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Beten um Erlösung. Ein Fanleader aus Teheran im Film „Theran Derby“.

© Promo

Landeshauptstadt: Fankultur in Teheran

Filmuni-Produktion erhält FBW-Prädikat

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Der Film „Tehran Derby“ des Potsdamer Filmstudenten Simon Ostermann hat von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) das Prädikat „besonders wertvoll“ erhalten. Ostermann hat im Rahmen eines Austauschprogramms für den Kurzfilm gemeinsam mit Kameramann Johannes Greisle zwei Anführer der Anhänger der beiden Teheraner Fußballmannschaften auf dem Weg zum wichtigsten Spiel der Saison begleitet. Ostermann studiert seit 2012 Regie an der Filmuniversität Babelsberg.

In der iranischen Hauptstadt Teheran ist man entweder Fan von Esteghlal (die Blauen) oder Persepolis (die Roten). Ostermann sei es für seinen Film nicht darum gegangen, politisch-religiöse Konflikte zu beobachten, sondern in erster Linie die beiden Fußballmannschaften zu begleiten. Mit „außerordentlicher Leichtigkeit“ habe der Filmemacher die Anhänger der Mannschaften beobachtet, heißt es von der Deutschen Film- und Medienbewertung.

Die Islamische Republik Iran ist gespalten – in Rot und Blau, Mann und Frau, Gewinner und Verlierer. Es ist der Tag des Derbys in Teheran: 100 000 Männer beten um Erlösung. Aber geht es hier wirklich nur um Fußball? Das ist die zentrale Frage um die der Film kreist. Der Dokumentarfilm ist 2016 als Sonderprojekt im Rahmen eines Austauschs der Filmuniversität mit dem Film Department der Teheraner Soore University entstanden.

Die FBW-Jury würdigte einstimmig die Feinfühligkeit, mit der Ostermanns Dokumentation ein „zugleich vertrautes wie auch fremdes Stück Fußballgeschehen“ abbildet. Ostermann sei seinen Protagonisten beharrlich gefolgt: „Er lauscht deren Gedanken zu Fußball, Religion und Politik, ohne sie jemals bloßzustellen.“ Obwohl keine einzige Frau im Film zu sehen ist, erfährt man nebenbei, dass das Fußballverbot für Frauen auch bei den Fanleadern nicht auf volle Zustimmung stößt.

Den Film zeichne aus, dass er immer wieder auch an das politische System erinnere, in das die Fankultur von Teheran eingebunden ist. „Ganz allmählich erfahren die Zuschauer von der Ambivalenz, die sich hinter wohleinstudierten Choreografien und Verhaltenskodizes verbirgt“, heißt es weiter. Die Fanleader würden einerseits ihre Mannschaften zielgerichtet antreiben, andererseits aber auch für Deeskalation sorgen – „sodass sie ganz im Sinne des Staates eine Einheit bilden“. Damit bilde der Film auch die gesellschaftliche Relevanz der Fanleader ab.

Bewundernswert fand die Jury auch die Dynamik, mit der Ostermann die Zuschauer durch das schwierige Thema führe: „Ohne Gefahr zu laufen, oberflächlich zu sein.“ Die Jury sei sich selten so einig gewesen wie bei diesem Dokumentarfilm, er habe sie vollends überzeugt. Kix

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