Landeshauptstadt: Fanprojekt vor dem Aus
Land will Förderung einstellen / Schubert: Falsches Signal vor der WM
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Babelsberg - Das Land Brandenburg will ab Juli keine Gelder mehr für die Betreuung von Fußballfans in Potsdam bewilligen. Durch die Entscheidung des Landespräventionsrates stehe das seit fünf Jahren durchgeführte Projekt mit Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft vor dem Aus, sagte Marcel Kankarowitsch. Der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, das Träger des Projekts ist, erklärte: Die Entscheidung sei in dieser Woche ohne Vorwarnung mitgeteilt worden. Sollten nicht innerhalb der nächsten vier Wochen die nun fehlenden 12 500 Euro zur Fortsetzung des Projekts bis Jahresende zugesagt sein, stehe die Betreuung der Fans durch Sozialarbeiter und der Fanladen vor dem sofortigen Aus.
Die Fanbetreuer leisten sozialpädagogische Betreuung von Jugendlichen und Heranwachsenden im Umfeld der Fußballszene, erklärte Kankarowitsch. Bis zu 100 Jugendliche würden sich nach Heimspielen des Fußball-Oberligisten SV Babelsberg 03 im Fanladen versammeln. Das Projekt erhält 68 000 Euro jährlich, davon 18 000 Euro von der Stadt sowie je 25 000 Euro vom Deutschen Fußball Bund und vom Land. Es ist eines von landesweit zwei Fanprojekten zur Gewaltprävention dieser Art.
„Sollte das Geld gekürzt werden , wäre das ein völlig falsches Signal zu dieser Zeit“, sagte Potsdams SPD-Fraktionschef Mike Schubert auf Nachfrage. Gerade vor der Hintergrund der Diskussionen um die Gewaltbereitschaft von Fußballfans aus aller Welt und die Sorge vor Hooligans während der Fußball-WM sei die Entscheidung nicht nachvollziehbar, hieß es gestern gegenüber den PNN. Zudem gefährde die Entscheidung auch Projekte, die während der WM geplant sind, so Kankarowitsch. Beispielsweise würden Treffen mit ukraininischen Jugendlichen nun auf der Kippe stehen. Die Fans des SVB 03 werden der linken und alternativen Szene zugeordnet. Laut Kankarowitsch habe es seit Beginn der Projektarbeit, als der SV Babelsberg 03 in die 2. Bundesliga aufstieg, immer weniger Vorfälle in und um die Stadien gegeben. Selbst Zwischenfälle bei Auswärtsspielen seien zuletzt nicht mehr registriert worden. Dies sei auch auf die Arbeit von Fanbetreuer und Sozialarbeiter Gregor Voehse zurückzuführen.
Der Landespräventionsrat, vor sechs Jahren vom Innenministerium unter Jörg Schönbohm (CDU) ins Leben gerufen, hat die Förderung des Projektes seit zweieinhalb Jahren getragen. Davor seien die Gelder aus dem Jugend- und Sportministerium gekommen, so Kankarowitsch. Er will in den kommenden Tagen wachrütteln und für die Fortführung des Projektes sensibilisieren. Jan Brunzlow
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