suliman Al Fadi wehmütig. Hier in der Unterkunft ist das nicht möglich, die Räume sind zu klein, auch fehlt die Großfamilie. Und noch etwas ist anders beim Ramadan in der Fremde: In Damaskus läuft um 1 Uhr nachts ein Trommler durch die Straßen, um die Menschen zum Gebet zu wecken. Dann gibt es sozusagen Mittagessen – nach dem „Frühstück“ bei Sonnenuntergang. Doch in Deutschland klappt das mit den Zeiten nicht. Da erst um 21.30 Uhr die erste Mahlzeit zu sich genommen wird, haben die wenigsten schon um 1 Uhr wieder Hunger. Und einen Trommler gibt es am Lerchensteig natürlich auch keinen.
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