Landeshauptstadt: Familienhaus ist überbelegt
Einrichtung für obdachlose Familien soll erweitert werden / Mehr Betroffene
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Drewitz - Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) schlägt eine Erweiterung des Familienhauses vor. Hintergrund ist die momentane Überbelegung der Sozialeinrichtung, die von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) getragen wird. Selbst der Gemeinschaftsraum im Haus, das wohnungslosen Familien für eine Übergangszeit Obdach geben soll, wird derzeit von einer Familie bewohnt. Insgesamt leben 18 Eltern mit ihren Kindern in dem Gebäude in der Turmstraße, sagte die Leiterin der Einrichtung, Birgit Hollmann. Ausgelegt ist das Haus für 13 Mietparteien. Drei Familien sollen in den nächsten Tagen in eigene Wohnungen ziehen.
Auch Awo-Geschäftsführerin Angela Basekow sprach sich für eine Erweiterung aus, „allerdings keine Containerlösung“, machte sie deutlich. Müller brachte das benachbarte Übergangswohnheim ins Gespräch, in dem Spätaussiedler oder Kontingentflüchtlinge temporär unterkommen, ehe sie eigene Wohnungen erhalten oder an andere Einrichtungen verwiesen werden. Das Heim, das ebenfalls abgeschlossene Wohneinheiten habe, sei nicht mehr komplett ausgelastet, das Familienhaus könnte Bereiche für sein Angebot übernehmen, sagte Müller bei einem Besuch der Awo-Einrichtung an Heiligabend, bei dem sie Handtuchsets an die 18 Familien verschenkte.
Familienhaus-Leiterin Hollmann sagte, die Zahl wohnungsloser Familien in Potsdam habe in diesem Jahr spürbar zugenommen. Die Gründe für obdachlos gewordene Eltern mit Kindern seien vielfältig. Nicht nur arbeitslose Eltern seien von Obdachlosigkeit betroffen. „Wir haben immer mehr Familien, bei denen beide Elternteile arbeiten und die trotzdem Schwierigkeiten mit Mietzahlungen haben“, so Birgit Hollmann. Neben klassischen Schulden entstünden zudem oftmals Finanzierungslücken beim Wechsel von der Arbeitslosigkeit in Arbeit. „Hartz-IV-Eltern haben oft kein Finanzpolster, um solche Lücken abzufangen“, so Hollmann. Ähnlich sei es, wenn das Elterngeld bei Arbeitslosigkeit ausläuft. „Wer Elterngeld bezieht, ist in dieser Zeit in keinem weiteren sozialen Sicherungssystem. Das muss zum Ende des Elterngeldes neu beantragt werden, doch fehlt da oftmals die Beratung “, bemängelte Basekow. Müller, deren Sozialbereich auch für die Elterngeldstelle verantwortlich ist, versprach, ihre Mitarbeiter dafür zu sensibilisieren. Kay Grimmer
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