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Sie ist der Exportschlager ihres Landes. Lizbeth Seomara Sainz begeistert nicht nur die deutsche Volleyball-Bundesliga, sondern auch die Fans in der Heimat.

©  dpa

Sport: Fanzone in der Karibik

Dank Seomara Sainz werden auch in Mexiko die Play-off-Spiele der Potsdamer Volleyballerinnen verfolgt

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Ihre Exzellenz muss sich noch eine Woche gedulden. Eigentlich wollte Patricia Espinosa Cantellano am heutigen Mittwoch in der Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten in Berlin einen der populärsten Exportschlager ihres Landes empfangen. Doch Lizbeth Seomara Sainz hat andere Verpflichtungen – sportliche. Die Volleyballerin des SC Potsdam reist mit ihrer Mannschaft nach Wroclaw, um gegen den Vierten der polnischen Liga ein letztes Testspiel zu bestreiten, bevor es am Samstag zur ersten Play-off-Partie im Kampf um die Deutsche Meisterschaft nach Wiesbaden geht. Daher muss Botschafterin Cantellano bis kommenden Mittwoch warten, um das Aushängeschild des mexikanischen Volleyballsports zu begrüßen.

Schon der Wechsel der damals 18-jährigen Sainz im vergangenen Spätsommer aus der mexikanischen Liga nach Potsdam hatte in ihrer Heimat für enormes, mediales Aufsehen gesorgt. Inzwischen sind Aufmerksamkeit und Stolz noch größer, denn Sainz „hat die Bundesliga aufgemischt“, wie Potsdams Teammanager Eugen Benzel es formuliert. In der Sprache der Statistiken drückt sich die Klasse der inzwischen 19 Jahre alten Mexikanerin in der deutschen Elite-Liga so aus: Im Ranking der perfekten Annahme steht Sainz nach der Hauptrunde an zweiter Stelle, fünfmal wurde sie nach einer Partie vom gegnerischen Trainer zur wichtigsten Spielerin ihrer Mannschaft gewählt – der zweitbeste Wert der Liga. „Wir wussten, dass sie gut ist“, sagt Benzel, „aber dass sie sich so entwickelt, haben wir nicht erwartet.“

Dabei war es für Sainz zunächst gar nicht so einfach: als Mexikanerin in Deutschland mit einem italienischem Trainer. „Allein wegen der Sprache war es anfangs schwierig“, sagt sie. Im Training und im Spiel werde viel Englisch kommuniziert. „Verstanden habe ich alles, aber wenig gesprochen“, erzählt sie. Aber gerade weil sie viel Neues lernen wollte – auch sprachlich –, habe sie den Schritt nach Europa gewagt. Sie sei zwar mit vielen Fragen nach Potsdam gekommen: „Wie sind die Stadt, die Leute, der Trainer, die Mannschaft?“ Aber es sei schon immer ihr Traum gewesen, in Deutschland und in der Bundesliga zu spielen. „Ich wollte das Niveau kennenlernen“, sagt sie. Die ersten Erkenntnisse ließen nicht lange auf sich warten: „Das Niveau und das Tempo sind viel höher als bei uns in Mexiko.“

In ihrer Heimat kam sie gar nicht umhin, Volleyball zu spielen, denn ihre gesamte Familie tut es. Den Wechsel nach Deutschland bezeichnet sie als einen Schritt nach vorn, „für mich, meine Familie und den mexikanischen Volleyball“. Landesweit werden die von der Volleyball-Bundesliga via Livestream übertragenen Spiele im Internet verfolgt.

Daher ist auch in Mexiko bekannt, dass sich der SC Potsdam in der aktuellen Saison als Fünfter der Hauptrunde für die Play-offs qualifiziert hat. Dort wartet im Viertelfinale der VC Wiesbaden, der am kommenden Samstag im ersten Spiel Heimrecht hat. Gespielt wird im „best of three“-Modus – wer als erstes Team zwei Spiele gewonnen hat, rückt ins Halbfinale vor. „Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen können“, sagt Teammanager Benzel. Nach dem Ende der Hauptrunde am 21. Februar hatten die Spielerinnen eine Woche frei, seit Wochenbeginn verlangt Trainer Alberto Salomoni ausschließliche Konzentration auf Volleyball. Verarbeitet ist inzwischen der Schock, den der Kreuzbandriss von Zuspielerin Giulia Carraro am letzten Spieltag verursacht hat. Der Verein hatte umgehend reagiert und Luisa Sydlik aus der Talentriege des VC Olympia Berlin verpflichtet. „Wir hatten sie für die Zukunft ohnehin schon im Visier“, verrät Benzel. Die 18-Jährige mache im Training einen „super Eindruck, aber entscheidend wird sein, wie sie mit dem Druck eines Play-off-Spiels umgeht“, so der Teammanager. Der Mannschaft jedenfalls traut er zu, in Wiesbaden zu bestehen. „Wenn wir dort gewinnen, werden wir eine Woche später in Potsdam eine ausverkaufte Halle haben“, hofft er. Und vielleicht wird Seomara Sainz dann sogar mexikanische Unterstützung bekommen. Botschafterin Cantellano jedenfalls wird am kommenden Mittwoch herzlich eingeladen, am 21. März um 18.30 Uhr in die MBS-Arena nach Potsdam zu kommen.

Die Ansetzungen für die Play-off-Spiele: 14. März, 19 Uhr, in Wiesbaden; 21. März, 18.30 Uhr, in Potsdam; 25. März, 19 Uhr, in Wiesbaden

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